Freitag, 02.08.2013 - 7:45 - mit Udo duesen wir zur Werft, das 25 Fuss Segelboot mit dem vor 2 Tagen noch sehr lebendigen Unterwasserschiff hat neues Antifouling erhalten und kommt nun wieder ins Wasser. Waehrend die beiden Maenner das Schiff auf seinen angestammten Liegeplatzt bringen, ueberfuehre ich Udo’s betagten Gelaendewagen.Nach dem ersten Schreck ueber die “schraege” Schaltung (der Schaltknopf ist nicht so ganz im Einklang mit dem tatsaechlichen Schaltweg) komme ich mit dem Auto gut klar und lande wohlbehalten am Zielort. Eine halbe Stunde spaeter sind wir wieder an Bord, bewaffnet mit frischem Baguette fuers Fruehstueck und Udo ueberrascht seine Alex in ihrer Lavanderia mit einem leckeren Croissant.
Unsere Tage hier in Almerimar sind nun doch gezaehlt. Die zusaetzlichen Solarpaneele sind eingetroffen und passenderweise taucht am gleichen Tag Stewart mit den extra dafuer gefertigten, flexiblen Halterungen auf. Die sind fix angeschweisst, no Wind - no Sun - it’s perfect for the job! Kaum hat Stewart das Schweissgeraet angeworfen, fallen ein paar Regentropfen vom heute etwas bewoelkten Himmel. Stew flucht, schweisst aber unverdrossen weiter. Dann folgt die Politur der Schweissnaehte und schon ist er fertig, die Paneels koennen montiert und angeschlossen werden. Bei der Gelegenheit wird dann gleich noch ein korrodierter Stecker des grossen Steuerbord-Paneels neu verlegt. Jetzt ist die Stromproduktion wieder in vollem Gange.
Halterung fuer die neuen Solarpaneels Auf jeder Schiffsseite sorgen die Solarmodule fuer Strom
Ich nutze den bewoelkten Himmel und bringe In einem Grosseinsatz an Deck die Edelstahlreling und den Geraetetraeger wieder auf Hochglanz. Der Inhalt der beiden von der Wind of Change vererbten Sidol-Flaschen geht dabei restlos drauf. Da muss ich wohl einen ordentlichen Vorrat anlegen, die naechsten “Rost”-Flecken sind ja mit Sicherheit vorprogrammiert bei dem vielen Salzwasser um uns herum. Mit unserem Wassermacher kommen wir auch ganz allmaehlich weiter, koennen endlich die Bestellung der benoetigten Filter, Membrane und sonstiger Ersatzteile aufgeben. Lieferzeit der einzelnen Teile zwischen 2 und 8 Wochen! Super, nix mit nach La Linea schicken lassen. Der Wassermacher wird noch fotografiert - man kann ja nie wissen, ob man solche Aufnahmen noch mal benoetigt - und provisorisch wieder an seinen angestammten Platz gebracht.
Wassermacher Werner ist derart im Arbeitsfieber, dass er auch gleich noch die neue Ankerlaterne mit Kabel und Stecker versieht und eine weitere Lampe gleichermassen ausruestet. Die soll dann u.A. auch fuer Licht ueber unserem Terrassentisch sorgen. Damit wir auch sehen koennen, was wir essen oder mal was lesen koennen. Vielleicht finden wir ja irgendwann auch noch so eine verspielte, orientalische Lampenhuelle, wie wir sie auf den Oldtimer-Schiffen in Puerto de Soller bewundert haben!
In Darzena zwei ist derweil der Budenaufbau fuer den historischen Markt in vollem Gange und zu meinem grossen Entzuecken ist auch ein kleines Kettenkarussell aufgebaut! Was ich natuerlich mit Ruecksicht auf die Haltekraft und Stabilitaet der Sitze nicht selbst benutzen werde :-). Die Buden werden allerdings erst am Abend geoffnet, noch verbirgt sich das Angebot hinter Planen und Tuechern vor den Blicken neugieriger Passanten.
