Wenn nicht immer diese Abschiede waeren!! Gestern haben wir uns von Joel , Crewmitglied und Sohn des Skippers der „Spirit of Yeoman“, verabschiedet. Der muss wieder zurueck nach Deutschland und seinen beruflichen Weg finden. Nach einem Jahr sozialer Taetigkeit in Indien und einem Segeltoern vom Festland zu den Kanaren sicherlich nicht so einfach.

Zurueck bleibt sein Dad, Nicholas, besagter Skipper. Und von dem muessen wir uns nun heute frueh verabschieden. Denn wir haben unausweichlich den Entschluss gefasst, heute nach El Hierro zu segeln! „Ihr seid schon 5 Minuten ueber eurer Abfahrtszeit“ frotzelt Nicky noch laechelnd. Klar, wenn die Bootsfrau sich auch erst noch mit einem herzlichen Druecker vom Nachbarn verabschieden muss – soviel Zeit muss sein!

Vorsichtshalber bringe ich Fender zum Nachbarschiff aus, der Wind drueckt uns beim ablegen eigentlich auf die Spirit. Nicholas steht entspannt an Deck – „die Beiden moegen sich, da passiert schon nix“ - der kennt unsere anlehnungsfreudige, manchmal sehr schmusige Lady noch nicht ausreichend ;-). Aber es passiert wirklich nix, mit gut einem Meter Abstand geht s‘ Schiffle brav mit dem Heck in die gewuenschte Richtung und laesst sich dann genauso brav mit dem Bug in Richtung Hafenausfahrt drehen. Als wolle sie zeigen, dass sie es kann – wenn sie will ….. Weiber!

Im Zufahrtskanal werden wir dann ordentlich von einer Boe auf die Backbordtonnen gedrueckt – da ist vorhalten angesagt! Und einstimmig beschliessen wir: „Die Genua reicht heute aus“. Gesagt – getan. Genau raus, zieht, Motor aus. Zwischen 6 und 7 Knoten Fahrt machen wir, in Boen und mit passender Welle werden es auch schon mal bis zu 10 Knoten. Das wird eine schnelle Fahrt! Denkste – wenige Seemeilen spaeter nimmt uns Gomeras hoechster Berg den Wind. Motor an und Genua einrollen. Die flappt nur traege rum.

Jetzt sehen wir alles, was wir von unseren Landausfluegen bereits kennen, also noch einmal vom Wasser aus. Beeindruckend. Ein Wolkenband haengt ueber der Insel und bewegt sich nicht wirklich vorwaerts. Der Wind kommt uns entgegen – naja, wird wohl mehr Fahrtwind sein – die Welle ebenfalls. Was soll das denn jetzt werden???

Im Kielwasser wird El Teide immer kleiner und huellt sich ebenfalls langsam aber sicher in dicke Wolken. Nur noch ein kleiner Zipfel schaut oben heraus. Aber unser Blick wird auch aufs Wasser gezogen: Immer wieder ziehen Grindwale an uns vorbei, einzelne Tiere oder kleine Gruppen. Majestaetisch woelben sich Ruecken und Fluke (??) aus dem Wasser. Oder sind es doch grosse Tuemmler? Eine spaetere Gockel-Recherche bestaetigt aber unsere Vermutung, dass es sich um Grindwale handelt!

Wind und Welle nehmen wieder zu, der Wind dreht wieder auf Nord. Na also, geht doch. Hoppala, das war zu voreilig – El vento steigert sich auf ueber 20 Knoten und zeigt uns dann mit bis zu 33 Knoten, was er so drauf hat. Die Welle kommt dazu mehr seitlich und einige Wellen tuermen sich riiiiichtig hoch neben uns auf – das kann nicht gutgehen!!!!! S‘ Schiff legt sich auch entsprechend auf die Seite, zieht die Fussreling an Backbord fett durch weiss schaeumendes Wasser. An Steuerbord rauscht Wasser hoch und in die Plicht. Wir halten uns fest, unter Deck scheppert und klappert es. Klar, irgendwas geht einem ja immer durch die Lappen und ist nicht flugtauglich verstaut. Die Bilgepumpe springt an – irgendwoher kommt immer noch Wasser ins Schiff. So ein Mist!!! Wenigstens funktionieren die Bilgepumpen! Ich gehe eine innige Verbindung mit unserer Steuerbord-Fallwinsch ein und verziehe mich nach einigen Salzwasserduschen unter die schuetzende Sprayhood. Nur nicht uebel werden….. Warum muss ich so oft auf Klo, obwohl ich so gut wie nix trinke?? Die naechste Wellenpause abwarten und dann aber fix! Festhalten ist trotzdem angesagt. Wie soll das erst werden auf dem Weg zu den Kap Verden? Da hatten andere Yachten Wellenhoehen von ueber 5 Meter …. Da sind die hier mit 3 Meter (oder vielleicht aucht etwas mehr) ja noch gar nix dagegen!

Erst einmal beschaeftigt mich aber noch die Frage, wie sich der sog. Cap-Effekt vor La Restinga wohl auswirkt. Wieviel Wind und Welle erwarten uns dort wohl? Beides beruhigt sich erst einmal, Segeln kann so schoen und auch einigermassen entspannt sein …. Wenn da diese Wellen nicht waeren.

Wir halten gebuehrenden Abstand vom Cap, irgendwo soll da ein Riff rauslaufen. Wind und Welle nehmen wieder etwas zu, aber im Vergleich zu mittendrin ist das jetzt easy. Und dann geht alles wie immer ganz schnell: Die Hafeinfahrt wird angesteuert, die Genua eingerollt, Leinen klarmachen. Fender – brauchen wir doch nicht, sollen doch vor Mooring an die Kaimauer. Denkste! Claudia steht auf dem Steg und winkt uns an den Steg. Schnell ein paar Fender raus und dann werfe ich gekonnt die Festmacher erstmal ins Wasser. War ja klar – was sonst prima klappt, geht jetzt erstmal in die Hose bzw. ins Wasser. Aber alles ist im gruenen Bereich. Wind mehr oder weniger von vorne, Fender zum Nachbarschiff sind raus, kann nix passieren.

Dann fallen wir uns in die Arme und ueber Kaffe und Kuchen an Bord der Kassipeia her. Ankommen ist soooo schoen! Auch wenn es nur 55 Seemeilen sind, die wir 8,5 Stunden hinter uns gebracht haben! Werner rechnet natuerlich gleich hoch, was das fuer ein 24-Stunden Etmal waere - kein schlechter Schnitt. Da waren wir auch fix auf den Kap Verden! Aber jetzt sind wir erstmal hier, freuen uns ueber free-Wifi auf der Insel und vor allem: auch an Bord!! Dafuer verzichten wir doch gerne auf feudale Sanitaeranlagen und duschen an Bord oder auf dem Steg ;-)

Grindwale vor der Kueste von Gomera

Grindwale vor der Kueste von Gomera

El Teide - immer kleiner wird unser Lieblingsberg. Und in Wolken huellt er sich auch noch

El Teide in unserem Kielwasser - immer kleiner wird unser Lieblingsberg. Und in Wolken huellt er sich auch noch