Monats-Archiv August, 2013

18.08.2013 Ankunft auf Porto Santo

Madeira, geanuer gesagt: Porto Santo.
580 Seemeilen, 88 Stunden Atlantik, Zwei- nein Dreisamkeit. Die vier
großen W’s: Wind-Wasser-Welle-Wolkenloser Himmel.
Wie soll man dieses Erlebte in Worte
fassen? Die Geraeusche des Schiffes, dass sich bei den teilweise
recht hohen Wellen windet und aechzt, das Gluckern unterm Schiff und
zuguterletzt auch im Schiff weil wir wahrscheinlich durch die
Kielbolzen unverhaeltnismaessig viel Wasser machen. Das Gefuehl, ganz
mutterseelenallein da draussen mit Eimern dieses Wasser aus der Bilge
zu schoepfen, weil (Murphy’sches Gesetz) von 4 eingebauten
Bilgepumpen keine einzige das macht, wofuer sie eingebaut wurde.
Die Spannung, wenn Werner unter Deck
verschwindet und puenktlich um 10:30 in der Frueh unser Etmal
errechnet. Das Gefuehl, in einem Zug zu sitzen, der sich ratternd wie
auf Schienen durchs Wasser schiebt bis, ja bis wieder so eine
„Monsterwelle“ anrauscht und unser Schiff energisch aus dem Weg
schiebt. So manche Welle klopft auch hart und heftig an die Bordwand
bevor sie dann irgendwie hinter uns durchrauscht.
Und dann das Ankommen. Mitten in der
Nacht. Alles kommt jetzt unglaublich schnell nahe, sieht ganz anders
aus wie bei Tage. Der Mond wirft ein bewoelktes Licht auf die
Szenerie. Von hinten naehern sich Positionslichter. Das AIS sagt
„undefiniertes Objekt, 9,9 Knoten Fahrt“. Bestimmt ein Fischer.
Der haelt aber zackig genau unseren Kurs. Ich jammere ein wenig rum
und bewege den Skipper murrend zu einigen Graden Kursabweichung. ‘Der
wird doch langsamer und ist ganz schoen nah bei uns’….das wuerde
uns ja noch fehlen in der Sammlung: kurz vorm Hafen von Fischerboot
gerammt. Also weichen wir weiter aus. Nochmal ein Blick aufs AIS:
jetzt ist das ein Segler!!! Klar, der Blick durchs Fernglas bringt
Klarheit. Der „Aufbau“ entpuppt sich als vom Positionslicht
angestrahltes Segel!!! Mit Volldampf rauscht das Teil an uns vorbei
und ist ratzfatz im Lichtermeer von Porto Santo verschwunden.
„Fahr dem doch hinterher“ - koennen
vor Lachen! Ei, wo iss er denn?? Ich seh jedenfalls kein
Positionslicht mehr von dem Eilboot. Der hat definitiv zuviel
Endorphine (naemlich 8 laut dem im AIS angezeigten Schiffsnamen).
Immer wieder wechselt der Wind zwischen
8 und ueber 20 Knoten. Fallboen rauschen die Berge herunter bzw.
zwischen zwei Zipfeln hindurch. Das Wasser allerdings ist relativ
ruhig hier. Wir umrunden in grossem Bogen die auf der Seekarte
dargestellten in echt allerdings nicht sichtbaren (weil wie wir
anderntags herausfinden gar nicht ausgelegten) grossen gelben Tonnen
direkt vor der Hafenmole. Drehen in der Wind und bergen unser
Grosssegel. Warum laeuft dieses Schiff trotz Gang raus und Nase in
den Wind immer so derart schwungvoll auf Hafenmauern zu wenn wir
Segel bergen?? Das macht die doch mit Absicht!
Egal. Segel ist unten, nicht schoen,
auch nicht selten, aber wech. Fliegender Wechsel hinterm Steuer.
Jetzt ist mein Part dran: Ausguck halten, gleichzeitig Fender und
Festmacherleinen klar machen. Was ist das denn fuer ein Lichtzeichen
auf der Backbordmole?? Ach ne, Blitzlichtgewitter! Wow, sind wir
jetzt beruehmt? Inge steht auf der Mole und fotografiert unser
Einlaufmanoever, Ralf gibt uns via Handfunke auf Kanal 72
Anweisungen, wo wir den schon beschriebenen Steg finden. Wie
praktisch! Marineros gibt es um diese Uhrzeit hier keine. „Hier ist
das alles anders, die gehen um 18 Uhr alle nach Hause“ so die Info
via SMS von Ralf. Ca. 15 Seemeilen vor Porto Santo hatten wir das
erstemal wieder Handynetz und konnten uns derart austauschen. VHF
ging da noch nicht und fuer das SSB waren wir wohl schon zu nah dran,
darueber kam auch keine Verbindung mehr zustande auf den bisher
positiv getesteten Kanaelen.
Upps, da ankern ja zwei im Hafenbecken.
Das ist hier ebenfalls moeglich, wenn auch gegen Zahlung einer
Gebuehr (ca. 50% des normalen Liegegeldes).
Hinter einer grossen Motoryacht gehen
wir an einem breiten Schwimmsteg laengsseits. Gleich 4 Leute (Inge,
Ralf und 2 von der MY) nehmen Leinen an und helfen.
Angekommen! Sicher sind 580 Seemeilen
keine Riesenstrecke im Vergleich zu dem was da noch so alles vor uns
liegt, aber fuer uns ist es eine weitere Etappe und es wieder neu
nach den langen Liegezeiten so lange auf dem Wasser zu sein.
Und dann fallen wir uns erstmal in die
Arme, stehen auf dem Steg und erzaehlen, sitzen in unserem
chaotischen Cockpit und plauschen weiter. Ankunft ca. 2:45, in die
Koje fallen wir erst gegen 5 Uhr in der Frueh.
Wenn ich die Augen schliesse, rollen
graublaue Wellen auf mich zu. Das Schiff ruht aus, nichts aechzt und
stoehnt mehr. Nur der Wind pfeift und der Windgenerator dreht
unermuedlich seine Runden.

