Freitag, 16.08.2013 – 09:35

Gestern Abend hatten wir noch
Funkkontakt mit „Malwieder“, die bereits in Porto Santo
angekommen ist. Weitere Tests der verschiedenen Frequenzen fielen
einer Uebelkeitsattacke meinerseits zum Opfer. Die hielt aber
gluecklicherweise nicht lange an und konnte auf der Salonbank doesend
weggeatmet werden.

Ueber Nacht legte der Wind zu und vor
allem die Wellen (quer anlaufend und deutlich hoeher!) machten die
Nacht zur Achterbahnfahrt mit teilweise 8 Knoten Geschwindigkeit
trotz gereffter Segel. Ein weiteres einrollen der Genua und das im 1.
Reff gefahrene Gross noch weiter oeffnen beruhigte alles und
reduzierte die Geschwindigkeit auf 5,8 bis 6,8 Knoten. Im VHF
rauschte es noch einige Male, einmal war ein ‘Yipieyayeah’ zu hoeren
– kein Schiff weit und breit sichtbar! Ueberreichweiten? Spaeter
erzaehlen uns Ralf & Inge, dass sie das auch hatten.
Geisterschiffe? Halluzinationen unter Langfahrtseglern?

Ueber uns wieder unendlich viele
Sternbilder. DIE Gelegenheit, um sich mal in diesem Bereich etwas
fortzubilden. Beim Gedanken daran bleibt es. In der Tasche der
Lifesling am Heck leuchtet es immer wieder im Takt der Wellen fuer
wenige Sekunden auf. Dann bekommt die ueber Kopp darin haengende
Leuchte wohl kurz Kontakt mit den Batterien und leuchtet. Gut, dass
es waehrend meiner Wache wieder stockfinster war und ich die Wellen
nicht wirklich erkennen konnte!

Gut auch, dass Mr. Clutch bis auf einen
kurzen Aussetzer am fruehen Abend so unermuedlich steuert und das
Schiff unerbittlich auf Kurs haelt.

10:39 - Der Wind hat wieder etwas
nachgelassen und weht jetzt mit 13-17 Knoten, kommt etwas raumer und
auch die Wellen sind nicht mehr ganz so heftig. Wir sind gespannt auf
unser 2. Etmal.

Das faellt mit 155 sm schon etwas
hoeher aus und Werner verkuendet, dass gerade unser Bergfest laeuft.
Puenktlich zu diesem Ereignis verliert der Plotter den GPS Kontakt,
baut ihn aber schnell wieder auf und schon ist unser Schiffchen
wieder auf dem Bildschirm. Als waer nix gewesen. Naja, war ja auch
nix, oder doch?

Immer wieder klopfen Wellen hart ans
Boot. Die meisten jedoch heben uns hoch, jonglieren etwas mit uns,
verlieren die Lust, lassen uns fallen und rauschen weiter auf der
Suche nach einem neuen Spiuelzeug in dieser unendlichen Weite.

Der Toern koennte soooo schoen sein,
wenn, ja wenn da nicht das anhaltende und sogar zunehmende
Geplaetscher und Gegluckse in unserer Bilge waere. Immer wieder
springt die automatische Bilgepumpe jaulend an. Die Handlenzpumpe
macht ausser oeck-oeck irgendwie nix und die beiden kleinen
elektrischen Pumpen in den mittleren Bilgensegmenten verzeichnen
einen Totalausfall. Auch unsere heiß geliebte manuelle
Doppelhubpumpe ist im wahrsten Sinne des Wortes geknickt (naemlich am
Ansaugschlauch) und pumpt nicht wie gewohnt. Also bleiben Puetz und
Schoepfkelle weiterhin im Einsatz. Gleich 4 Plastikeimer (Chinaladen
La Linea sei Dank) stehen fuer den Grosseinsatz zur Verfuegung. Ich
schoepfe voll, Werner kippt in die Spuele. Dann Wechsel. Alles
gleicht hochakrobatischen Uebungen, denn das Schiff bewegt sich immer
noch sehr abrupt und meist genau in dem Moment, wo man eigentlich
etwas Ruhe fuer einen sicheren Stand benoetigt. Sich selbst im
Gleichgewicht halten, einen fast vollen Eimer von a nach b schaffen
ohne den Inhalt vorzeitig auszukippen, dann das Spuelbecken und nicht
dessen Umgebung fluten – das erfordert volle Konzentration. Und
somit vergesse ich doch glatt, dass mir normalerweise bei solchen
Aktivitaeten speiuebel wird :-)). Wie war das : ist alles fuer
irgendwas gut. Man muss es sich nur lange genug schoen reden.

Gaaanz langsam faellt der Pegel in der
Bilge, im Pantrybereich schwappt nix mehr die Bordwand hoch. Wir
entspannen uns erstmal und setzten eine dicke, fette Bilgenpumpe mit
Prio 1 auf unsere Einkaufsliste. Das alle vorhandenen
Lenzpumpensysteme geprueft, optimiert, repariert und gg.falls
ausgetauscht werden, versteht sich von selbst.

Und Kielbolzen sowie Welle werden beim
naechsten Landaufenthalt kontrolliert und nachgezogen.Insbesonder der
Kiel mit seinen Bolzen ist fuer uns am ehesten als Schwachstele
vorstellbar. Vor allem nach einer solch ruppigen Nacht wie der
letzten.

Zur Belohnung gibt es erstmal was zu
futtern. Mittlerweile ist es Zeit fuer Mittagessen, Fruehstueck
faellt dann eben aus. Gulaschsuppe – in La Line vorgekocht –
schmeckt auch mir jetzt richtig gut. Beim Loeffeln faellt mein Blick
mehr zufaellig auf den Plotter. Ein AIS-Signal rauscht gerade einige
Meilen vor uns durch! Und da ist ja der Frachter auch in echt!!
Steuerbord voraus eilt er seinem Ziel Antwerpen entgegen. Immer
wieder faszinierend, wie schnell sich die aus der Distanz
spielzeuggrossen Poette am Horizont entlang bewegen und schnell
ausser Sichtweite sind. Ansonsten sind wir allein auf weiter See.
Wind und Welle sind aeusserst angenehm geworden. Wir laufen zwischen
6,5 und 7,3 Knoten mit raumschots Winden zwischen 13 und 16 Knoten.

Keine Wolke am Himmel, der Wind laesst
die Temperaturen im angenehmen Bereich, wir koennen uns gut im
Schatten der Sprayhood aufhalten. Und Mr. Clutch zeigt sich weiterhin
weder von Bilgenwasser noch von Frachtern beeindruckt, zieht das
Schiff sauber auf Kurs.

Zuhause in D feiert Frantz heute seinen
15. Geburtstag. Fuer Werner extrem ungewohnt, dass er noch nicht mal
per Telefon gratulieren kann. Email geht auch nicht, da die
Kommunikation zwischen Laptop und Pactor-Modem bzw. SSB-Funke nicht
so recht klappt. Der USB-Port geht immer wieder verloren, warum auch
immer.