06:30 Aufstehen, Dusche. Meme begegnet uns unverhofft und so
koennen wir uns noch persoenlich voneinander verabschieden. Zurueck an Bord
wird das erste Ablegemanoever nach 5 Monaten Liegezeit in La Linea vorbereitet!
5 Monate….so viel Zeit und so schnell vorbei.

Gerade noch 2 Leinen sind fest, da ruft Werner wie
versprochen noch schnell die Uschi & Michael, Ulli & Peer an.
Erstgenannte schaffen es gerade noch fuer eine letzte Umarmung an den Steg,
fuer Ulli & Peer drehen wir vorm Marina-Tower eine Ehrenrunde, winken,
winken, winken.

Fender rein, Leinen verstauen, der Skipper brummelt schon
vor sich hin, dass ER  ja das Grosssegel
ruhig wieder im unruhigen Auf und Ab vor dem Hafen setzen koenne. Muss er dann
aber doch nicht, wir schaffen dieses erste Segelsetzen fuer das Jahr noch im
Vorhafen. Und zwar ziemlich entspannt. Aber wir haben ja auch – im Gegensatz zu
gestern – nur wenig Wind.

Der Berg und Gibraltar-Stadt liegt noch im tiefen
Schatten,dafuer praesentiert sich die Ostseite sehr fotogen im Licht der
aufsteigenden Sonne. So viele finden Gibraltar zu touristisch, sind froh wenn
sie wieder weg sind oder goennen diesem Flecken nur wenig Zeit. Uns hat die
Kombination aus dem extrem spanischen (manchmal etwas zu sehr) La Linea und dem
very british-en Gibraltar fasziniert, gereizt und uns war nicht ein Tag
langweilig. Im Gegenteil – das Ein oder Andere haben wir erst noch auf den
letzten Druecker entdeckt und die Mediterrean Steps haben wir immer noch nicht bewaeltigt!

 

Delfine begleiten uns schon gleich auf den ersten Seemeilen.
Majestaetisch langsam und voller Ruhe heben sie sich rund um unser Schiff immer
wieder aus dem Wasser. Heute vor einem Jahr ist meine liebe Mama verstorben und
irgendwie tauchen die Delfine ganz oft auf, wenn ich traurige Gedanken und
Gefuehle habe. Grad so, als wuessten sie, dass ich Aufmunterung noetig habe.

Wir ziehen durch das Feld der vor Reede liegenden Frachter
und haben schon bald einen guten Abstand zur Kueste. „The Rock“ allerdings ist
noch lange hinter unserem Kielwasser zu sehen.

Sonne, warm – Pullover und lange Hose fliegen in die Ecke,
Sonnencreme und –hut raus! Ist das schoen. Auch wenn wir kaum Wind haben und
uns der Diesel vorwaerts bringen muss, geniessen wir das Unterwegs sein. Das
fuehlt sich so gut an nach der langen Pause. Dank Strom kommen wir teilweise
mit ueber 7 Knoten voran. Wenn das so weitergeht und wir die Nacht durchlaufen,
dann sind wir viel zu frueh und im stockdunklen in Almerimar! Wir warten erst mal
ab und siehe da, es bremst sich von alleine. Zwischen 5,5 und 6 Knoten sind
o.k. Es wird kuehler. Die Sonne versteckt sich hinter grau-gelben Schleiern,
wird wohl doch nix mit rotem, spektakulaerem Sonnenuntergang. Die Konturen der
Berge zu unserer Linken sind ganz weich, verwischt und ich wuensche mir,
Aquarellzeichnen zu beherrschen. Das kann kein Fotoapparat einfangen, das sind
Motive zum malen. Weit hinten und hoch ueber allen anderen Bergen blitzen die
weissen Schneehaupen der Sierra Irgendwas Berge herueber. Zwei, drei Frachter
fahren entweder mit uns oder kommen entgegen. Alle weit entfernt, nur klein am
Horizont oder auf dem AIS erkennbar.

Um 18 Uhr lege ich mich ab. Dadurch entgeht mir dann der
doch noch stattfindende rote Untergang der Sonne.

Ganz weich und sanft zischelt das Wasser an unserer Seite.
Delfine prusten und schnaufen, schwimmen unter dem Boot durch, sind im Schein
der Navigationslichter gut zu erkennen.

Wir wechseln uns ab mit Wache gehen, das Ruder hat der
elektrische Pilot uebernommen. Nur einmal bringt ihn irgendwas aus der Fassung,
das Schiff laeuft aus dem Ruder, der Grossbaum kommt abrupt und hart ueber –
ich bin unter Deck und vermute erstmal eine spontane und komplette Winddrehung.
Aber wieso ist das Land jetzt genau vor unserem Bug? Werner greift ein und
bringt alles wieder auf Kurs.