18.08.2013 - Sonntag auf Porto Santo

18.08.2013 – Sonntag auf Porto Santo

Ralf kommt mit einer Kanne Kaffee.
Eigentlich wollten wir gerade zur Dusche. Aber fuer die benoetigen
wir Schluessel und die gibt es im Office bei der Anmeldung. Also erst
mal einen Kaffee nehmen. Oben auf der Pier laeuft ein wichtig
aussehender Mensch in Uniform entlang. „GNR“ klaert uns Ralf auf.
Da sollen wir uns dann moeglichst bald melden. Geht klar.

Wir packen alle Schiffspapiere zusammen
und machen uns auf den Weg. Vorbei an unzaehligen, mal mehr mal
weniger kunstvollen, Schiffslogos. Die ganze Hafenmauer und sogar
einige Steine der Uferbefestigung sind damit gespickt. Manche
farbenfroh und noch relativ frisch, manche schon kaum noch erkennbar.
Wer hier schon alles war! Genau neben unserem Liegeplatz hat sich die
„Heimkehr Hamburg“ mit Marlene & Bert verewigt.

Im unscheinbaren und spartanisch
moeblierten Buero der GNR sitzt ein anderer Uniformtraeger. Ein
kleiner, etwas rundlicher Portugiese begruesst uns mit wichtiger
Miene aber freundlich. Los geht das. Schiffspapiere? Heimathafen? Wir
zeigen in die betreffende Spalte unseres TO-Standerscheines.
Bremerhaven!!! Oh my God!! Brille (Sonnenbrille im Buero als
Lesebrille!!) hoch, Brille runter, Kopf vor, Kopf zurueck. Dicke
Backen, auspusten. So ein langes Wort. Wo wohl all die Buchstaben auf
der Tastatur des PC zu finden sind…. ich bin versucht, hinter den
Schreibtisch zu spurten und los zu tippen.

Wir schmunzeln vor uns hin, beantworten
alle Fragen in einem Gemisch aus spanisch-portugiesisch-englisch. Bei
den Paessen gibt es wieder ein Fragezeichen im Gesicht des Beamten:
mein Nachname sorgt fuer Verwirrung. Ob er wohl dachte, ich muesse
auch Nagel heissen und jetzt trifft er auf gleich 2 andere
Nachnamen…. Wir versuchen zu erklaeren wie das in Deutschland so
ist und welcher Name woher stammt. Den Namen „Donat“ jedenfalls
findet er gut und mein 2. Vorname muss unbedingt mit aufgenommen
werden. Der ist wichtig und den gibt es auch in Portugal.

