Samstag, 16.02.2014 Von Wuestenschiffen und Gummibooten in Seenot

Der Kaeptn ist im Wasserhol-Fieber. Schnell alle verfuegbaren Kanister und die Transportkarre ins Beiboot geschmissen, uns dazu gepackt und ab geht die Post. Die Crew der Cacique ist schon vorgefahren, das Wasserhaeuschen hat ja begrenzte Oeffnungszeiten.

Nach 1/3 der Strecke beschliesst unser Aussenborder: HEUTE ARBEITE ICH NICHT! Er geht einfach und ohne grosse Vorankuendigung aus und laesst sich auch zu keinem Neustart bewegen. Also Paddel raus und zurueck zum Mutterschiff.

Jetzt bin ICH ja nicht so die Heldin in der Disziplin Vierhaendiges Paddeln mit einem Schlauchboot. Eine ganze Zeitlang sieht das noch recht gut aus, dann faengt der Kaeptn das Meckern ueber meinen Paddelstil an und schon werden wir vom heute recht starken Wind einfach so an unserem Schiff vorbei gepustet. Leider sind wir so ziemlich die letzten im Ankerfeld, vor uns ist nur noch der freie Atlantik und eine rote Tonne.

Werner will sich schon in die Fluten stuerzen und uns schwimmend zum Schiff ziehen, entschliesst sich dann aber, die Paddel als richtige Ruderdollen einzusetzen, setzt alles entsprechend ein und legt los. Da naht die Rettung in Form eines anderen motorisierten Schlauchbootes. Ein Kap Verdianer, der auf einem der vielen fest vor Anker liegenden Schiffe arbeitet, hat uns beobachtet und rettet uns nun! Oh , was sind wir dankbar!! Nein, er will nichts dafuer. Mit zitternden Knien klettere ich an Bord und der Kaeptn beginnt mit der Ursachenforschung.

Der Tank ist noch gut halb gefuellt, das sollte eigentlich nicht das Problem sein. Vielleicht zu wenig Oel im Benzingemisch? Jedenfalls wird der Aussenbordertank erstmal entsprechend aufgefuellt und tatsaechlich: nach gefuehlten 50 Startversuchen springt unser Motoerchen wieder an und laeuft auch brav. Ob der Ansaugstutzen vielleicht nicht bis ganz nach unten in den Tank reicht? Wir erinnern uns, ein aehnliches Problem schon einmal gehabt zu haben.

Mit der ganzen Aktion haben wir natuerlich viel Zeit vertan. Optimistisch wie wir sind, machen wir aber trotzdem einen neuen Anlauf und hetzen an Land angekommen mit unseren Kanistern Richtung Wasserhaus. Da ist noch Bewegung, gefuellte Kanister stehen davor, die Chefin der Wasserhaehne bedeutet uns, einzutreten und hilft auch beim fuellen unserer Behaelter. Nur den 20 Liter Faltkanister ruehrt sie nicht an, der ist ihr zu instabil. Wir zahlen unseren Obulus, verpacken alles kunstvoll auf der Karre und zockeln los. Erst einmal zu Armindas Bar, wo Carlos ganz sicherlich wieder anzutreffen ist. Auf den morgendlichen Schrecken benoetigen wir erst noch einmal einen Kaffee! Rosi & Ludwig leisten Carlos auch schon Gesellschaft, verabschieden sich aber in den kleinen Wifi-Laden um die Ecke.

Ueber der Insel fegt der Wind. Sand truebt die Luft und knistert ueberall. Die auf den offenen Pickups angekarrten oder mit Quads fahrenden Touristen sind ziemlich eingestaubt. Nur die unvermeidlichen afrikanischen Souvenirverkaeufer kommen bunt-strahlend auf den Platz und umschwirren die potentiellen Kaeufer wie Bienen eine suess duftende Bluete.Die Touristen ziehen wieder ab, die “Good price”- Leute verziehen sich in den Schatten der wenigen Baeume oder haengen vor einer der Bars ab. Ein paar Fischer kommen zurueck — zu viel Wind heute, der Fang war wohl nicht so berauschend oder man ist erst gar nicht rausgefahren. Aus einem Loch im Tisch taucht eine kleine, sehr helle Dorneidechse auf, schaut sich vorsichtig um und verschwindet bei der kleinsten Bewegung wieder im rissigen Holz des Tisches. Drei Spatzen fliegen den Tisch an und picken die extra fuer sie dort verstreuten Koerner auf. Wehe, die scheucht einer weg — dann wird Carlos aber boese, da kennt er kein Pardon. Das muessen auch die Enkel von Arminda erfahren, die erst von Carlos wegen ihrer Spatzenattacke angepflaumt und dann auch von Oma Arminda ausgeschimpft werden. Spatzen jagen ist hier nicht erlaubt!

Hier, in der Kommunikationszentrale fuer die Segler, erfahren wir auch, dass das geklaute Dinghi der franzoesischen Yacht wieder aufgefunden wurde. Nur der Aussenborder ist und bleibt verschwunden. Man hat das Schlauchboot wohl mit seinem kleinen Faltanker irgendwo am Strand abgelegt, den Aussenborder abgebaut und das Dinghi dann seinem Schicksal ueberlassen.

Naja aehnelt einem Wuestenschiff und nimmt auch langsam so einen kamelbraunen Farbton an: Alles ist mit gelb-braunem Sand bedeckt, nichts ist mehr weiss. Auf der Plexiglasscheibe prasselt es. Jetzt so ein schoener, sinniger Landregen der alles abspuelt und wieder sauber macht