Ich darf meine 2. Schlafrunde geniessen und die nutze ich
volle 4 Stunden aus! Hab den Wecker falsch gestellt und Werner laesst mich auch
brav schlafen. Ist dann aber doch froh, als ich mich endlich gegen 4 Uhr in der
Frueh aus dem Schlafsack wuehle.

Puh, das ist aber frisch geworden, der Wind pustet uns voll
entgegen, wenn auch immer noch moderat. Upps, ist die Kueste hier gar nicht
bebaut? Man sieht ueberhaupt keine Lichter mehr und dieser komische, dicke
weisse Schatten links von unserem Bug, der war vorhin auch nicht da….Nebel! Na
super, das brauch ich nicht nochmal. Wir sind jetzt deutlich naeher unter der
Kueste, haben aber immer noch gute 6sm Abstand. Soweit sieht alles gut und
beruhigend aus. Fischer hatten wir bislang auch keine, da wird wohl jetzt auch
nicht grad einer quer kommen. Trotzdem bin ich froh, als der Nebelspuk wieder
vorrueber ist, die vertraute Beleuchtung erkennbar ist!Auch, weil ich jetzt
nicht mehr staendig mit Wassertropfen von unserem Grosssegel berieselt werde
und kein staendiges Brillenputzen mehr notwendig ist.

Gegen halb sieben wird es hell im Osten. Die
Plastiklandschaft, fuer die Almerimar und Umgebung beruehmt-beruechtigt ist,
hebt sich kontrastreich zu den kahlen, dunklen Bergen im Hintergrund ab. Die
Lichter der Hafenzufahrt ist schon von weitem gut erkennbar, einige kleine
Fischer-Sportboote kommen uns mit ordentlich Schwung entgegen. Die innere
Zufahrt ist gut ausgetonnt und am Meldepier stehen schon 2 Marineros. Ob wir
tanken wollen….nee, das ist dann doch nicht notwendig. Also bitte ganz vorne am
Kai festmachen. Si, claro. Man nimmt die Leinen an, fragt nach der Laenge des
Schiffes und gibt uns zu verstehen, dass wir uns ab 9 Uhr im Buero anmelden
koennen. Also erstmal einen Kaffee kochen. Ein Blick nach draussen und ich bin
baff: schon wieder versinkt die Mittelmeer-Welt im Nebel!

Als es soweit ist, blockieren wir erstmal fuer laengere Zeit
das Buero. Die Preisverhandlungen sind zaeh, enden mit einer Vermessung unseres
Schiffes und zaehneknirschend werden wir nun doch in die 18 Meter Kategorie
eingestuft. Auch wegen der Breite und des Tiefganges. Platz 137 am Betonpier
zwischen Darzena 1 und 2 soll nun der unsere sein. Ein Marinero erwartet uns,
hilft uns ganz nett bei unserem ersten Mooring-Manoever. Mein Gott, ist der
Tampen dick, ich weiss gar nicht, wie ich den auf die Heckklampe bekommen soll.
Werner greift ein, der Marinero kommt dazu. Irgendwann sitzt alles zur
Zufriedenheit, die Bugleinen werden noch etwas durch gesetzt und dann kann
schon unser erster Besucher an Bord kommen: Thomas erwartet uns mit frischem
Baguette und Kuchen! Gemeinsames Fruehstueck an Bord, lange davon gesprochen –
jetzt endlich wird es wahr! Seine Aventura steht noch im Winterlager und ist in
einem aehnlichen Zustand, in dem unsere bis vor kurzem noch wahr: Alles wird
wahlweise immer von innen nach aussen und retour gestapelt. Entweder ist somit
das Innen- oder Aussenleben nicht wirklich angenehm. Aber er kommt voran mit
seinen Arbeiten. Aber jetzt ist erstmal ausgiebiger Kloenschnack unter Seglern
angesagt

Der anschliessende Hafenrundgang (Werner drueckt sich davor
und verzieht sich unter die Dusche…)

Ist fuer mich positiv ueberraschend. Es gibt viele kleine
Lokale, diverse Geschaefte, zwei Laeden mit nautischem Zubehoer, eine
Metzgerei, Mercadona, China-Laden….alles da, was Seglers-Frauenherz begehrt! Einen
Spazierweg entlang des Strandes zur Linken, Strand selbst zur Rechten,
Waschsalon, Bootsmakler, TO-Stuetzpunkt!! Und viele schoene, kuriose,
vergessene Schiffe. Und auch wenn es mit vertrauten, spanisch-lebendigen La Linea nicht vergleichbar ist: Langweilig wird es mir/uns heute und morgen hier ganz
sicher nicht.

Und jetzt muss ich erstmal den Mercadona pluendern,
Abendessen an Bord der Naja mit Thomas ist fester Bestandteil des heutigen Abendprogramms.