Monats-Archiv Oktober, 2012

Lagos bei Tag

Lagos bei Nacht — das hat uns Ralf ja gestern abend bei unserer Ankunft schon noch gezeigt. Da sich Werner nun doch zu einem einwoechigen Aufenthalt hier in der Marina Lagos durchringen konnte (trotz des hohen Liegegeldes), werde ich aber auch noch in den Genuss ausfuehrlicher Touren bei Tage durch den Ort kommen.

Heute frueh hatten wir noch schnell Elke & Bert von der Anjuli Nui begruesst und die beiden nun endlich also mal live und in Farbe kennen gelernt. Und dann wollten wir eiiigentlich weiter nach Portimao oder Albufeira….wollten. Irgendwie hat sich ein Skipper dann halt aber kurzfristig doch noch um entschieden und wir haben fuer eine Woche hier “eingecheckt”. Jetzt liegen wir in F37 gut vertaeut, das Dinghi wartet auf einen ersten Einsatz und Ralf und Inge mit dem Kaffee.

Als Werner endlich seinen Mittagsschlaf beendet und wir uns auf den Weg zur Malwieder gemacht haben, kommt uns Ralf schon entgegen: “vielleicht haetten wir den Tag dazu sagen sollen, als es hiess, wir kommen gleich” meint er grinsend.

Nach Kaffee und Keksen raffen wir uns noch zu einem gemeinsamen Lagos-Rundgang auf. Die Standorte von Pingo doce, Lidl und Aldi — also elemtare Seglerinfos — werden uns gezeigt. Dann geht es in Neubaugebiete. Teils ultramodern, teils in Anlehnung an den traditionellen Baustil errichtete Wohnblocks harren des Bezuges. Oder des Kaufs. Je nachdem. Auf einem grossen Grundstueck steht einsam und arbeitslos ein Baukran neben einem Container. Da passiert wohl in naechster Zeit nix mehr. Die Krise hat Portugal ebenfalls fest im Griff. “Se Vende” ist allerorten zu lesen und ERA und andere Immobilienmakler hoffen wohl fuer laengere Zeit vergeblich auf ein gutes Geschaeft.

Wir erklimmen den Berg und kommen langsam wieder in urspruenglichere Wohnlagen: kleine “Reihenhaeuser” stehen hier, die Laeden fest verschlossen. Trotzdem ist Leben in den schmalen Straesschen. An einer Schule und der alten Stadtmauer entlang kommen wir Richtung Altstadt. Laeden mit Nippes und echt portugiesischen Klamotten (”made in India” verheissen die Label) werden angepriesen. Einige Laeden stehen auch hier leer. Der Tourismus haelt hier aber wohl noch vieles am Leben. Schnell wird es dunkel und wir lassen den Tag ruhig und allein im leichten Abendnebel an Bord ausklingen. Ab und zu macht unser Echolot sagenhafte Spruenge von 4,60 auf 2,80 Wassertiefe….dann steht wohl wieder ein Fischschwarm direkt darunter bzw. zieht unter unserem Schiff durch.

Gefangen im Netz der Mooringbojen

Eben noch (also gestern gegen Abend beim eintreffen hier in der Bucht von Baleeira) hatten wir uns ueber die ruhige Ankermoeglichkeit in der Bucht von Baleeira gefreut und schon kommt das boese Erwachen: nach einer (wieder mal) sehr unruhigen Nacht, die durch das unentwegte schlurren und schlurfen unserer Ankerkette auf dem Boden gepraegt war, wollen wir Ankerauf gehen. Unschluessig sind wir immer noch, ob wir nun die paar Seemeilen bis Lagos gehen oder noch einen Tag hier in der Bucht bleiben. Aber auch fuer die letztere Option muessen wir den Anker neu setzen, da fuehrt kein Weg dran vorbei. Denn wir liegen den ersten vor Mooring liegenden Booten viel zu nah!

