In die Bucht steht ordentlich Wind, die Ankerkette ist stramm und ich habe ein bisschen ein mulmiges Gefuehl, das Schiff ausgerechnet heute alleine vor Anker zu lassen. Vorsichtshalber bitten wir unsere lieben Nachbarn, Iris & Robert von der Mari-Luise, ein Auge auf unser Schiffchen zu haben.  Denn:  Wir fahren heute mit dem Zug fahren nach Palma! Trotz aeusserst entspanntem Fruehstueck schaffen wir es tatsaechlich noch, den 12:50 Zug zu bekommen.  Nach einigem Rangieren rumpelt das betagte Stueck (immerhin wurde die Bahn 1912 erstmalig in Betrieb genommen, 1929 elektrifiziert und so bis heute unveraendert genutzt) puenktlich los. Auf Holzbaenken, noblen Ledersitzgruppen oder profanen, aber sehr flexiblen, lederbezogenen Sitzbaenken kann Platz genommen werden. Die Fenster sind alle bis zur Haelfte hochschiebbar und garantieren so eine gute Klimatisierung waehrend der Fahrt.

Die Abfahrt wird mit Glockenbimmeln und dezentem Troeten des Schaffners angekuendigt. Waehrend der Fahrt kuendigt sich die Bahn immer durch ein verschaemtes „Huh-Huh“ an. Das gleichfoermige Ratatat-tatat wirkt fast beruhigend und Werner meint, neben dieser Bahnstrecke koenne sogar er gut wohnen.

Das Tal von Soller liegt sonnenueberflutet unter uns. Eine ganz neue Perspektive. Wir fahren hinter all den schoenen Steinhaeusern vorbei, die wir bislang immer von der Stadt aus bewundert haben. Durch mehrere kleine und einen laengeren Tunnel (Fahrtzeit gut 5 Minuten und wahrscheinlich parallel zum Autotunnel) lassen wir das Tal relativ bald hinter uns und naehern uns dem Bahnhof von Bunyola. Hier wird der entgegenkommende Zug aus Palma vorbei gelassen. Dann geht die Fahrt weiter durch die weite Ebene, vorbei an vereinzelt stehenden grossen und kleinen Fincas, teils als Hotel genutzt, meist aber privado und fast immer mit Pool. Olivenbaumhaine, ein Reitstall, ein grosser Grillplatz, wieder Haeuser.  Wir sehen die Staelle des Hippodroms, ein Hallenbad und naehern uns Palma gewissermassen durch die nicht ganz so schoenen Hinterhoefe.

Der Bahnhof selbst ist dafuer sehr schoen und im urspruenglichen Stil erhalten. Raus geht es in die Hitze Palmas. Die Kathedrale ist natuerlich ein Muss – zumindest von aussen. Wir haben Mitleid mit den Kutschpferden, die bei diesen Temperaturen nicht immer im Schatten auf Fahrgaeste warten. Wenigstens scheinen sie reichlich mit Wasser versorgt zu werden. In den Gassen und auf den Plaetzen ist deutlich mehr los wie noch bei unseren ersten Besuchen.  Rambla und die Gaudi-Haeuser finden bei Frantz leider wenig Interesse. Schattige Parkbaenke sind da deutlich beliebter.

Werner drueckt sich um die Sightseeing-Tour und sucht erneut den Zahnarzt auf. In der „Confident Clinica Dental“ wartet um 16 Uhr Herr Dr. Jens Oliver Schweitzer auf ihn und von der netten Assistentin wurde er gestern sogar telefonisch nochmal an den Termin heute erinnert. Ob die dachten, er drueckt sich?? Von dem ebenfalls sehr netten und ebenso kompetenten Dr. Schweitzer bekommt Werner dann eine Wurzelbehandlung mit nachfolgender Zahnfuellung verpasst. Die Aktion dauert zwar fast 2 Stunden, aber der Patient ist aeusserst zufrieden und strahlt uebers ganze Gesicht, als ich ihn abhole. Mit Handschlag wird sich von Dr. Schweitzer und seinem heutigen Assistenten Jonathan verabschiedet. Und fast koennte man meinen, der Skipper ueberlegt, ob er noch weitere Reparaturen am Beisswerk durchfuehren lassen kann/soll….. aber wir wollen ja noch weiter dieses Jahr ;-). Jedenfalls koennen wir diese Zahnarztpraxis und insbesondere Dr. Schweitzer jedem empfehlen, der in Palma von Zahnproblemen geplagt wird. Und die Lage der Praxis in der Avd. Joan March, nur wenige Meter neben dem Busbahnhof ist auch fuer nicht motorisierte Segler genial einfach erreichbar!

Da die Zeit fortgeschritten ist und die letzte Bahn (wir haben Hin- u. Rueckfahrttickets fuer 19,50€ p.P erstanden) um 19:30 faehrt, sitzen wir die verbleibende Zeit auf dem Plaza Espana und im Bahnhof ab. Wir sind alle muede, schlapp und froh, als wir wieder im Zug sitzen. Trotzdem geniessen wir die Rueckfahrt und entdecken endlich auch das so oft fotografierte Viadukt, das die Bahn im Tal von Soller ueberquert. Komisch, auf den Fotos sah das viel laenger aus…. – jedenfalls haben wir aus dieser Richtung nochmal andere Perspektiven und entdecken das ein oder andere neu.  Einfach schoen.

In Soller angekommen erreichen wir ganz gemuetlich den Bus nach Port de Soller und nehmen erstmal  ein erfrischendes Abendbad. Ist das schoen!