Historischer Markt Kettenkarussel
Nach so viel Aktivitaet an Bord eilen wir erstmal ins El Paraiso. Emails muessen noch abgerufen und versendet werden und eine kleine Erfrischung in Form von Cerveza bzw Tinto Verano kann auch nicht schaden! Kurze Zeit spaeter gesellen sich Petra und Herbert von der Kallisto zu uns und es wird wieder ein unterhaltsam-vergnueglicher Abend! Peer, der die Beiden auch schon kennt, fragt per Email nach, ob wir uns denn in Spanisch oder Englisch unterhalten. ??? Wieso?? WIR sind doch perfekt in schwaebisch - zumindest verstehen wir es problemlos….. meistens ;-)
Samstag 03.08.2013 Windstill, sonnig, blauer Himmel. Immer noch schaue ich morgens unglaeubig raus, kann es kaum fassen: Tag fuer Tag (fast) das gleiche Bild!) Die Kleidungsfrage ist extrem schnell geloest: an Bord Badesachen und wenn wir von Bord gehen, wird irgendwas luftig-leichtes drueber geworfen. An die Fuesse Sandalen oder Flip-Flops - fertig! So herrlich unkompliziert ist das. Kaum ist das Fruehstueck beendet und die Kruemel und Metallsplitter der gestrigen Bohraktion sind im Staubsauger gelandet, steht Colin-Segelmacher vorm Schiff. Unterm Arm unsere sonnengelbe neue Sprayhood! Die ist im Prinzip fertig, es muessen noch die neuen Reissverschluesse an die Kuchenbude genaeht werden und die von uns zusaetzlich georderten Regenschutz”Vorhaenge” fertig angepasst werden. Das soll alles am Montag passieren. Jetzt haben wir jedenfalls erstmal wieder eine Sprayhood und die sieht richtig gut aus! Auch wenn jetzt erst so richtig auffaellt, wie ausgebleicht Segelkleid und Kuchenbude doch schon sind. Aber alles neu - das muss mit Ruecksicht auf unser Konto noch warten und ist ja auch noch nicht so notwendig wie die Sprayhood. Colin selbst ist Self-made-man, hat als Skipper auf verschiedenen Schiffen gearbeitet und stammt von Suedafrika, das er aber endgueltig mit 18 Jahren verlassen hat. Heute betreibt er mit seiner Frau hier in Almerimar sehr erfolgreich eine Segelwerkstatt, baut Sprayhoods und Biminis oder fertigt Polster fuer innen und aussen an. Er arbeitet schnell und zuverlaessig und hat sich in unserem Falls als sehr flexibel erwiesen. Wahrscheinlich hat er viel Verstaendnis fuer Fahrtensegler, die noch weiter wollen :-)
Die neue Sprayhood - wieder in sonnigem Gelb
Von der Malwieder erhalten wir eine Email: Inge-Lore und Ralf stehen in Lagos in den Startloechern. Leider hat der Wind es sich anders ueberlegt, sodass die geplante Abfahrt nach Madeira nochmal verschoben wurde. Da muessen wir uns jetzt aber ranhalten, sonst haben die Beiden zu viel Vorsprung und langweilen sich ohne uns gar noch auf den Inseln ;-)))
Voellig verschwitzt stuermen wir gegen 22 Uhr in die Dusche: occupied!! Erbarmen, eine spanische Grossfamilie bevoelkert saemtliche Duschkabinen, begleitet von der entsprechenden Akustik. Wo ich doch gerne ganz in Ruhe und fuer mich dusche :-( Aber so ist halt Sommer-Urlaubszeit hier in Spanien. Werner ist schon vor mir fertig und eilt zurueck aufs Schiff. D.h. fast. Die Crew der Nanuk winkt ihm freundlich vom Bug ihres Schiffes zu und das fuehrt zu einem netten Stegplausch. Dabei stellt sich heraus, dass Brigitte, die Bordfrau, unsere Website bereits seit laengerem verfolgt und sie richtig gut findet. Da wachse ich doch glatt mal 2 Zentimeter in die Hoehe (und nicht in die Breite, wie sonst ;-) ). Da aber heute im El Paraiso ein etwas bekannterer spanischer, singender Gitarrist auftritt, verabschieden wir uns und duesen mit diverser Technik im Gepaeck Richtung Paraiso. Da ist Hektik angesagt: diverse Stromausfaelle lassen den Kuenstler abrupt verstummen und die Gaeste im kuscheligen Dunkel der Strassenlaterne sitzen. Die Bude ist voll, die Bestellungen zahlreich, das Personal leicht hektisch. Da bleibt keine Zeit fuer freundschaftliches Plauschen. Zudem signalisieren mir Kopf und Ohren, dass diese Art Musik definitiv nicht die meine ist - Bekanntheit hin oder her. Wir bummeln noch einmal kurz ueber den historischen Markt und stellen mit Ueberraschung fest, dass dieser a) gut besucht ist und b) die Besucher sehr in Kauflaune sind! Ein Stand mit Madera-Rosen wird geradezu belagert von Frauen. Unsere mueden Aeuglein fallen auf orientalisch angehauchte Stofflampen. Als wir die Farbe endlich ausdiskutiert haben, fragt Werner nach dem Preis. Der Verkaeufer lacht: “die sind nicht zum Verkauf, nur zur Deko!” Also geht die Suche nach einer stimmungsvollen Plichtbeleuchtung weiter.