Kaum ist der Anker in Sichtweite, offenbart sich der Grund fuer die naechtliche Stoerung und unsere generelle Position: wir haben uns irgendwie ein Kabel bzw. eine Stahltrosse eingefangen. Versuche, mit dem Bootshaken die Trosse vom Haken zu schubsen, enden damit, dass der Bootshaken ins Wasser plumpst und froehlich Richtung Ufer treibt. Da aus Holz, bleibt er wenigstens an der Wasseroberflaeche und Werner findet ihn spaeter sogar am Strand wieder.

Aber zurueck zu unserem „Fang“. Wir versuchen eine neue Technik: Anker wieder etwas ablassen und mit dem Schiff etwas voraus fahren. Funktioniert beim ersten Versuch nicht wirklich, beim zweiten sind wir dann aber frei. Mittlerweile ist man wohl an Land auf unsere Manoever aufmerksam geworden und eine Dame in Regenjacke schreit sich auf dem Pontoon stehend die Seele aus dem Leib, rudert wie wild dazu mit den Armen. „Stay, stay, don’t go“ – die ist vielleicht lustig, wir koennen doch hier nicht stehen bleiben und uns vom Wind auf die anderen Boote oder, noch schlimmer, auf die Felsen hinter uns druecken lassen. Jetzt bekommt sie auch noch Verstaerkung von zwei Maennern. Wir sind ja zwischenzeitlich frei gekommen und fahren zwecks besserer Verstaendigung naeher an den Pontoon heran. Die Kommunikation gestaltet sich allerdings schwierig, da alle wild mit ihren Handys am telefonieren sind, unsere SSR-Nummer an irgendwen durchgeben und ueberhaupt schwer busy sind. Tja, dann drehen wir halt noch ne Runde, gehen dann irgendwann am Pontoon laengsseits (immerhin nimmt man unsere Leinen an), stellen fest, dass wir hier definitiv nicht bleiben koennen und gehen mitten in der Bucht erneut vor Anker. Mit dem Dinghi faehrt Werner an Land um die Situation zu klaeren.

Die ganze Aktion wird praktischerweise von starkem Regen begleitet und wir sind pitschepatschenass.

Irgendwann kommt mein Skipper zurueck. Wir haben wohl eine nicht gekennzeichnete, zusaetzliche Ankerleine aufgefischt, wahrscheinlich schon beim Anker setzen gestern Abend und da alle Mooringleinen wie ein Netz mit dieser Trosse verbunden sind, befuerchtet man nun, dass die Trosse beschaedigt ist und bei dem angekuendigten starken Suedwind alle Boote auf Wanderschaft gehen. Taucher sollen die Trosse pruefen, Werner weigert sich, einen Taucher zu ordern. Denn auch hier gilt: „wer bestellt, der bezahlt“. Die Policia Maritima wird angefordert und will gegen 14:30 kommen. Mir ist ganz uebel und ich bekomme kaum was von den Nudeln mit Gulasch runter.

Zweite Tour mit dem Schlauchboot an Land. Die Polizei ist sehr freundlich und verstaendnisvoll. Man protokolliert alles und Werner kommt wieder an Bord. Da die Trosse nicht ordnungsgemaess gekennzeichnet ist, muessen wir erstmal nix machen. Mal sehen, ob da noch was nach kommt. Jedenfalls gibt es jetzt trotz Regen kein Halten mehr fuer uns. Anker auf (dieses Mal ohne irgendwelche unliebsamen Beifaenge) und ab Richtung Lagos.

Wie gewuenscht klart es etwas auf, es bleibt trocken und wir laufen unter Maschine die nicht ganz 15 SM nach Lagos. Kaum sind wir aus der Bucht, kommt uns eine grosse Delphinschule entgegen, surft durch die Wellen und in Dreierreihen geht es unter unserem Bug hindurch. Da jauchzt die Steuerfrau und alles ist vergessen

