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Montag, 17.02.2014

Bedeckter Himmel, keine Escudos mehr in der Geldboerse, der Wind hat nachgelassen, die Duenung braust etwas abgeschwaecht am Rand der Bucht von Palmeira entlang. Landgang. Der erste Weg fuehrt uns an den Strand, direkt vor die Mauern der Enacol-Station. Auch unsere zweite Gasflasche ist endlich wieder voll, die blaue Enacol-Flasche dafuer leer. Also zurueckbringen und bezahlen. 2.115 Escudos sind fuer die 12 KG Flasche faellig, das mitgelieferte Adapterteil samt Schlauch gab es gratis dazu. Zwei Hollaender kommen uns entgegen, die haben ihre leere Flasche (mit einem Stueck Schlauch versehen) zum fuellen bei Enacol abgegeben. Das waere also auch eine Option gewesen.

Das Dinghi lassen wir im Jeep-Touristengewimmel am Strand zurueck. Wie die wohl die malerische Bucht von Palmeira bei ihren Fahrten erklaert bekommen? ,Linkerhand sehen sie die vor Anker liegenden Fischer- und Segelboote, hinter uns die Gas- und Petrolstation von Enacol mit ihren blitzblank polierten Behaeltern und dort in der Ecke werfen die Einwohner Palmeiras tagtaeglich ihre Fischabfaelle und sonstigen biologisch abbaubaren Reste ins Wasser…..’ Urlaubsidyll auf einer wuestenaehnlichen Insel ausserhalb der Hotel”mauern”…..! Alle schlucken ordentlich Staub, auch eine Moeglichkeit, die mehlweisse Haut einzufaerben, lassen sich mit gezueckten Fotoapparaten in einer ,typisch kapverdischen’ Bar zum Drink nieder, stecken den vierbeinigen Bettlern die mitgebrachten Lunchbrote zu, lauschen den Erklaerungen der stabil gebauten Fuehrerin und folgen ihr nur zu allzugern zurueck zum Bus. Der bringt sie dann noch zu anderen Sehenswuerdigkeiten der Insel bevor es zurueck zum wirklich schoenen Strand von Santa Maria und damit ins Hotel geht.

Damit die Touristen uns da nicht allzuviel voraus haben, bestimmen wir den Montag als den ultimativen Ausflugstag! Sowohl die Cacique-Crew als auch wir beschaeftigen uns schliesslich intensiv mit dem Abreisetermin. Also noch einmal zurueck zu den Schiffen — was mir platschnasse Jeans beschert, Dinghistarten in der Brandung mit langen Hosen ist definitiv Mist — und alles notwendige einpacken. Dann wird Willi Gummiwutz wieder zum Vierer-Taxi und bringt uns an die Pier. Auf der Hauptstrasse entern wir ein leeres Aluguer, das bringt uns fuer umgerechnet ca. 25 Euro nach Buracona, Pedra Lume und zurueck nach Espargos.

Ueber eine staubige, rumpelige Piste geht es entlang der Kueste nachBuracona. In der Ferne sind doch tatsaechlich Kuehe auszumachen und seltsame, kugelrunde gelbe “Fruechte” liegen hin und wieder in kleinen Senken.Die niedrigen Buesche und Baeume zeigen nur allzu deutlich die vorherrschende Windrichtung an, ein Arbeiter klopft aus den herumliegenden grossen Steinen kleinere Pflastersteine zurecht. Immer wieder kurvt unser Fahrer um Loecher oder Steine herum, wechselt die Fahrbahnseite um nicht aufzusitzen. Wir ueberlegen, wie lange die Stossdaempfer und der Riss in der Windschutzscheibe das Geholpere wohl aushalten. Immer wieder stehen Hinweisschilder mit “Buracona xykm” am Rand der Piste.

Buracona besteht aus einem flachen Holzgebaeude, in dem sich eine Bar befindet und einem tiefen Einschnitt in die Kueste, in dem sich die Brandung bricht. Gestern oder vorgestern bei noch mehr Wind war das sicherlich noch viel eindrucksvoller. Ueber schwarzes und gelbliches Lavagestein kann man bis an die Steilkante laufen. Mittendrin eine Art Hoehle, ganz tief unten schwappt etwas Wasser. Bei Flut und mehr Brandung gut vorstellbar, wie das Wasser hier geysirmaessig aus dem Loch schiesst. Die unvermeidlichen Souvenirverkaeufer sind natuerlich ebenfalls vertreten und texten uns zu. Sehr mitteilsam die Jungs, sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch. Die typisch Kapverdischen Andenken bestehen aus eindeutig afrikanisch orientierten Schnitzereien. Giraffen und Totemmasken ordne ich jedenfalls den Kap Verden eher weniger zu. Wir bekunden hoefliches Desinteresse und der Trupp zieht sich auf die Ladeflaeche des ebenso unvermeidlichen Pick-Ups zurueck. Und ich frage mich zum wiederholten Male, ob die wohl jemals etwas verkaufen.