Schliesslich ist die Prozedur beendet
und unser Beamter sichtbar erleichtert. Geschafft! Formular mit
Stempel gibt es keines, aber den Hinweis, einen Tag vor Abreise
wieder im Buero zwecks Abmeldung zu erscheinen. In perfektem Englisch
(wahrscheinlich auswendig gelernt) wuenscht er uns einen angenehmen
Aufenthalt und einen schoenen Tag.

Weiter geht es zum Marinaoffice. Eine
huebsche Portugiesin (ebenfalls in einer Art Uniform gewandet) sitzt
hinterm Schreibtisch. Naja – auf uns warte man ja bereits. Wie
schoen. Tja, und jetzt wir auch endlich da! Unsere Papiere werden
fotografiert. Der Scanner scheint wohl grade out-of-order zu sein,
wofuer WIR ja vollstes Verstaendnis haben :-)) Wir bekommen noch die
Liegegebuehren genannt (33 Euro incl. Allem und mit 30% TO-Rabatt,
Moorings gibt es fuer unsere Schiffsgroesse keine, Ankern im
Hafenbecken ist moeglich gg. Zahlung von ca 50% des normalen
Liegepreises), zahlen Pfand fuer die Dusch-Schluessel. Wifi gibt es
rund um die Uhr gratis vorm Office oder in der Bar. Unser
Schiffspapier wird einbehalten. Das bekommen wir bei Abmeldung wieder
zurueck.

Jetzt erstmal Fruehstueck an Bord der
Malwieder mit von Inge frisch gebackenem Brot. Dann noch eben Schiff
weiter nach hinten verlegen und bei der Gelegenheit auch grade mit
der Nase in den Wind drehen. Mit Anleitung und Hilfe von Ralf &
Inge geht das prima nur mit Leinen und etwas Motorunterstuetzung.
Dann endlich duschen!!! Herrlich!!

Am Nachmittag dann der erste Landgang.
Was fuer ein Sandstrand!! 9 Kilometer zieht er sich entlang der
Kueste und da wo der Strand endet, ist auch die Insel schon zu Ende.

Vorbei an kargen, braunen Berghaengen
zur Rechten und diesem traumhaften Strand mit tuerkisblauem Wasser
davor zur Linken wandern wir die Strasse entlang zum Ort Vila
Baleira. Auf dem Platz vor der kleinen, charmanten Kirche „Igreja
da Nossa Senhora da Piedade“ sind die Aufbauarbeiten fuer irgendein
Fest in vollem Gange. Knallbunte Plastikblumen-Deko wartet auf ihren
Einsatz und ueberall werden Fahnenstangen aus Holz aufgestellt, wird
gehaemmert und geschleppt. In der Fassade der Kirche ist ein blaues
Azujelo Bild zu bewundern. Hinter der Kirche, in einer schmalen
Seitenstrasse finden wir das Haus in dem Christoph Kolumbus im 15.
Jahrhundert mit seiner Frau lebte. Heute ist es ein Museum, aber
natuerlich justamente Siestamaessig geschlossen.

Ein grosses und ganz neues
Kulturzentrum mit Tiefgarage zieht ebenso unsere Blicke auf sich wie
das direkt gegenueber liegende, leicht erhoeht und leer stehende
aeltere Gebauede mit einer kleinen Kapelle nebendran.

Wir bewundern die vielfaeltigen
Auslagen der Ferreteria und anderer „Gemischtwarenlaeden“ und
bummeln langsam wieder zurueck. Im Wind ist die Kraft der Sonne
gemaessigt spuerbar und recht angenehm. Am Strand ist jetzt deutlich
mehr Betrieb. Auch die Portugiesen meiden die Mittagshitze und ziehen
sich lieber in den Schatten zurueck.

Von der ungewohnten Wanderung muessen
wir uns erstmal ausruhen. Und dann ist es auch schon Zeit fuers
Abendessen: Gulasch mit Nudeln an Bord der Naja.