Sines - Baleeira /Algarve

Blau - die Farbe des Meeres, die Farbe unserer Reise. Wussten wir vorher eigentlich, wie viele Blautoene es gibt, wie viele Schattierungen und vor allem: in wie vielen Blautoenen Wasser schimmern kann? Hier lernen wir es. Jeden Tag, den wir unterwegs sind, aufs Neue. Unser heutiges Etmal ist nicht besonders spektakulaer verlaufen. Kein Wal, keine Delphine (die ich gestern uebrigens im Salon glatt verschlafen habe), noch nicht mal ein anderes Boot. Wir sind absolut allein auf dem Atlantik. Vereinzelte Fischerfaehnchen kuenden von sonstiger Zivilisation. Die Kueste ist von einem feinen Dunststreifen verhuellt. Nur die hoeheren Berggipfel schauen raus. Steil ragen Felsnasen ins Wasser, einzelne vorgelagerte Felsen luken wie Nadelspitzen aus den Schaumkronen. Schon sehr fruehzeitig koennen wir das naechste Cap erkennen: Cabo de Sao Vicente. Aber bis wir es querab haben, dauert noch einige Stunden. Das ist das tueckische auf See: man sieht vieles schon so frueh und dann zieht sich wie Kaugummi, bis man es endlich querab hat. Unter Autopilot (hach, ist das angenehm) faehrt unser Schiff zuegig Seemeile um Seemeile Richtung Cap. Die Wellenhoehe und Frequenz wechseln immer wieder, was unseren 3. Steuermann, Jack genannt nach unserem portugiesischen Elektrofachmann der ihn uns auch wieder repariert hat, aber wenig beeindruckt. Wellen und Wolken gucken macht irgendwie muede. Da nutzt es auch nix, dass wir relativ und fuer uns ungewohnt dicht unter der Kueste fahren und es also auch in dieser Richtung was zu schauen gibt. Naja, das ist jetzt auch relativ. Man muss es schon moegen, sich steile, schroff abfallende karge Felsen ohne Baum und Strauch anzuschauen. Ab und an wird diese Felslinie durch eine kleine Sandbucht unterbrochen. Da stehen dann auch gleich Haeuser. Aber das kommt nur selten vor. Wir doesen abwechselnd im Cockpit vor uns hin, wobei es dieses Mal Werners Part ist, von der Bank geworfen zu werden. Er hat wohl meinen Absturz noch in guter Erinnerung und kann sich gerade noch so abfangen. Ich stelle fest, dass es mir relativ gut geht, wenn ich rittlings auf dem Cockpitsuell sitze oder auf der Querbank in der Naehe des Ruders sitze oder stehe. Den Nachmittag und die in Capnaehe etwas heftigeren Wellen verschlafe ich unten im Salon. Liegend auf der Salonbank koennte man meinen, das Schiff bewegt sich kaum. Werner dagegen wird oben in der Plicht hin und her geworfen und ich bekomme die abgeschwaechte Form beim Aufstehen ebenfalls noch zu spueren, schiesse von einer Ecke in die andere beim Versuch, meine Hose anzuziehen. Jack (also der Mensch) hatte uns geraten, ziemlich dicht am Cap vorbei zu gehen um die Stroemung dort auszunutzen. Weiter draussen haetten wir Gegenstroemung. Um 15:45 fahren wir entgegen unserer sonstigen