Gut, dass wir gestern Abend noch eine zusaetzliche Leine an unserer Backbordseite ausgebracht haben! Seit 3 Uhr heute nacht pfeift der Wind in den Riggs und beim Fruehstueck schaukelt es selbst hier im Hafen recht ordentlich. Windstaerken zwischen 25 und 32 Knoten und das wieder mal “voll auf die Nase, naemlich aus Suedost (wir liegen ja im Hafen). Wir pruefen nochmals alle Festmacher und Fender und machen uns dann tapfer auf den weiten Weg zu den Duschen. Heiner hat sein Handtuch an Bord vergessen und in der Herrendusche ist der Warmwasserboiler ausgestoepselt. Dafuer entdecken wir eine gigantisch grosse Waschmaschine - die auch nur mit Kaltwasser arbeitet. Es regnet immer wieder heftig, wir harren noch etwas im Duschgebaeude aus, bis der Regen etwas nachlaesst. Auf dem Rueckweg muessen wir uns richtig gegen den Wind stemmen und legen in der Hafenbar erstmal einen Kaffeestop ein. Interessiert verfolgen wir die Nachrichten auf spanisch im obligatorisch eingeschalteten Fernsehgeraet. Gischt sprueht ueber die Hafenmole und weisse Wellenkaemme treiben durch das Hafenbecken. Mit leichter Schlagseite geht es an Bord zurueck. Wat nu? Ratlosigkeit macht sich breit, aber der Optimismus siegt - ?da hinten wird es heller’. Ja, ja - es klart auf zum Wolkenbruch. Trotz der bordinternen Differenzen bezueglich der weiteren Wetterlage machen wir uns auf zur 2. Stadtbesichtigung von Cadiz. Diesmal bei Tage, aber dafuer mit immer wieder Regen. Wenigstens bekommen wir einen “Lift” vom Hafengelaende bis zum Plaza Espana. Den kennen wir von gestern Abend ja schon. Der Mercado ist heute unser erstes Ziel. In der Mitte liegen die Obst- und Gemuesestaende aufgereiht, aussen gehen wir an den Fleisch- und Wurststaenden entlang. Jeder Stand hat auf einem Schild den Vornamen des jeweiligen Inhabers angeschrieben. Eine Reihe weiter sind dann Dutzende von Fischstaenden zu finden. Wir koennen uns gar nicht entscheiden. Die ersten Staende werden aber schon geraeumt, so ist Entscheidungseile geboten. Tuna soll es sein und fuer Werner noch eine Lachsfilet und ein weisses Fischfilet. Vor dem ebenfalls zahlreich angebotenen Hai oder Schwertfisch schrecken wir dann doch etwas zurueck. Auch die verschiedenen Pulpo und Muschelvariationen werden eher skeptisch beaeugt. Am naechsten Gemuesestand noch unsere heiss geliebten Pimientos de Padron und frische, dicke Zwiebeln. Jetzt ist das Abendessen gesichert und die Kaffeepause koennte eingelegt werden. Vorbei an unzaehligen modernen und traditionell eingerichteten Restaurants und Bars laufen wir kreuz und quer. Schwere, offenstehende Holztueren gewaehren uns Einblick in wunderschoen geflieste Hauseingaenge und die dahinter liegenden Patios. Am Postgebaeude fallen uns die Briefkaesten in Form von in die Wand eingelassenen Loewenkoepfen auf. Auch das Postgebaeude selbst ist wunderschoen. Nach mehreren Irrungen und Wirrungen in den Gassen von Cadiz suchen wir die Tourist-Info mit etwas mehr Intensitaet und werden schliesslich sogar fuendig! Diese nuetzliche Institution liegt leicht uebersehbar in einem sehr schoenen Pavillon, der wiederum mitten in einem kleinen Park direkt gegenueber der Kreuzfahrt-Kaje steht. Sehr schoen anzuschauen, aber man kann eben auch leicht dran vorbei schauen. Bewaffnet mit einem richtigen Stadtplan (in Farbe und mit Erklaeuterungen in Deutsch) ziehen wir wieder los.