Wir unterhalten uns ueber unsere
Plaene, was wer bevorzugt und was wir fuer uns als angenehm
empfinden, wo wir uns wohl fuehlen koennen. Karibik oder Brasilien,
Mittelmeer? Alles ist moeglich. Aber fuer uns alle ist die
Gemeinschaft mit anderen Seglern wichtig, das Miteinander, die
Verbundenheit. Dieses irgendwo mitten in der Nacht ankommen und
erwartet werden. Oder unterwegs sein und wissen, da ist noch ein Boot
auf dem gleichen Kurs. Miteinander sprechen, sich austauschen,
helfen. So eine Art Familie haben.

Spaet gehen wir ins Bett und immer noch
rollen die grossen Wellen auf mich zu….

17.08.2013 - 4. und letzter Tag auf See

Samstag, 17.08.2013 – 09:56

Immer um diese Uhrzeit greife ich zu
Notizbuch und Stift.- ohne gross darueber nachzudenken.

Die „Banco Seine“ wird querab
angezeigt. Hier steigt der Meeresboden an bis auf 86 Meter. Und
irgendwo zwischen der 4000 und 2000er Tiefenlinie schlaengelt sich
ein Unterwasserkabel am Meeresboden entlang. Irgendwie surreal, fast
unvorstellbar.

Uns hier oben beschaeftigen nur Wind
(weiterhin moderat zwischen 13 und 18 Knoten), Welle (in diesem
Bereich wieder ruppiger und hoeher) und die Frage, WANN wir heute
Nacht wohl die ersten Lichter von Porto Santo sehen werden. Noch 112
sm liegen vor uns. Schon fein, wenn man mit 2-3 Tastendrucken die
Insel schon mal auf dem Bildschirm hat und die zurueckgelegte Strecke
deutlich laenger ist, wie die vor einem liegende. Am Himmel tummeln
sich heute einige Tuffwoelkchen, die Sonne ist etwas verschleiert.

Die allgemeine Wetterlage bleibt
allerdings weiterhin stabil. Via Kurzwelle und mit einem kleinen
Umweg ueber die Kanaren (Relaisstation Anjuli Nui) bekommen wir die
aktuelle Wetterinformation von der Malwieder. Ausserdem erfahren wir,
dass ein Liegeplatz in Porto Santo fuer uns reserviert ist und unsere
ungefaehre Ankunftszeit uebermittelt wurde.

Das heutige Etmal um 10:30 berechnet
betraegt 170sm – wir haben uns also noch einmal gesteigert.

11:11 – wir haben nur 148 Meter
Wasser unterm Kiel. Nur! Die Wellen sind entsprechend hoch und werfen
uns teilweise maechtig hin und her.

Eine Moewe fliegt uns an, landet
elegant und praezise zwischen 2 Wellenkaemmen, laesst sich treiben,
steigt wieder auf und fliegt um uns herum. Beaugt uns richtig, fliegt
voraus, kommt zurueck, landet auf dem Wasser – das scheint ihr
Spass zu machen, willkommene Abwechslung zu sein. Und fast kommt es
mir vor, als wolle sie uns mal vormachen, WIE man das macht. Sicher
wundert sie sich ueber das plumpe Teil da auf dem Wasser, dass beide
Fluegel unpraktischerweise auf der gleichen Seite hat – so kann das
ja wohl nix werden mit dem Fliegen! Recht hat sie.

Werner studiert das Buch
„Atlantik-Inseln“ von Jimmy Cornell. 1. Ausgabe von 1999! Gut
erhalten, sieht wenig bentutzt aus. „So lange will ich schon nach
Madeira“ meint mein Skipper…… 99…..da habe ich mir noch keine
Gedanken gemacht, wo ich mal hinwill. Schon gar nicht, ob ich mit
einem Segelboot unterwegs sein moechte. Und an madeira hab ich zu der
Zeit ganz sicher nicht gedacht!!

16.08. - 3. Tag auf dem Atlantik

Freitag, 16.08.2013 – 09:35

Gestern Abend hatten wir noch
Funkkontakt mit „Malwieder“, die bereits in Porto Santo
angekommen ist. Weitere Tests der verschiedenen Frequenzen fielen
einer Uebelkeitsattacke meinerseits zum Opfer. Die hielt aber
gluecklicherweise nicht lange an und konnte auf der Salonbank doesend
weggeatmet werden.

