18.08.2013 – Sonntag auf Porto Santo

Ralf kommt mit einer Kanne Kaffee.
Eigentlich wollten wir gerade zur Dusche. Aber fuer die benoetigen
wir Schluessel und die gibt es im Office bei der Anmeldung. Also erst
mal einen Kaffee nehmen. Oben auf der Pier laeuft ein wichtig
aussehender Mensch in Uniform entlang. „GNR“ klaert uns Ralf auf.
Da sollen wir uns dann moeglichst bald melden. Geht klar.

Wir packen alle Schiffspapiere zusammen
und machen uns auf den Weg. Vorbei an unzaehligen, mal mehr mal
weniger kunstvollen, Schiffslogos. Die ganze Hafenmauer und sogar
einige Steine der Uferbefestigung sind damit gespickt. Manche
farbenfroh und noch relativ frisch, manche schon kaum noch erkennbar.
Wer hier schon alles war! Genau neben unserem Liegeplatz hat sich die
„Heimkehr Hamburg“ mit Marlene & Bert verewigt.

Im unscheinbaren und spartanisch
moeblierten Buero der GNR sitzt ein anderer Uniformtraeger. Ein
kleiner, etwas rundlicher Portugiese begruesst uns mit wichtiger
Miene aber freundlich. Los geht das. Schiffspapiere? Heimathafen? Wir
zeigen in die betreffende Spalte unseres TO-Standerscheines.
Bremerhaven!!! Oh my God!! Brille (Sonnenbrille im Buero als
Lesebrille!!) hoch, Brille runter, Kopf vor, Kopf zurueck. Dicke
Backen, auspusten. So ein langes Wort. Wo wohl all die Buchstaben auf
der Tastatur des PC zu finden sind…. ich bin versucht, hinter den
Schreibtisch zu spurten und los zu tippen.

Wir schmunzeln vor uns hin, beantworten
alle Fragen in einem Gemisch aus spanisch-portugiesisch-englisch. Bei
den Paessen gibt es wieder ein Fragezeichen im Gesicht des Beamten:
mein Nachname sorgt fuer Verwirrung. Ob er wohl dachte, ich muesse
auch Nagel heissen und jetzt trifft er auf gleich 2 andere
Nachnamen…. Wir versuchen zu erklaeren wie das in Deutschland so
ist und welcher Name woher stammt. Den Namen „Donat“ jedenfalls
findet er gut und mein 2. Vorname muss unbedingt mit aufgenommen
werden. Der ist wichtig und den gibt es auch in Portugal.

Schliesslich ist die Prozedur beendet
und unser Beamter sichtbar erleichtert. Geschafft! Formular mit
Stempel gibt es keines, aber den Hinweis, einen Tag vor Abreise
wieder im Buero zwecks Abmeldung zu erscheinen. In perfektem Englisch
(wahrscheinlich auswendig gelernt) wuenscht er uns einen angenehmen
Aufenthalt und einen schoenen Tag.

Weiter geht es zum Marinaoffice. Eine
huebsche Portugiesin (ebenfalls in einer Art Uniform gewandet) sitzt
hinterm Schreibtisch. Naja – auf uns warte man ja bereits. Wie
schoen. Tja, und jetzt wir auch endlich da! Unsere Papiere werden
fotografiert. Der Scanner scheint wohl grade out-of-order zu sein,
wofuer WIR ja vollstes Verstaendnis haben :-)) Wir bekommen noch die
Liegegebuehren genannt (33 Euro incl. Allem und mit 30% TO-Rabatt,
Moorings gibt es fuer unsere Schiffsgroesse keine, Ankern im
Hafenbecken ist moeglich gg. Zahlung von ca 50% des normalen
Liegepreises), zahlen Pfand fuer die Dusch-Schluessel. Wifi gibt es
rund um die Uhr gratis vorm Office oder in der Bar. Unser
Schiffspapier wird einbehalten. Das bekommen wir bei Abmeldung wieder
zurueck.

Jetzt erstmal Fruehstueck an Bord der
Malwieder mit von Inge frisch gebackenem Brot. Dann noch eben Schiff
weiter nach hinten verlegen und bei der Gelegenheit auch grade mit
der Nase in den Wind drehen. Mit Anleitung und Hilfe von Ralf &
Inge geht das prima nur mit Leinen und etwas Motorunterstuetzung.
Dann endlich duschen!!! Herrlich!!

Am Nachmittag dann der erste Landgang.
Was fuer ein Sandstrand!! 9 Kilometer zieht er sich entlang der
Kueste und da wo der Strand endet, ist auch die Insel schon zu Ende.

Vorbei an kargen, braunen Berghaengen
zur Rechten und diesem traumhaften Strand mit tuerkisblauem Wasser
davor zur Linken wandern wir die Strasse entlang zum Ort Vila
Baleira. Auf dem Platz vor der kleinen, charmanten Kirche „Igreja
da Nossa Senhora da Piedade“ sind die Aufbauarbeiten fuer irgendein
Fest in vollem Gange. Knallbunte Plastikblumen-Deko wartet auf ihren
Einsatz und ueberall werden Fahnenstangen aus Holz aufgestellt, wird
gehaemmert und geschleppt. In der Fassade der Kirche ist ein blaues
Azujelo Bild zu bewundern. Hinter der Kirche, in einer schmalen
Seitenstrasse finden wir das Haus in dem Christoph Kolumbus im 15.
Jahrhundert mit seiner Frau lebte. Heute ist es ein Museum, aber
natuerlich justamente Siestamaessig geschlossen.

Ein grosses und ganz neues
Kulturzentrum mit Tiefgarage zieht ebenso unsere Blicke auf sich wie
das direkt gegenueber liegende, leicht erhoeht und leer stehende
aeltere Gebauede mit einer kleinen Kapelle nebendran.

Wir bewundern die vielfaeltigen
Auslagen der Ferreteria und anderer „Gemischtwarenlaeden“ und
bummeln langsam wieder zurueck. Im Wind ist die Kraft der Sonne
gemaessigt spuerbar und recht angenehm. Am Strand ist jetzt deutlich
mehr Betrieb. Auch die Portugiesen meiden die Mittagshitze und ziehen
sich lieber in den Schatten zurueck.

Von der ungewohnten Wanderung muessen
wir uns erstmal ausruhen. Und dann ist es auch schon Zeit fuers
Abendessen: Gulasch mit Nudeln an Bord der Naja.

Wir unterhalten uns ueber unsere
Plaene, was wer bevorzugt und was wir fuer uns als angenehm
empfinden, wo wir uns wohl fuehlen koennen. Karibik oder Brasilien,
Mittelmeer? Alles ist moeglich. Aber fuer uns alle ist die
Gemeinschaft mit anderen Seglern wichtig, das Miteinander, die
Verbundenheit. Dieses irgendwo mitten in der Nacht ankommen und
erwartet werden. Oder unterwegs sein und wissen, da ist noch ein Boot
auf dem gleichen Kurs. Miteinander sprechen, sich austauschen,
helfen. So eine Art Familie haben.

Spaet gehen wir ins Bett und immer noch
rollen die grossen Wellen auf mich zu….