Donnerstag, 22.08.2013 – Wal, da
blaest er!

Wecker klingeln, boah wie aetzend!
Fruehstueck will irgendwie nicht so recht schmecken – keine Ahnung
warum. Sind doch nur 30 Seemeilen von Porto Santo bis Madeira und
Wind ist auch moderat angesagt.

Inge holt mich ab und wir tappern
gemeinsam erst zum GNR-Office. Auschecken. Der Beamte ist ein
anderer, die Prozedur die gleiche wie beim ein-checken: alle Papiere
werden angeschaut, alle Angaben akribisch in den PC gehackt.
Dazwischen noch ein Schnack mit einer Joggerin, die mal so eben die
Sitzung mit uns „stoert“. Sicherlich wichtige Familien- oder
Nachbarschaftsangelegenheiten, die geklaert werden muessen.

Weiter zum Marina-office. Die gut
aussehende, leicht maennlich wirkende Dame in ihrer Uniform und dem
auffallend grossen Silberring macht unsere Rechnungen fertig,
uebergibt uns die einbehaltenen Schiffspapiere. Wir zuecken die
Kreditkarten und werden freundlich verabschiedet.

Schiff klar machen, die Malwieder
faehrt schon raus. Nelson, der junge Marina-Chef hilft uns
persoenlich beim Ablegen, wuenscht alles Gute, dann sind auch wir
weg.

Grosssegel hoch und raus aus dem Hafen.
Was ist das? Von den in der Vorhersage angekuendigten 11 Knoten Wind
sind gerade mal 2-3 Knoten uebrig geblieben und die sind im wahrsten
Sinne des Wortes „umlaufend“. Die Nadel unserer Windanzeige tilt
rundherum.

Na, das wird wohl doch eine Motorfahrt
nach Madeira. Schade.

Auch auf der Malwieder bleibt der
Blister verhuellt. Unter Maschine laufen wir in einigem Abstand
zueinander an Porto Santo vorbei. Kaum sind wir aus der Abdeckung der
Insel heraus, nimmt der Wind langsam aber stetig zu, das Gross
beginnt zu ziehen, wir rollen die Genua aus, nehmen vorsichtig Gas
weg und machen schliesslich den Motor aus. Zwischenzeitlich hat die
malwieder den bunten Blister entfaltet und wir fahren ungefaehr
gleich schnell nebeneinander her.

Die Faehre Madeira-Porto Santo kommt
uns entgegen. Von Madeira ist noch nichts zu sehen.

Schnell noch ein paar Abschiedsfotos
von Porto Santo. Entspanntes Segeln! Wie schoen das sein kann!

Langsam kommt Madeira in Sicht.
Zumindest der lange, schmale noerdliche Auslaeufer, hinter dem sich
die Marina Quinta do Lorde verbirgt. Der Rest verbirgt sich in einer
Wolkenschicht oder Dunst oder wie auch immer man das nennen mag.

Wir naehern uns der Insel immer mehr.
Und kurz davor wird das bis dato relativ ruhige Wasser kabbelig,
quierlig, aufgewuehlt. Querstroemungen, der Anstieg der Meerestiefe –
eine Kombination aus Beidem wird wohl fuer diesen ploetzlichen
Hexenkessel sorgen. Wenige Minuten spaeter ist der Spuk vorbei, das
Meer ist fast wie glatt gebuegelt. Fast unwirklich schweben wir
hindurch. Unglaeubig frage ich Werner, ob wir ueberhaupt Fahrt
machen. Schwerelos fuehlt sich das an, surreal. Von hinten kommt ein
Frachter auf, der ist sehr real.

Und ebenso real ist die Fontaene, die
da an Backbord aus dem Wasser in die Luft steigt, gefolgt von einem
klitzekleinen Stueckchen Walruecken samt Finne. Keine Halluzination
wie zuerst gedacht, denn ich sehe es noch zweimal und Werner
ebenfalls. Das sind ganz besondere, unvergessliche Momente!

Auf der malwieder wurde der Blister
gegen die Genua getauscht. Fasziniert beobachtet Werner die
verschiedenen Segelwechsel. Der Frachter nimmt Kurs auf Canical, wir
halten auf die Marina Quinta do Lorde zu.

