Unser Abschied von La Linea rueckt naeher, alles bekommt einen “ein-letztes-Mal” Charakter…
Ein erstes Mal seit langem war dagegen die Tatsache, dass ich am Geburtstag meines einzigen Sohnes nicht in Ruedesheim sein konnte. Aber in Gedanken war ich ganz intensiv dort und telefoniert haben wir. Das troestet etwas.
Ein letztes Mal gehen wir ueber die Grenze nach Gibraltar, bummeln noch einmal durch die Main Street, den Blick ganz oft nach oben zu den schoenen Hausfronten gerichtet. Es ist sommerlich warm, die Sonne ist intensiver und laesst die Schatten in der schmalen Fussgaengerzone ganz anders wirken. Auf dem grossen Platz vor den Casemates ist ordentlich was los. Kein Wunder, bei dem Wetter. Die Taxistas scheinen recht gute Geschaefte zu machen, sind laengst nicht mehr so intensiv auf Kundenfang als noch im Winter. In den gepflegten Rabatten entlang der Strassen bluehen Blumen, die man in Deutschland eher im Sommer draussen sieht.
Wir leisten uns neue Croqs, preisreduziert, die Sommerware ist immer noch nicht eingetroffen und die Regale mit den Wintermodellen werden zunehmend leer.
Eigentlich wollten wir ja noch mal die Mediterrean steps hinauf zum Berg erklimmen. Aber wenn ich ehrlich bin: meine bei dieser Tour hier schon schmerzende Huefte schreit jetzt nicht so unbedingt nach einer Wanderung in hoeher Gefilde. Oder ist es, weil ich dieses Pflastertreten einfach nicht mehr gewohnt bin??
Ein letztes Mal pruefe ich die Preise fuer Digi-Cams in den unzaehligen Elektroniklaeden. Aber fuer die Kamera meiner Wuensche liegt der Preis definitiv ueber dem einschlaegiger Shops in Deutschland und der Ladeninhaber ist baff erstaunt, was seine unglaeubige eigene Preisrecherche im Internet ergibt….da kann er definitiv nicht mithalten.
Zum ersten Mal betreten wir in den Kasematten die Glasblaeserei, schauen bei der Entstehung der zerbrechlichen Werke zu, bewundern den schoenen Schmuck im angrenzenden Laden. Entdecken jetzt erst, dass es hier neben den unzaehligen Restaurants und Pubs noch weitere Shops gibt. Noch ein Abstecher in die Marina Bay? Lieber nicht sagt uns die Uhr.
Schnell noch ein Erinnerungsfoto mitten auf der Landebahn…, ein Blick links und rechts die Piste entlang. Ueber allem ragt der Berg hoch in den blitzblauen Himmel.
Im Chaos-Zollfreiladen kurz vor der Grenze erstehen wir 2 Stangen Zigaretten. Bakschisch oder Tauschmittel fuer zukuenftige Begegnungen mit Fischern oder wem auch immer. Vielleicht nicht immer ein geeignetes Tauschmittel, aber bestimmt kann man irgendjemand irgendwo mal eine Freude damit machen.
Auch vom unbeschreiblichen Laerm beim Zigarettenkauf (irre, was hier los ist, wir koennen nicht verstehen, wie die Damen an der Kasse DAS den ganzen Tag durchhalten, man versteht kaum sein eigenes Wort) voellig ermattet schleppen wir uns in die Marina zurueck. Werner ist ganz dankbar, dass Uschi & Michael das Baguette fuer unser heutiges Geburtstags-/Abschiedsessen aus La Linea mitbringen wollen. Der Topf mit der Gulaschsuppe wartet noch auf den letzten Wuerz-Feinschliff und dann auf hungrige Maegen. Passt gut, unser Suppenabend. Uschi hat heute Geburtstag und freut sich, dass wir diesen Tag noch gemeinsam hier in La Linea verbringen koennen.
So schwer der Abschied auch faellt, es zieht uns jetzt auch weiter. Die Mari-Luise strebt Almerimar zu wo ja auch die WoC und die Aventura auf uns warten. Und wer wei?, wen wir unterwegs noch so treffen. Unklar ist bislang noch, wann genau wir jetzt ab welchem Flughafen unseren naechsten Heimaturlaub in Angriff nehmen. Zeitplaene werden aufgestellt und wieder verworfen. So sehr wir uns auch auf die Lieben zu Hause freuen, so sehr liegt diese Reise unseren Plaenen wie ein dicker Felsbrocken im Weg, will umschifft werden.
Jetzt aber heisst es froehlich feiern! Die Jungs von der Gryphos steuern eine leckere Fischplatte bei, Debbie & Luc ueberraschen mit Tostatas samt genial gutem rohen Schinken drauf und kleinen, mit Kichererbsen- und Avocado-Mus gefuellten, liebevoll hergerichteten Glaeschen. 15 SeglerInnen schmausen und stossen auf Uschis und unser aller Wohl mit Cava, Wein, Bier oder auch schlichtem Aqua an.
Allgemeines Thema auf spanisch, englisch oder deutsch ist natuerlich das “Wo geht es wann hin”. Man spricht Gulaschsuppe sowie Knoblauch-Kraeuterbutter a la Naja und Mari-Luise (Danke liebe Iris fuer den Tipp mit den geroesteten Sonnenblumenkernen) gerne und reichlich zu und zu vorgerueckter Stunde verziehen wir uns in den Windschutz des Duschgebaeudes. Der Securitymann macht seine Runde und meint, das sei zwar eigentlich nicht erlaubt, aber er habe nix gesehen. Die hier an diesem “Oertchen” allzeit dudelnde Musik kann er allerdings auch nicht lauter stellen, das geht nur vom Office aus. Nett iss er und dass erst recht, als er erfaehrt, dass wir Uschi’s Geburtstag feiern.
Werner friert und laeutet die grosse Verabschiedung ein. Eindringlich weist man uns nochmals darauf hin, dass es gut zu ueberlegen sei, bei unguenstigen Windverhaeltnissen in Estepona festzuhaengen oder doch lieber in La Linea…. :-)…. Das letzte Wort wird wohl der Wetterbericht haben und den schauen wir uns erst morgen an!