Unser Fahrer wartet geduldig auf uns. Dann geht es am Fusse des Berges (Ponta Norte?) entlang durch die Wueste. Schon von weitem sichtbar sind in den Sand eingegrabene Autoreifen und eine groessere Bretterbude erkennbar. Eine Art Quadrennstrecke? Hier, wo es sicherlich niemand kuemmert, wo man mit den gelaendetauglichen Gefaehrten entlang brettert? Das Raetsel der Gummireifenpiste ergruenden wir nicht, die Bretterbude allerdings entpuppt sich als “Galerie & Bar”. Wir sind sprachlos. Ein kleiner Lastwagen kommt uns entgegen, schnell alle Fenster zu damit wir nicht noch mehr Staub schlucken. Davon gibt es schon reichlich im Wageninneren. Steine, Autoreifen und Pfosten begrenzen was auch immer. Hinter einer Hecke “weiden” erschreckend duerre Pferde das karge Gras ab. Wir erreichen Terra Boa, die aermste Siedlung Sals wie Rosi gelesen hat. Das ist unuebersehbar. Hier wird Recycling gross geschrieben — alles, was nur irgendwie fuer den Bau einer Unterkunft verwertbar ist, wurde hier einer entsprechenden Verwendung zugefuehrt. Ringsum haengt Plastikmuell zwischen Steinen und den Aesten der duerren Straeucher. Wir sind sprachlos. Alles, was wir bislang bereits gesehen haben, ist schon ein Kontrast zu Europa, aber das hier ist nochmal eine Steigerung.

Durch die Aussenbezirke Palmeiras geht die Fahrt. Auch hier sehr improvisierte Behausungen im Kontrast zu grossen, mehrgeschossigen Siedlungsneubauten. Ob die Bewohner wohl bald umgesiedelt werden sollen und ob sie in den “Plattenbauten” gluecklicher und besser leben werden?

Ueber eine Asphaltstrasse geht es dann nach Pedra Lume und zu den Salinen. In der Bucht von Pedra Lume sollte irgendwann eine grosse Marina gebaut werden. Zum Scheitern verurteilt, sind wir hier doch auf der Luv-Seite der Insel. Die vorherrschenden Winde pusten hier kraeftig das Wasser in die Bucht. Am Ufer stehen die Ueberbleibsel der Salzverladestation, eine Kirche und einige kleine aber ganz ordentlich aussehende Haeuser. Die eigentliche Saline liegt oberhalb, zumindest die Zufahrt, in einem grossen Kessel. Die imposanten Pfeiler der frueheren Verladeseilbahn sind noch gut erhalten bzw. restauriert worden. Auch hier hat ein auslaendischer Investor erkannt, wie man Gewinne generieren kann: Fuer 5 Euro gewaehrt man dem wissensdurstigen Tourist Einlass. Dafuer darf man im Solebad plantschen und sich anschliessend mit Suesswasser abduschen. Wir verzichten auf das Spektakel und erhaschen lediglich einen kurzen Blick vom Kraterrand auf den Talkessel bevor uns der Waechter ueber die Eintrittskarten zurueck pfeift.

Zurueck in Espargos bummeln wir noch etwas durch den Ort, auf der Suche nach einem geeigneten Schrubber fuer die Reinigung von Cacique’s Unterwasserschiff und nach einer Baeckerei. Der viele Staub wird mit einem Bier in Sivy’s Restaurant runter gespuelt. Wir bewundern die Obstverkaeuferinnen, die schwere Plastikwannen voller Bananen auf ihrem Kopf balancieren. Es troepfelt leicht aus dem grauen Himmel. Regen auf Sal? Sollte es sowas tatsaechlich geben??

Die Baeckerei finden wir dann auch noch — am Ortsrand von Espargos, hinter der Musikschule in einem grossen Gebaeude, in dem wir nie im Leben eine Baeckerei vermutet haetten! Der Andrang ist gross, die Schlange der Backwarensuechtigen geht in 3er-Reihen bis zur Ladentuer. Jeder Neuankoemmling hat zu tun, ueberhaupt noch reinzukommen. Und mich befaellt eine leichte Sehnsucht nach den heimischen Backereilaeden, nach dem dunklen, aromatisch duftenden Brot …… wieder etwas, auf das man sich freuen kann, wenn dann mal wieder die Zeit eines Heimaturlaubes gekommen ist.

Im vollgepackten Aluguer (der gleiche, der uns ueber die Insel gefahren hat) geht es zurueck nach Palmeira. Die Baenke vor Armindas Bar sind leer und verwaist, kein Carlos sitzt unterm Schirm. Irgendwie fehlt was, wenn er nicht da ist. Und so gehen auch wir gleich weiter zum Dinghi und setzen ueber. Nichts geschafft, nur geschaut und trotzdem sind wir alle fix und fertig.