Art in einem Abstand von 2 SM am Cap vorbei. So ganz wohl ist uns nicht dabei. Es ist schon beeindruckend, wie die Wellen hier in Richtung Land schieben, wie sich das Wasser unterhalb des Caps bricht. Wir haben den suedwestlichsten Punkt Europas passiert!!! Wuhuhuhu! “Weisst Du noch, im September in Deutschland, da hast Du mir auf der Karte die Kueste Portugals erklaert. ?Das wird nicht einfach bis wir da unten sind’ hast Du gesagt und gemeint, dann wird es wieder einfacher und wir haben das meiste hinter uns.” Nur zu gut erinnern wir uns an die Wochen zu Hause in Deutschland, als unsere Gedanken doch zum Grossteil beim Schiff, in Spanien und eben auch bei der noch vor uns liegenden Strecke waren. “Petra und Tom sind mit Santos jetzt schon auf den Kanaren” sinniere ich weiter. Aber wir hatten ja von Anfang an andere Ziele, andere Plaene bzw. Optionen und waren uns eigentlich schon klar darueber, dass wir die Kanaren dieses Jahr noch nicht anlaufen. Und es fuehlt sich gut an, so wie es ist. Aber zurueck zum hier und jetzt. Auf dem Cap liegt ein Fort und Werner erzaehlt mir von der letzten Bratwurstbude vor Amerika, die ebenfalls irgendwo da oben stehen soll (oder zumindest in grauer Vorzeit stand). In der naechsten Bucht bzw. oberhalb davon ist Sagres zu sehen und eine Bucht weiter ist geschichtstraechtiger Boden, pardon Wasser: von hier hat Heinrich der Seefahrer seine frisch ausgebildeten Seeleute starten lassen, um die Welt zu entdecken. Ob hier irgendwo auch ein Denkmal zur Erinnerung daran steht? Zu sehen ist vom Wasser aus jedenfalls nix. Die Felsen sind hier jetzt mehr rotgelb und von der Brandung stark ausgehoehlt. Ganz anders wie das grau-braun der bisherigen Kuestenlinie. Jetzt sind wir also an der Algarve! Und ich bin begeistert. Hinter einer Felsnase oeffnet sich eine weitere Bucht. Wir erreichen Baleeira und lassen unseren Anker hinter dem Wellenbrecher auf gut 11 Metern Wasser zwischen einer ankernden Amel aus Deutschland und den an Mooringbojen festgemachten Fischerbooten fallen. Hier liegen wir deutlich ruhiger wie letzte Nacht in Sines. Erstaunlich, dass es hier noch keine Marina gibt. Nur Fischerboote an zwei Stegen und den Mauern laengsseits oder vor Mooring. Etwas oberhalb stehen einige Haeuser, in Hafennaehe ist ein Lokal. Drueben bei den Fischerbooten pfeift einer ein Liedchen, von der anderen Seite untermalt vom Brechen der Brandung am Strand. Dazwischen brummt der Generator unseres Ankernachbarn. Eigentlich wollten wir das Schlauchboot wassern und rueberrudern, hallo sagen. Aber jetzt nach dem Abendessen und im stockdusteren ist uns auch nicht mehr so wirklich danach. Morgen koennen wir es ja geruhsamer angehen lassen, wir wollen lediglich bis Lagos. Und freuen uns sehr darauf, “alte” und “neue” Segelfreunde dort zu treffen.