Ueber Nacht legte der Wind zu und vor
allem die Wellen (quer anlaufend und deutlich hoeher!) machten die
Nacht zur Achterbahnfahrt mit teilweise 8 Knoten Geschwindigkeit
trotz gereffter Segel. Ein weiteres einrollen der Genua und das im 1.
Reff gefahrene Gross noch weiter oeffnen beruhigte alles und
reduzierte die Geschwindigkeit auf 5,8 bis 6,8 Knoten. Im VHF
rauschte es noch einige Male, einmal war ein ‘Yipieyayeah’ zu hoeren
– kein Schiff weit und breit sichtbar! Ueberreichweiten? Spaeter
erzaehlen uns Ralf & Inge, dass sie das auch hatten.
Geisterschiffe? Halluzinationen unter Langfahrtseglern?

Ueber uns wieder unendlich viele
Sternbilder. DIE Gelegenheit, um sich mal in diesem Bereich etwas
fortzubilden. Beim Gedanken daran bleibt es. In der Tasche der
Lifesling am Heck leuchtet es immer wieder im Takt der Wellen fuer
wenige Sekunden auf. Dann bekommt die ueber Kopp darin haengende
Leuchte wohl kurz Kontakt mit den Batterien und leuchtet. Gut, dass
es waehrend meiner Wache wieder stockfinster war und ich die Wellen
nicht wirklich erkennen konnte!

Gut auch, dass Mr. Clutch bis auf einen
kurzen Aussetzer am fruehen Abend so unermuedlich steuert und das
Schiff unerbittlich auf Kurs haelt.

10:39 - Der Wind hat wieder etwas
nachgelassen und weht jetzt mit 13-17 Knoten, kommt etwas raumer und
auch die Wellen sind nicht mehr ganz so heftig. Wir sind gespannt auf
unser 2. Etmal.

Das faellt mit 155 sm schon etwas
hoeher aus und Werner verkuendet, dass gerade unser Bergfest laeuft.
Puenktlich zu diesem Ereignis verliert der Plotter den GPS Kontakt,
baut ihn aber schnell wieder auf und schon ist unser Schiffchen
wieder auf dem Bildschirm. Als waer nix gewesen. Naja, war ja auch
nix, oder doch?

Immer wieder klopfen Wellen hart ans
Boot. Die meisten jedoch heben uns hoch, jonglieren etwas mit uns,
verlieren die Lust, lassen uns fallen und rauschen weiter auf der
Suche nach einem neuen Spiuelzeug in dieser unendlichen Weite.

Der Toern koennte soooo schoen sein,
wenn, ja wenn da nicht das anhaltende und sogar zunehmende
Geplaetscher und Gegluckse in unserer Bilge waere. Immer wieder
springt die automatische Bilgepumpe jaulend an. Die Handlenzpumpe
macht ausser oeck-oeck irgendwie nix und die beiden kleinen
elektrischen Pumpen in den mittleren Bilgensegmenten verzeichnen
einen Totalausfall. Auch unsere heiß geliebte manuelle
Doppelhubpumpe ist im wahrsten Sinne des Wortes geknickt (naemlich am
Ansaugschlauch) und pumpt nicht wie gewohnt. Also bleiben Puetz und
Schoepfkelle weiterhin im Einsatz. Gleich 4 Plastikeimer (Chinaladen
La Linea sei Dank) stehen fuer den Grosseinsatz zur Verfuegung. Ich
schoepfe voll, Werner kippt in die Spuele. Dann Wechsel. Alles
gleicht hochakrobatischen Uebungen, denn das Schiff bewegt sich immer
noch sehr abrupt und meist genau in dem Moment, wo man eigentlich
etwas Ruhe fuer einen sicheren Stand benoetigt. Sich selbst im
Gleichgewicht halten, einen fast vollen Eimer von a nach b schaffen
ohne den Inhalt vorzeitig auszukippen, dann das Spuelbecken und nicht
dessen Umgebung fluten – das erfordert volle Konzentration. Und
somit vergesse ich doch glatt, dass mir normalerweise bei solchen
Aktivitaeten speiuebel wird :-)). Wie war das : ist alles fuer
irgendwas gut. Man muss es sich nur lange genug schoen reden.