Verschieden farblich markierte Rundgaenge ziehen sich durch die Stadt. Der Einfachheit halber sind entsprechend farbige Linien auf das Strassenpflaster gemalt, denen man folgen kann. Simpel und optisch gut auffallend. Der Torre Tavira liegt auf dem hoechsten Punkt der Stadt und kann besichtigt werden. Ganz oben ist eine Camera Obscura aufgebaut. Von hier hat man einen 360? Blick ueber die Stadt und die Bucht. Vorbei an den wunderschoenen, alten Gebaeuden einer Tabak-Fabrik kommen wir durch die verschiedenen Barrios, passieren das Hospital de Mujeres und unzaehlige Kirchen. An vielen Haeusern findet man weisse Fliesentafeln, auf denen in blauer, geschwungener Schrift mitgeteilt wird, wer hier wann gelebt hat und was das fuer ein besonderer Mensch war, Gitarrist, Komponist, Schriftsteller, Flamengomusiker und -taenzer - vielfaeltig wie die verschiedenen Haeuserfronten waren und sind die Menschen und das Leben hier. In einer Strasse liegen verschiedene Hotels nebeneinander, alle eint der wunderschoene Eingangsbereich. Eine Pulperia, Tapa-Bars, kleine Mercados, Apotheken, Geschaefte aller Art - alles finden wir, nur keine Pastelleria mehr! Verflixt, irgendwo muss man doch ein Stueck Kuchen und einen Kaffee dazu bekommen. Ein letztes, verzweifeltes Abbiegen in eine breitere Einkaufsstrasse und tatsaechlich: hier liegt ein Caf?-Restaurant mit akzeptablem Kuchenangebot fuer die Herren und Wifi fuer die Dame. Hier halten wir es so versorgt einige Regen-Stunden aus. In den schmalen Gassen bewundern wir immer wieder die Fahrkuenste der Lieferwagenfahrer, die schwungvoll durch Cadiz preschen. Auch vor den zahlreich vertretenen Motorroller-Fahrern muessen wir uns in Acht nehmen. Cadiz scheint die Stadt der Roller zu sein - so viele dieser wendigen Fahrzeuge haben wir noch nirgendwo sonst gesehen, fahrend oder geparkt. Langsam wird es dunkel und wir wollten ja an Bord zu Abend essen?. Also aufgerafft und tapfer im wieder einsetzenden Regen zurueck. Zwecks besserer Orientierung bemuehen wir uns um einen geraden Weg Richtung Plaza Espana und Hafen. Auf dem Stadtplan stellt sich dieser “gerade” Weg zwar spaeter nicht ganz sooo dar, aber immerhin wissen wir jetzt die Namen der Strassen und Plaetze, die uns wichtig sind und kommen somit morgen hoffentlich direkter und schneller ans jeweilige Ziel. Jetzt aber geht es erstmal an grossen Holztoren vorbei zur Promenade, die zum Hafen fuehrt. Eines steht offen und gewaehrt Einblick in eine relativ kleine Werkstatt. Wenige Meter weiter verkuenden diverse Schilder ueber schlichten, dunklen Toren und Tueren ebenfalls von Lokalen - Bars oder Diskotheken? Alles wirkt verlassen und aufgegeben, ob sich das wohl am Wochenende aendert oder im Sommer?? Wir werden es wohl nicht erfahren. Das letzte Stueck Weg bis zum Schiff muessen wir uns heftig gegen den Wind stemmen. Der hat in keinster Weise an Intensitaet nach gelassen, eher noch zugenommen. Die Gischt kommt ueber die Mole, das Schiff ruckt in die Festmacher ein, legt sich gegen die Fender auf der Steuerbordseite und wir muessen gut gegenhalten, um an Deck das Gleichgewicht zu halten. Fallen klappern, der Wind heult durch die Riggs. Aber es ist warm und gemuetlich unter Deck. Mit einem leckeren Fisch-Abendessen, der Toernplanung fuer die naechsten Abschnitte Richtung Gibraltar, erzaehlen und mit Mark-Knopfler-Musik klingt der Abend gemuetlich an Bord aus.

Ein kleiner Laden mitten in Cadiz - das Mobilar hat die Zeit gut ueberstanden

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Plätze wie diesen gibt es in Cadiz viele - kleine und grosse

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