Neben dem Ruder auf dem Cockpitsuell laesst es sich auch gut aushalten

Neben dem Ruder auf dem Cockpitsuell laesst es sich auch gut aushalten Beeindrucken Steilkueste Portugals

  

Beeindruckende Steilkueste Portugals

Beeindruckende Steilkueste Portugals

Cabo de Sao Vicente

Am suedwestlichsten Zipfel Europas: Cabo de Sao Vicente

 

An der Algarve

An der Algarve

 

Ueberraschung am Abend

Je spaeter der Abend, je schoener die Gaeste! Wir sind gerade mit dem Abwasch beschaeftigt, da pocht es an unsere Bordwand! Oh weh, was ist jetzt?? Liegen wir im Weg, fallen wir hier trocken oder werden wir jetzt kontrolliert?? Werner schaut vorsichtig aus dem Luk und bricht umgehend in freudiges Lachen aus: in einem Schlauchboot sitzen Rob und Elaine von der SY Raven. Die beiden hatten wir in A Coruna kennen gelernt und nun treffen wir uns hier wieder. Die Freude ist auf beiden Seiten gross und wir sitzen im Schiff und erzaehlen und erzaehlen. Wobei das mehr von Rob und Elaine ausgeht. Wir sind schon sehr konzentriert aufs zuhoeren und verstehen, da ist nicht so viel mit antworten und selbst berichten Aber ein bisschen schon. Von unserem Aufenthalt in der Ria de Vigo, von zuhause, von Lissabon und unserem Werftaufenthalt, von den Schiffen und Crews die wir getroffen haben. Und einige kennen die Raven auch, haben Rob und Elaine von uns erzaehlt. So klein ist die Welt hier auf dem Wasser! Seekrankheitsbedingt muss ich mir leider zwischendurch eine kleine Auszeit achtern und dann draussen nehmen. Elaine versteht das vollkommen, leidet sie doch ebenfalls daran. Aber sie nimmt es genau wie ich mit Humor und meint, das waere dann halt wie Diaet. Und allein der Geruch von essbarem….. und Rob bietet ihr immer noch was zu essen an, meint es ja nur gut. Ich grinse und finde mich in ihrer Erzaehlung ja so wieder, laeuft es doch bei uns ganz genauso ab. Der Tag war lang und ermuedend, erzaehlen macht auch muede und so verabschieden wir uns herzlich voneinander und die beiden rudern zu ihrer Raven hinueber, die am Steg der Marina liegt und hier auch ueber Winter bleibt. Sines sieht zwar schoen aus und die Marina macht ebenfalls einen guten Eindruck, aber hier zu ueberwintern, das koennen wir uns dann doch nicht so recht vorstellen. Auf jeden Fall bleiben wir in Kontakt und vielleicht treffen wir uns naechstes Jahr dann noch in Almerimar oder sonstwo. Die Raven will auf jeden Fall ins Mittelmeer 2013.

