11. Mai - Abschied von Cartagena, Abschied von der Carino, von Bruni & Fredy. 3 Tage Cartagena mit Reparaturen, Bummeln, Sightseeing und abendlichen Tapas-Bar Besuchen liegen hinter uns. Der Abschied faellt wieder einmal schwer. Wir lassen noch das Feld der Regattasegler aus dem Hafen hinaus ziehen, dann heisst es “Leinen Los”. Halb segelnd, halb motorend geht es die knapp 30 Seemeilen zum Mar Menor vorbei an einer kargen, kaum bebauten Kueste entlang. Wen wundert es auch: die Berge fallen steil ins Wasser, nur wenige schmale Buchten freigebend. Brr, ich stehe am Ruder und mich froestelt trotz der warmen Mittelmeersonne. Hatte ganz vergessen, wie kalt einem bei Am-Wind-Kursen der Wind in die Ohren pustet! Wir runden das Cabo de Palos. Der Leuchtturm ist weithin sichtbar. Und dann sehen wir auch schon andere Yachten, die vor der Einfahrt zum Mar Menor an Mooringbojen liegend auf die Brueckenoeffnung um 18 Uhr warten. Alle 2 Stunden wird in einem schmalen Zufahrtskanal eine Strassenbruecke fuer die Yachten geoeffnet. Die Zufahrt ist schwer erkennbar und wir tasten uns einfach mal den anderen hinterher. Gaaanz langsam, immer wieder Gas wegnehmend geht es in den Kanal. Die Wassertiefe nimmt immer wieder bedenklich ab und die Minuten bis zur vollen Stunde ziehen sich wie Kaugummi. Endlich hebt sich die Bruecke, das Schiff hinter uns kommt uns bedenklich nahe und ich gebe Gas. So wie die Geschwindigkeit hochgeht, nimmt die Wassertiefe ab! Das Echolot zaehlt runter: 1,70!! Naja verneigt sich kurz und rutscht ueber den Hubbel weg. 2,10Meter werden angezeigt. Ufff, tief ausatmen, das weggenommene Gas wieder hochziehen und vorsichtig weiter. Vor uns kurzer Stau: einige Yachten biegen in die grosse Marina Tomas Maestre ab, einige gehen - wie wir - ins Mar Menor. Hier haben wir durchweg eine Tiefe zwischen 4,80 und 5,2. Damit kommen wir gut klar. Wir halten Kurs auf zwei kleinere Inseln im Sueden des Mar. Dahinter soll ein “idyllischer Ankerplatz liegen, gut geschuetzt bei Nord-Ost Winden”. Hmmm. Idyllisch. Naja, Geschmack ist eben vielfaeltig. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass das 1. Ankermanoever gruendlich misslingt, wir den Anker beim rueckwaerts geben in einem eleganten Bogen gut sichtbar hinter uns her durchs Wasser ziehen und beim Aufholen jede Menge Gras dran haben. Mir verhagelt solche Ankermaenoever ja immer gleich die Petersilie. Dazu immer der Blick aufs Echolot: mit Tiefen zwischen 3,6 und 3,80 bleibt uns nicht so wirklich viel Spielraum. Der 2. Anlauf ist dann erfolgreich. Mittlerweile ist es kurz vor 20 Uhr, wir sind voellig geschafft, wozu auch unsere Erkaeltung beitraegt. Ja, Erkaeltung! Gefangen in Cartagena, als der Wind voll in Cockpit und Schiff blies und wir das wohl etwas unterschaetzt hatten. Wir beobachten noch etwas unsere Position und die beiden anderen Ankerlieger. So wie der Himmel dunkler wird, wird die Kueste um uns herum hell beleuchtet. Nur wenige dunkle Streifen sind dazwischen. Dunkel liegt auch das karge Inselchen vor uns. Einige wenige Baeume sind darauf erkennbar und Ruinen hat es offenbar auch. Abendessen findet seit langem mal wieder unter Deck statt und dann nix wie ab in die Koje. Ueber dem Uralt-Tatort schlafen wir ein. Die Nacht ist etwas unruhig, teils durch immer wiederkehrende Hustenattacken, verstopfte Nasen oder eben Ankerkontrolle.

Sonntag, 12.Mai - zwischen dem Einheits-Himmelsgrau zeigen sich immer wieder mal kleine blaue Luecken. Der Wind hat deutlich zugenommen und selbst hier im angeblich so ruhigen Mar Menor bewegt sich unser Schiff am Anker wie ein etwas zu faules Schaukelpferd. Jetzt am hellen Tag und mit zunehmendem Sonnenschein kann man die Insel besser erkennen. Ausflugsboote umrunden Insel und Ankerlieger. Jetskis drehen ebenfalls eine Runde und nehmen dann Kurs aufs Festland. Die Ruinen auf der Insel sind besser erkennbar, sogar einen Anlegesteg scheint es zu geben. Ansonsten scheint es Leben nur in Form von Moewen zu geben. Fruehstueck gibt es im Sonnenschein in der Plicht, der Appetit ist allerdings maessig, die Fruehstueckseier zu lange gekocht und das Brot hat den Backofen ebenfalls etwas zu lange von innen gesehen. Scheint nicht so mein Fruehstuecksmorgen zu sein. Werner bringt noch die Ankerkralle aus, nimmt seine Medikamente und verzieht sich wieder in die Koje. Fuer mich heisst es “Fotos nachbearbeiten”. Aber erst noch das Segelkleid uebers Gross werfen. Dazu konnten wir uns gestern auch nicht mehr aufraffen. Aus der Tuerkei kam eine SMS von Wolfgang und Hilke, die muss noch beantwortet werden. Und die Mari-Luise ankert vor Alicante. Liegepreis IM Hafen fuer ihre Schiffslaenge wuerde 67Euro!!! betragen….und das ist Vorsaisonpreis! Wir fragen uns immer wieder, wer solche Preise bezahlen kann. Zum Glueck fuer uns Langfahrer mit etwas weniger Budget gibt es ja noch erschwingliche Alternativen oder eben kostenfreie Ankerplaetze. So langsam muss ich mich allerdings wohl wieder etwas mehr mit unserem ICOM Funkgeraet vertraut machen. Auf Dauer wird das mit SMS und Email schwierig werden, da ist die Kurzwellen-Funke bestimmt besser fuer das Social Live geeignet. Aber jetzt gehe ich noch etwas die Sonne geniessen….