Gaaanz langsam faellt der Pegel in der
Bilge, im Pantrybereich schwappt nix mehr die Bordwand hoch. Wir
entspannen uns erstmal und setzten eine dicke, fette Bilgenpumpe mit
Prio 1 auf unsere Einkaufsliste. Das alle vorhandenen
Lenzpumpensysteme geprueft, optimiert, repariert und gg.falls
ausgetauscht werden, versteht sich von selbst.

Und Kielbolzen sowie Welle werden beim
naechsten Landaufenthalt kontrolliert und nachgezogen.Insbesonder der
Kiel mit seinen Bolzen ist fuer uns am ehesten als Schwachstele
vorstellbar. Vor allem nach einer solch ruppigen Nacht wie der
letzten.

Zur Belohnung gibt es erstmal was zu
futtern. Mittlerweile ist es Zeit fuer Mittagessen, Fruehstueck
faellt dann eben aus. Gulaschsuppe – in La Line vorgekocht –
schmeckt auch mir jetzt richtig gut. Beim Loeffeln faellt mein Blick
mehr zufaellig auf den Plotter. Ein AIS-Signal rauscht gerade einige
Meilen vor uns durch! Und da ist ja der Frachter auch in echt!!
Steuerbord voraus eilt er seinem Ziel Antwerpen entgegen. Immer
wieder faszinierend, wie schnell sich die aus der Distanz
spielzeuggrossen Poette am Horizont entlang bewegen und schnell
ausser Sichtweite sind. Ansonsten sind wir allein auf weiter See.
Wind und Welle sind aeusserst angenehm geworden. Wir laufen zwischen
6,5 und 7,3 Knoten mit raumschots Winden zwischen 13 und 16 Knoten.

Keine Wolke am Himmel, der Wind laesst
die Temperaturen im angenehmen Bereich, wir koennen uns gut im
Schatten der Sprayhood aufhalten. Und Mr. Clutch zeigt sich weiterhin
weder von Bilgenwasser noch von Frachtern beeindruckt, zieht das
Schiff sauber auf Kurs.

Zuhause in D feiert Frantz heute seinen
15. Geburtstag. Fuer Werner extrem ungewohnt, dass er noch nicht mal
per Telefon gratulieren kann. Email geht auch nicht, da die
Kommunikation zwischen Laptop und Pactor-Modem bzw. SSB-Funke nicht
so recht klappt. Der USB-Port geht immer wieder verloren, warum auch
immer.

15.08. - 2. Tag auf dem Atlantik

5.08.2013 Donnerstag – 09:53

Der 2. Tag auf See. Das klingt doch
gut, jetzt wo ich das hier so schreibe!

Fuehlt sich aber irgendwie mehr muede
an, nach Schlafmangel…

Die Wellen sind etwas sanfter geworden.
Der Wind allerding hat ebenfalls nachgelassen. Seit 2 Stunden laeuft
die Maschine mit, um uns auf ueber 5 Knoten Fahrt zu halten. Gg.
Morgen haben wir erst die Genua dazu genommen weil der Wind halber
einfiel, beim naechsten Wachwechsel die Genua dann auch komplett
ausgerollt.

In der Nacht passierten uns einige
Frachter. Das Wasser phosphoresziert in den Wellenkaemmen neben dem
Schiff. Das ich das noch erleben darf!!! So oft hab ich davon
gelesen, es aber selbst nie gesehen…

Einige Stunden leuchtet ein halber Mond
die Szenerie dezent aus, dann versinkt alles in der Schwaerze der
Nacht. Dafuer funkeln unendlich viele Sterne und Werner sieht jetzt
auch endlich einmal eine Sternschnuppe. Hoffentlich wuenscht er sich
was. Eine Zeitlang rollen ganz schoene Wellentruemmer heran, krachen
gg. Das Schiff, heben es an und werfen es schwungvoll wieder ab. Eine
ganz neue Geraeuschkulisse entsteht, teils beaengstigend. Einige Male
bin ich fest ueberzeugt, dass jetzt irgendetwas kaputt gegangen ist.
Ueberall klopft und kloetert was rum. In bisher ruhigen Schapps
machen sich jetzt Spraydosen und Sikatuben selbststaendig und klopfen
im Takt der Schiffsbewegung gegen die Holzklappe.