Delfine begruessen uns, zwei
Schlauchboote kreuzen in der Bucht. Whale- and Dolphinwatching. Die
Dolphins schwimmen ganz dicht am Schlauchboot entlang. Ein
orangefarbenes Gummiboot haelt direkt auf uns zu, umrundet uns:
Marinha Quinta do Lorde Begruessungsboot. Der Marinero bedeutet uns,
dass wir mit der Steuerbordseite anlegen werden. Das erleichtert mir
die Fender- und Leinenarbeit doch sehr! Mit Volldampf prescht Werner
dem Schlauchboot hinterher und in die Marina hinein. Ein 2. Marinero
turnt schon auf dem 2. Ausleger rum, das Marinaboot legt einen davor
an, wir bekommen Zeichen, das der 2. Ausleger der unsere sein wird.
Routiniertes Leinen annehmen, festmachen. Die Marineros heissen uns
willkommen, stellen sich mit Namen vor und erklaeren uns kurz das
wesentliche. Wenn wir das Schiff versorgt haetten, moechten wir uns
bitte im Office melden. Das ist mal ein Service! Vor uns liegt eine
braun-schwarze Vulkanfelswand mit einem aeusserst interessanten
Gesteinseinschluss in der Mitte. Michael von der Le Canard Gris
haette hier bestimmt einiges an Fachwissen dazu parat, wir sind mehr
aufs spekulieren angewiesen.

Hinter dem Bergruecken kommt ein
Flugzeug ueber die Marina und nimmt Kurs auf den Inselflughafen. Wir
stehen mit offenem Mund und staunen! Kaum ist der Mund zu und die
Kamera wieder verstaut, kommt der naechste Fliescher ueber Berg und
Marina gedonnert. So geht das jetzt im 10 Minuten-Takt! Da die
Maschinen aber nicht sooo gross sind, haelt sich der Laerm in
Grenzen.

Im Marina-Office Service vom Feinsten.
Einen gratis Shuttle-Bus gibt es zum uebernaechsten Ort, wo es einen
Pingo Doce gibt. Seglerherz was willst Du mehr. Gasflaschen koennen
gefuellt werden (dauert allerdings ca. 5 Tage und wird wohl fuer eine
5 Kg Flasche ca. 20 Euro kosten – wie gehabt also), die
Waschmaschine kostet 7 Euro, in den verschiedenen Lokalitaeten der
Anlage bekommen wir 15% Rabatt auf alles, ein Linienbus haelt direkt
am Eingang der Ferienanlage und wenn wir irgendetwas benoetigen oder
wissen moechten, sind wir jederzeit herzlich willkommen. Das ist mal
ein First-Class-Empfang, fehlt nur noch der rote Teppich ;-))

Wir klaren das Schiff auf und
schlendern dann mit Inge & Ralf durch die Anlage. Ein wirklich
schoener Baustil mit einer beeindruckenden Poolanlage, einem Hotel,
vielen unbewohnten und ziémlich neuen Ferienhaeusern bzw.
Appartmenthaeusern, alles schoen angelegt und bepflanzt. Ein
schwarzer Lavasteinstrand am Meer, daneben ein weiterer
tuerkisfarbener Pool – nur Menschen sehen wir so gut wie keine!
Einige finden wir dann im Hotel-Restaurant. Es ist Abendessenszeit
hier auf Madeira. Fuer uns ungewohnt frueh. Der Pool darf nach 18:30
nicht benutzt werden, die Poolbar scheint schon lange geschlossen zu
sein. Wir inspizieren die Lavanderia und die Sanitaerraeume – wow!
Alles ist schoen gefliest, grosszuegig und sauber!

Einen Cappuccino in der Hafen-Bar unter
wehenden Sonnensegeln, dann wird es mir im Abendwind zu kuehl, wir
sind alle irgendwie muede und gehen zurueck zu den Schiffen. Der
Vollmond schiebt sich ueber den klenen Leuchtturm an der Hafenbar.
Hinter uns an der Mole plaetschert und gurgelt das Wasser, der Wind
rauscht und pfeift in den Riggs, das Schiff zerrt an den Leinen.
Ueber 2 Meter Tidenhub arbeiten halt in Kombination mit Wind ganz
schoen an unserem Schiff. Wir geniessen den Luxus von freiem Wifi,
das wir sogar ohne Antenne hier an Bord empfangen koennen.

Morgen geht es dann mit Shuttle-Bus zum
Einkaufen und zur ersten Erkundungstour.