Wieder unterwegs - von Amora nach Sines

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Stockduster ist es, letzte Vorbereitungen nach einer wieder mal etwas unruhigen Nacht fuer die Abfahrt. Letzte heilige Handlung des Skippers: das Stromkabel wird eingeholt und aufgerollt :-)! Wow, 3 Wochen haben wir jetzt hier in Amora an dem gelben Festmacher gelegen. Hochwasser ist heute um 05:30. Aber unbeleuchtete Tonnen suchen wollen wir nicht so gerne. Mit dem ersten Tageslicht und bei leicht ablaufendem Wasser loesen wir die Leinen. Das Schiff dreht sich schon fast alleine vom Steg weg. Ob sie es auch leid ist, jeden Tag zweimal mit ihrem Bauch in den Mutt einzusacken? Gaenzlich ohne Abschiedswinken schleichen wir uns weg von Tagus-Yachtcenter. Wer steht auch schon um diese Zeit an Land und winkt einer Segelyacht nach?? Im Fahrwasser der Lagune flitzen die Faehren hin und her, sind aber kein Problem, weil sie oft das Fahrwasser verlassen. Christo Rei huellt sich in Hochnebel. Nur die “Fuesse” sind sichtbar. Unter der Bruecke ueber den Tejo brummt es wieder, als fuehren wir durch einen ueberdimensionalen Bienenkorb hindurch. Viele der Gebaeude, die wir jetzt von Wasser aus sehen, haben wir bei unseren Sightseeing-Touren durch Lissabon gesehen, waren mittendrin oder doch nah dran. Wir sind uns einig: in dieser Stadt waren wir ganz sicher nicht zum letzten Mal, dafuer haben wir noch zu viel anzuschauen. Vorbei am Seefahrer-Monument und dem Torre de Belem geht es Richtung Tejo-Muendung. Der ablaufende Strom schiebt ordentlich mit , so dass die Logge zeitweise um die 10 Knoten anzeigt. Es klart etwas auf. Trotzdem stehen wir im warmem Oelzeug und in Gummistiefeln am Steuer. Fuer kurze Zeit koennen wir unter Segeln laufen. Viel zu kurz. Dann laesst der Wind auch schon wieder nach und der Motor schiebt wieder mit. Kurz vor dem Cabo ??. Ruft Werner mit verzueckter Stimme: ” Ein Wal”!! Ich bin total von der Rolle, zappele hinter dem Ruder und drehe dieses von links nach rechts, wieder nach links, weiss gar nicht, wo ich hin soll. Schiff und Wal, beide sind sich wohl sehr aehnlich, lassen sich von meinem Gezappel nicht beeindrucken und laufen unbeirrt ihren Kurs. “Wo, wo??” schreie ich. Genau vor unserem Bug taucht der Ruecken elegant gewoelbt aus dem Wasser, zieht majestaetisch und gemaechlich zugleich quer vor uns durch nach Steuerbord weg. Noch einige Male sehen wir ihn auftauchen, koennen aber nicht erkennen, was es fuer ein Wal ist. Aber das es einer ist, da sind wir uns ganz sicher. In unserer Seekarte wird sogar extra darauf hingewiesen, dass man in diesem Gebiet mit Walen rechnen muss. Wenn auch nicht unbedingt zu dieser Jahreszeit. Unser erster Wal, jetzt haben wir ihn also gesehen, gemeinsam, auf unserer Reise und am Tage. Das ist einen besonderen Logbucheintrag wert. Der Rest der Fahrt verlaeuft unspektakulaer: wir runden das Kap mit Sonne zur linken und dunklen Regenwolken zur rechten. Das Wasser an Backbord traegt heute ein changierendes Blau-Schwarz. Sehr edel. Die Farbe setzt sich absolut passend in der Kuestenlinie fort. An Steuerbord blitzen in dem oelig-schieferfarbenen Teppich immer wieder kleine funkelnde Sterne auf. Von der Sonne schnell mal ausgestreut, bevor sich wieder eine Wolke vor sie schiebt. Dunkelgraue Wolken vor hellgrauem Himmel, hellgraue Wolken vor dunkelgrauem Himmel - ein Farbspiel der besonderen Art. Die Duenung laesst etwas nach um kurz vor Sines wieder zuzunehmen. Wir schieben uns in die Bucht, vorbei an einer teilweise zerfallenen Mauer. Der Vorhafen ist riesig, aber wenn wir nicht rechtzeitig das Gas weg nehmen, landen wir im Yachthaften wahrscheinlich gleich auf dem Strand. Und wo bitte schoen kann man hier ankern?? Eine Yacht liegt schon vor Anker, auf dem Steg der Marina werden wir gleich eingewunken. Wir winken freundlich zurueck und ab, wollen wir doch auch ankern. Mit dem ueblichen Gezeter von meinem Skipper zu meinen Fahrkuensten (oder besser: Nicht-Kuensten) waehrend des Ankermanoevers schaffen wir es aber doch, Anker und 40 Meter Kette so zu platzieren, dass wir niemand behindern und selbst nicht zu dicht an Strand, Felsen oder Steganlage zum liegen kommen. Leider liegen wir somit auch genau gegenueber der Zufahrt und durch diese rollen die Wellen heran, was das ganze natuerlich wieder sehr unruhig macht. Rolling Home! Naja, kann ich mich gleich wieder gut an das Geschaukel gewoehnen. Wenn mir heute nicht uebel wird, kann ja kaum noch was schief gehen ;-)?..! Jetzt liegen wir hier also vor der doch recht schoenen Kulisse von Sines. An Steuerbord koennen wir einen schoenen Sonnenuntergang bewundern, an Backbord rauscht die Brandung an den Strand. Ein paar Angler stehen am Strand und baden die Wuermchen (oder was auch immer vorne am Haken haengt). Daruber klebt ein altes Castello mit dazugehoeriger Kirche am Hang. Flankiert von moderaten Neubauten, teilweise im maurischen Stil. Also insgesamt alles nett anzusehen. Trotzdem koennen wir uns nicht mehr dazu durchringen, das Dinghi ins Wasser zu setzen, um einen Ortsbummel zu machen. Morgen soll es frueh weiter gehen und dann noch das Schlauchboot hoch und runter?.nee, nicht wirklich. Lieber vertieft sich Werner in die Bedienungsanleitung fuer den Autopiloten, bei dem einige Grundparameter neu eingegeben werden muessen. Immerhin hat er heute schon mal den ersten laengeren Funktionstest bestanden! Ich guck mir jetzt nochmal das Wetter an, via Gribfiles uebers Funkgeraet.

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