Am fruehen Abend (ca 21:20) kam uns ein
Frachter bedrohlich nahe. Auf Werners Funkspruch hin reagierte er
nicht sprachlich aber immerhin mit einer minimalen Kursaenderung –
nicht ausreichend. Also nochmal ueber Funk anquaken – wieder ein
paar Grad Kursaenderung. 3 x geht das so, bis es passt und er endlich
vor uns vorbei geht. Da kommt man schon etwas ins schwitzen. Auf
Kanal 16 hoeren wir zwar eine Stimme in einer undefinierbaren
Sprache, aber wir koennen damit halt nix anfangen. Immerhin: ES lebt!
Alle anderen Frachter passieren uns in der Nacht dann in grosser
Entfernung, werden aber entsprechend misstrauisch von uns beaeugt.

10:30 – Werner errechnet unser 1.
Etmal, wir sind jetzt 24 Stunden unterwegs und haben 135 SM zurueck
gelegt. Wenn wir gestern nicht so lange mit der Genua rumgehampelt
haetten, waeren es sicherlich 140 geworden. Das ist nicht schlecht
fuer die Eingewoehnungsphase, finden wir!

15.08.2013 Donnerstag – 09:53

Der 2. Tag auf See. Das klingt doch
gut, jetzt wo ich das hier so schreibe!

Fuehlt sich aber irgendwie mehr muede
an, nach Schlafmangel…

Die Wellen sind etwas sanfter geworden.
Der Wind allerding hat ebenfalls nachgelassen. Seit 2 Stunden laeuft
die Maschine mit, um uns auf ueber 5 Knoten Fahrt zu halten. Gg.
Morgen haben wir erst die Genua dazu genommen weil der Wind halber
einfiel, beim naechsten Wachwechsel die Genua dann auch komplett
ausgerollt.

In der Nacht passierten uns einige
Frachter. Das Wasser phosphoresziert in den Wellenkaemmen neben dem
Schiff. Das ich das noch erleben darf!!! So oft hab ich davon
gelesen, es aber selbst nie gesehen…

Einige Stunden leuchtet ein halber Mond
die Szenerie dezent aus, dann versinkt alles in der Schwaerze der
Nacht. Dafuer funkeln unendlich viele Sterne und Werner sieht jetzt
auch endlich einmal eine Sternschnuppe. Hoffentlich wuenscht er sich
was. Eine Zeitlang rollen ganz schoene Wellentruemmer heran, krachen
gg. Das Schiff, heben es an und werfen es schwungvoll wieder ab. Eine
ganz neue Geraeuschkulisse entsteht, teils beaengstigend. Einige Male
bin ich fest ueberzeugt, dass jetzt irgendetwas kaputt gegangen ist.
Ueberall klopft und kloetert was rum. In bisher ruhigen Schapps
machen sich jetzt Spraydosen und Sikatuben selbststaendig und klopfen
im Takt der Schiffsbewegung gegen die Holzklappe.

Am fruehen Abend (ca 21:20) kam uns ein
Frachter bedrohlich nahe. Auf Werners Funkspruch hin reagierte er
nicht sprachlich aber immerhin mit einer minimalen Kursaenderung –
nicht ausreichend. Also nochmal ueber Funk anquaken – wieder ein
paar Grad Kursaenderung. 3 x geht das so, bis es passt und er endlich
vor uns vorbei geht. Da kommt man schon etwas ins schwitzen. Auf
Kanal 16 hoeren wir zwar eine Stimme in einer undefinierbaren
Sprache, aber wir koennen damit halt nix anfangen. Immerhin: ES lebt!
Alle anderen Frachter passieren uns in der Nacht dann in grosser
Entfernung, werden aber entsprechend misstrauisch von uns beaeugt.

10:30 – Werner errechnet unser 1.
Etmal, wir sind jetzt 24 Stunden unterwegs und haben 135 SM zurueck
gelegt. Wenn wir gestern nicht so lange mit der Genua rumgehampelt
haetten, waeren es sicherlich 140 geworden. Das ist nicht schlecht
fuer die Eingewoehnungsphase, finden wir!

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