Madera Rosen Kaffee- und Teeverkauf…man beachte die Teesorten!
Den Rest des extrem windstillen-warmen Abends geniessen wir auf unserer Terrasse und der kreative Skipper findet sogar eine Moeglichkeit, die extrem helle (weil eigentlich als Ankerlicht gedachte) Lampe zu einem gedaempften, warmen Licht zu bringen. Nach dem Motto “nicht wirklich schoen, aber extrem selten” wird das Lamperl einfach unter das gelbe Segelkleid gehaengt und schon geht mitten in der Nacht fuer uns die Sonne auf! Segelkleid als Lampenschirm
Sonntag, 04.08.2013 Wir bekommen Besuch! Oh Schreck, da muss aber noch etwas aufgeraeumt werden und wie sieht das Deck aus? Viele kleine Metallspaene lauern auf unbeschuhte Fuesse und da die Besucher, Alex & Udo, ihre kleine Huendin Jessie mitbringen, ist erst mal Grossreinemachen angesagt. Deck schrubben (ohhe, wann haben wir das denn das letzte Mal gemacht???), Rumpf abspuelen, Frischwasser in den Tank fuellen, Abendessen vorbereiten. Irgendwie wird das heute wieder nix mit Strand und Schwimmen!! Der Tag fliegt nur so, Herbert von der Kallisto gibt uns noch so von Steg zu Schiff eine kleine Einfuehrung ins Gennakersegeln. Schade, dass wir nicht noch ein paar Tage mehr miteinander verbringen koennen. Von ihm und seiner Petra haetten wir sicherlich noch einiges lernen koennen. So werden wir uns also noch mal diverse Videos bei Youtube zu Gemuete fuehren und dann halt mal testen. Erschreckter Blick zur Uhr: 17:30 - jetzt aber ab unter die Dusche. Die habe ich heute fuer mich allein. Dafuer trifft es Werner hart. Der muss die Dusche erstmal general reinigen. Da war wohl jemand extrem schmutzig… aehem. In Rekordzeit sind wir trotz aller Widrigkeiten wieder zurueck an Bord und gerade rechtzeitig, denn: Puenktlich wie die Maurer kommen die 3 von der Waescherei anspaziert. “Hunger” schallt es zweistimmig schon vom Tor her zu uns. Als Gastgeschenk bekommen wir leckeren, selbstgebackenen Apfelkuchen ueberreicht. Hmmm, lecker! Bei Salat, Spaghetti Bolognaise, Obstsalat mit Schlagobers, Espresso und Apfelkuchen vergeht der Abend wieder viel zu schnell. Es ist erstaunlich angenehm, schweissgebadet ist nur der derjenige, der sich laenger im Pantrybereich aufhalten muss. Kein Lufthauch regt sich, die Musikbeschallung kommt heute eindeutig mehr von Ost.Mal sehen, wann die Bars auf der Westseite zu Leben erwachen. Letzte Nacht waren alle Restaurants bis spaet in die Nacht voll und wir durften die Musikbeschallung bis sage und schreibe 6 Uhr in der Frueh geniessen! Das ist eben Spanien im Sommer, zur Urlaubs- und Ferienzeit. Das heisst auch: ueberfuellter Parkplatz beim Mercadona, anstehen bei der Fischtheke, Gedraengel im Obst- u. Gemuesebereich und laengere Wartezeiten an den Kassen. Das ist aber auch Sonne, Sonne, Sonne, springende Fische und schweissgebadete Menschen. Die kleinste Anstrengung laesst Sauna-Gefuehle aufkommen. Was fuer ein Kontrast zu April/Mai! Gerade tuckert noch ganz langsam ein Segelboot in Richtung Darzena 2. Ob die den Marinero ueberhaupt erkennen koennen, jetzt im stockdunklen um 23.36? Wir sitzen und geniessen. Eine Woche ist es jetzt schon wieder her, dass wir uns von Heidi & Dieter verabschiedet haben. Eine arbeitsreiche Woche. Wo wir wohl naechstes Wochenende sein werden?