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Ueber den Wolken ….. muss die Muedigkeit grenzenlos sein!
Kein Wunder nach mehreren schlaflosen Stunden auf dem Flughafen und einem Abflugtermin um 06:10 in der Frueh!
 
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Beeindruckende Wolkenbilder - Dank Fensterplatz kann ich alles gut beobachten und geniessen
 
 
 
Orangerot steigt die Sonne auf, taucht die Passagiere auf der anderen Seite des Flugzeuges in einen roetlichen Schimmer, laesst ihre Profile wie ein Scherenschnitt scharf und schwarz erscheinen. Links von mir steht der Mond weiss und klein am blauen Morgenhimmel. Darunter ein Wolkenmeer oder sind es doch mehr Wolkenberge? Still und watteweich schweben sie unter uns. Und darunter verbirgt sich das andere Meer, das blaue, das sich vom Himmel nur durch ein dunkleres Blau unterscheidet. Ansonsten wirkt es von hier oben, aus wieviel tsusend Metern Hoehe?, genauso glatt und eben wie der Himmel. Ueber dieses Meer sind wir gesegelt, so viele Tage. Und jetzt ueber”winden” wir es in nur wenigen Stunden. Rubbellose werden offeriert. Bald kann ich den Durchsagetext auswendig. Manchmal reizt es mich, ein Los zu kaufen. Ein einziges nur und das gewinnt dann die Million. Was wuerde ich damit machen? Weiterleben wie bisher. Aber finanziell entspannter und ohne kritische Blicke auf den Kontostand. Wuerde ich Gutes tun, die Kinder beschenken? Ich weiss es nicht und irgendwie bin ich auch nicht ungluecklich darueber, dass das alles nur Gedankenspiele sind und nicht Ernst wird. Was fuer Gedanken man hier oben hat, erstaunlich aehnlich den irdischen. Und dann fliegen sie zurueck die Gedanken, zu den anderen Booten, die sich jetzt auf die Reise in die Karibik vorbereiten oder starten. Sie es zu den Kap Verden zieht. Und so ganz allmaehlich werden auch wir unruhig, verspueren das ziehen und sehnen, das loswollen. Die Karawane zieht weiter. Wieder einmal. Und wieder einmal trennen sich Wege, dividieren sich Kurse auseinander. Neues Miteinander entsteht. Trotzdem bleiben nur wenige Begegnungen ganz stark tiefgehend, sind einzigartig, nicht austausch- oder gar ersetzbar. Die Tejomuendung mit Lissabon liegt unter uns. Erinnerungen an wunderbare Begegnungen auf der Werft in Amora. An die faszinierende Stadt mit ihren engen Altstadtgassen, an den hollaendisch dominierten Fadoabend, an das erste Jahr unserer Reise. Weit windet sich der Teijo ins Land. Wie weit, darueber hab ich mir nie bewusst Gedanken gemacht. Fuer uns hoerte er ja an der zweiten Bruecke mehr oder weniger auf. Ein Stueck die Kueste hinunter schiebt sich eine markante Landzunge ins Meer hinaus. Wie hiess die gleich nochmal? Auf jeden Fall gab es dort Andenkenbuden und eine Imbissbude, in der die letzte Bratwurst vor Amerika offeriert wurde. Eine Gedenktafel an einen, der sich zu weit vorwagte und abstuerzte, bange Minuten fuer mich als die Maenner auch einen Blick in die Tiefe warfen. Endlose Sandstraende ziehen sich am Meer entlang. Und Sandbaenke sind auch in den Boegen des Teijo zu erkennen. Faltig und runzelig wie die Haut eines Urzeittieres liegt Portugal unter uns. Auf den schmalen Bergruecken ziehen sich Windraeder entlang, in die Falten schniegen sich kleine und groessere Orte. Etwas weiter unten ist ein anderes Flugzeug auf Parallelkurs zu uns. Wo hoert der Himmel auf, wo beginnt das Meer? Wie fasse ich das alles in Worte? Mir fehlt die Kunst eines Pascal Mercier, dessen Novelle “Lea” ich gerade gelesen habe.
 Das Flugzeug unter uns zieht einen schwarzen Strich hinter sich her und eine schmale, schwarze Wolke schwebt auf Gegenkurs an uns vorbei, dreht sich einmal um die eigene Achse, zieht sich zusammen um dann ebenfalls zu einem langen, schmalen Strich auseinander zu fliessen. Fast uebernatuerlich, wie eine Erscheinung. So wie das Weiss unter uns - Wolken, Schnee, Rauhreif? Alles ist irgendwie moeglich, alles wahrscheinlich. Eine grosse, gezackte Wasserflaeche breitet sich mittendrin aus - ein See? Schnell ein Foto machen, vielleicht hilft die moderne Technik, der Landschaft unter uns einen Namen zu geben. Braune Felder dominieren das Bild und wieder maeandert ein Fluss hindurch. Wie muehsam es waere, das malerisch darzustellen. All diese kleinen, unzaehligen beige-braun-rot-gruenen Rechtecke und Quadrate mit den minikleinen Ortschaften dazwischen. Da ist es bedeutend einfacher, das Meer mit Pinsel und Farbe auf die Leinwand zu bannen. Aber kann man das Meer “bannen” ?? Dieses so wilde und ungestueme Element, das sich eben noch mit Wucht und Vehemenz gegen alles und jeden wirft, um sich im naechsten Moment wie ein zartes Seidentuch um uns herum auszubreiten. Echt schade, dass wir hier nicht erzaehlt bekommen, ueber welches Land wir fliegen. Und dann taucht auch schon Bremen unter uns auf. Landung, Gepaeck einsammeln, Socken und Pullover anziehen und raus in die Kaelte - brrrr. Deutschland, ein Wintermaerchen :-)