Samstagvormittag: Juan Laminator werkelt an unseren Schwalbennestern rum, legt Lage um Lage harzgetraenkt ein, verschwindet fuer kurze Zeit weil das Material trocknen muss und macht weiter. Ruhig, bedaechtig aber kontinuierlich. So kennen wir ihn.Vorm Schiff steht sein Arbeitswagen, eine ausrangierte Supermarkt-Einkaufskarre.

Wir ziehen derweil an einer Strippe — fast. Nachdem der Platz fuer die neue AIS-Antenne am Geraetetraeger festgelegt ist, wird das entsprechende Kabel durch ein Rohr des Traegers gezogen, wandert dann via Decksdurchfuehrung in unser Schlafgemach und dort in ein als Kabelkanal fungierendes graues Plastikrohr. Jetzt folgt der schwierigere Teil: Werner faedelt von der einen Seite das neue Antennenkabel fuers AIS in den sog. Kabelkanal , ich ziehe vorsichtig aber kraeftig auf der anderen Seite an der Fuehrungsstrippe bis ich Kabel samt Kabelmaus in den Haenden halte. Dann das Koerdelche wieder an die Kabelmaus pappen (Backeband ist wirklich fuer alles gut) und alles wieder retour — koennt ja sein, dass wir nochmal ein Kabel da durch quetschen wollen. Warum haben wir eigentlich kein Leerrohr mit so ca 6-7 Zugstrippen verlegt??? Platz waere ja genug gewesen, damals als das Schiffle noch komplett leer und ohne Ausbau war. Tja, wenn und haette — seinerzeit konnte sich halt niemand (auch ich) nicht so recht vorstellen, was an Kabelage in so ein Schiff alles reinpasst und vor allem: irgendwann mal rein MUSS/SOLL!

Irgendwann haben wir alles auch noch durch den Sitz der Naviecke bis zum Sicherungskasten gefuehrt und koennen aufatmen. Da geht ordentlich Zeit bei drauf und der Tag ist schon weit fortgeschritten.

Pepe ruft um Hilfe: unser Spibaum ist bei ihm in Arbeit und es gibt Schwierigkeiten mit irgendwelchen Schrauben. Werner verschwindet also erst einmal in Pepe’s Containerreich und ich ueberlege gerade, was wohl gegen den sich langsam einstellenden Hunger unternommen werden koennte….. Mitten in diese Ueberlegungen hinein klopft es energisch an die Bordwand. Klopft der Kaeptn jetzt schon an sein eigenes Schiff bevor er es betritt??? Grosse Ueberraschung: Vorm Schiffle stehen Inge-Lore und Ralf von der MALWIEDER! Mensch, seid ihr nicht irgendwo im Sueden von Teneriffa, San Miguel oder so??? Nein, man ist nach einer Nacht in San Miguel gleich weiter nach Santa Cruz und nach einer Kaffeepause mit dem Bus gleich weiter zu uns! Hunger haben die Beiden auch, wir verbringen noch ein Stuendchen mit erzaehlen an Bord und machen uns dann auf den Weg nach San Andres. Dieses Mal wollen wir unseren Freunden auf jeden FallUNSER Lieblingsfischlokal zeigen!

Der kleine Ort ist belebt. Auf dem Platz vor der Kirche ist immer noch die Buehne aufgebaut. Jung und alt tummelt sich rund um die Kirche, deren Tueren auch heute Abend wieder weit offen stehen. Haustueren stehen offen und gewaehren Einblicke in die unmittelbar dahinter liegenden Wohn-Schlaf-Kochraeume. Viel Platz ist da nicht. Grelles Neondeckenlicht beleuchtet die Szenerien, Fernsehapparate tragen zur Geraeuschkulisse bei.

Im Los Pinchitos werden noch die letzten Tische eingedeckt. Gloria, die resolute Chefin, schiebt uns einen Tisch zurecht, an dem wir ausreichend Platz haben und schon wird die Getraenkebestellung aufgenommen. Ein Korb mit Baguette und zwei Glaesern der leckeren Ajoli-Mayonnaise landen auf dem Tisch. Comer? Claro, aber was. Wir wandern eine Treppe hoeher vor die Kuehltheke mit dem Fischangebot und suchen uns was aus. Dazu die unvermeidlichen Papas Arrogadas, einen gemischten Salat fuer 4, nada mas. Nur kurz sind wir die einzigen Gaeste, Tisch um Tisch wird besetzt, die Geraeuschkulisse aendert sich. Ungefragt landet eine Platte mit gegrillten Kaesescheiben auf unserem Tisch. Der Maenner Fall ist das nicht so, umso besser — bleibt mehr fuer Inge-Lore und mich ueber. Inge-Lore strahlt uebers ganze Gesicht. Das ist ein Lokal so recht nach ihrem Geschmack und auch das Essen schmeckt den zweien. Noch ein leckeres Dessert und einen Espresso zum Abschluss. Die Chefin kredenzt uns einen Mandel-Irgendwas- Likoer, der auch uns Frauen vorbehalten bleibt.

Die Rechnung faellt gewohnt moderat aus, Inge & Ralf fragen noch zweimal nach, ob der Betrag auch richtig verstanden wurde. Wir haben jedenfalls nicht zuviel versprochen und wurden auch dieses Mal nicht enttaeuscht von Gloria und ihrer Mannschaft.

Pappsatt wandeln wir zurueck in den Hafen und Richtung Bushaltestelle. Nochtrennen uns einige Meter vondieser, als der Bus schon hinter uns durch die Unterfuehrung rauscht.Heftiges Gewinke unsererseits und tatsaechlich haelt der nette Fahrer auch ohne offizielles Haltestellenschild an und nimmt Inge & Ralf mit zurueck in die grosse Stadt. Wir wandern zufrieden in der lauen Abendluft die kurze Strecke zu unserem Heim zurueck. Alles ist ruhig im Darsena Pesquera, kein Generator laeuft, kein Aggregat ist zu hoeren. Selbst die beiden hier wild lebenden Hunde sind weder zu sehen noch zu hoeren. Nur vor einer Verladerampe sitzen zwei Manner auf Plastikstuehlen und lassen sich vom TV-Programm berieseln. Abendstimmung im Darsena Pesquera mal etwas anders.