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Stockduster ist es, letzte Vorbereitungen nach einer wieder mal etwas unruhigen Nacht fuer die Abfahrt. Letzte heilige Handlung des Skippers: das Stromkabel wird eingeholt und aufgerollt :-)! Wow, 3 Wochen haben wir jetzt hier in Amora an dem gelben Festmacher gelegen. Hochwasser ist heute um 05:30. Aber unbeleuchtete Tonnen suchen wollen wir nicht so gerne. Mit dem ersten Tageslicht und bei leicht ablaufendem Wasser loesen wir die Leinen. Das Schiff dreht sich schon fast alleine vom Steg weg. Ob sie es auch leid ist, jeden Tag zweimal mit ihrem Bauch in den Mutt einzusacken? Gaenzlich ohne Abschiedswinken schleichen wir uns weg von Tagus-Yachtcenter. Wer steht auch schon um diese Zeit an Land und winkt einer Segelyacht nach?? Im Fahrwasser der Lagune flitzen die Faehren hin und her, sind aber kein Problem, weil sie oft das Fahrwasser verlassen. Christo Rei huellt sich in Hochnebel. Nur die “Fuesse” sind sichtbar. Unter der Bruecke ueber den Tejo brummt es wieder, als fuehren wir durch einen ueberdimensionalen Bienenkorb hindurch. Viele der Gebaeude, die wir jetzt von Wasser aus sehen, haben wir bei unseren Sightseeing-Touren durch Lissabon gesehen, waren mittendrin oder doch nah dran. Wir sind uns einig: in dieser Stadt waren wir ganz sicher nicht zum letzten Mal, dafuer haben wir noch zu viel anzuschauen. Vorbei am Seefahrer-Monument und dem Torre de Belem geht es Richtung Tejo-Muendung. Der ablaufende Strom schiebt ordentlich mit , so dass die Logge zeitweise um die 10 Knoten anzeigt. Es klart etwas auf. Trotzdem stehen wir im warmem Oelzeug und in Gummistiefeln am Steuer. Fuer kurze Zeit koennen wir unter Segeln laufen. Viel zu kurz. Dann laesst der Wind auch schon wieder nach und der Motor schiebt wieder mit. Kurz vor dem Cabo ??. Ruft Werner mit verzueckter Stimme: ” Ein Wal”!! Ich bin total von der Rolle, zappele hinter dem Ruder und drehe dieses von links nach rechts, wieder nach links, weiss gar nicht, wo ich hin soll. Schiff und Wal, beide sind sich wohl sehr aehnlich, lassen sich von meinem Gezappel nicht beeindrucken und laufen unbeirrt ihren Kurs. “Wo, wo??” schreie ich. Genau vor unserem Bug taucht der Ruecken elegant gewoelbt aus dem Wasser, zieht majestaetisch und gemaechlich zugleich quer vor uns durch nach Steuerbord weg. Noch einige Male sehen wir ihn auftauchen, koennen aber nicht erkennen, was es fuer ein Wal ist. Aber das es einer ist, da sind wir uns ganz sicher. In unserer Seekarte wird sogar extra darauf hingewiesen, dass man in diesem Gebiet mit Walen rechnen muss. Wenn auch nicht unbedingt zu dieser Jahreszeit. Unser erster Wal, jetzt haben wir ihn also gesehen, gemeinsam, auf unserer Reise und am Tage. Das ist einen besonderen Logbucheintrag wert. Der Rest der Fahrt verlaeuft unspektakulaer: wir runden das Kap mit Sonne zur linken und dunklen Regenwolken zur rechten. Das Wasser an Backbord traegt heute ein changierendes Blau-Schwarz. Sehr edel. Die Farbe setzt sich absolut passend in der Kuestenlinie fort. An Steuerbord blitzen in dem oelig-schieferfarbenen Teppich immer wieder kleine funkelnde Sterne auf. Von der Sonne schnell mal ausgestreut, bevor sich wieder eine Wolke vor sie schiebt. Dunkelgraue Wolken vor hellgrauem Himmel, hellgraue Wolken vor dunkelgrauem Himmel - ein Farbspiel der besonderen Art. Die Duenung laesst etwas nach um kurz vor Sines wieder zuzunehmen. Wir schieben uns in die Bucht, vorbei an einer teilweise zerfallenen Mauer. Der Vorhafen ist riesig, aber wenn wir nicht rechtzeitig das Gas weg nehmen, landen wir im Yachthaften wahrscheinlich gleich auf dem Strand. Und wo bitte schoen kann man hier ankern?? Eine Yacht liegt schon vor Anker, auf dem Steg der Marina werden wir gleich eingewunken. Wir winken freundlich zurueck und ab, wollen wir doch auch ankern. Mit dem ueblichen Gezeter von meinem Skipper zu meinen Fahrkuensten (oder besser: Nicht-Kuensten) waehrend des Ankermanoevers schaffen wir es aber doch, Anker und 40 Meter Kette so zu platzieren, dass wir niemand behindern und selbst nicht zu dicht an Strand, Felsen oder Steganlage zum liegen kommen. Leider liegen wir somit auch genau gegenueber der Zufahrt und durch diese rollen die Wellen heran, was das ganze natuerlich wieder sehr unruhig macht. Rolling Home! Naja, kann ich mich gleich wieder gut an das Geschaukel gewoehnen. Wenn mir heute nicht uebel wird, kann ja kaum noch was schief gehen ;-)?..! Jetzt liegen wir hier also vor der doch recht schoenen Kulisse von Sines. An Steuerbord koennen wir einen schoenen Sonnenuntergang bewundern, an Backbord rauscht die Brandung an den Strand. Ein paar Angler stehen am Strand und baden die Wuermchen (oder was auch immer vorne am Haken haengt). Daruber klebt ein altes Castello mit dazugehoeriger Kirche am Hang. Flankiert von moderaten Neubauten, teilweise im maurischen Stil. Also insgesamt alles nett anzusehen. Trotzdem koennen wir uns nicht mehr dazu durchringen, das Dinghi ins Wasser zu setzen, um einen Ortsbummel zu machen. Morgen soll es frueh weiter gehen und dann noch das Schlauchboot hoch und runter?.nee, nicht wirklich. Lieber vertieft sich Werner in die Bedienungsanleitung fuer den Autopiloten, bei dem einige Grundparameter neu eingegeben werden muessen. Immerhin hat er heute schon mal den ersten laengeren Funktionstest bestanden! Ich guck mir jetzt nochmal das Wetter an, via Gribfiles uebers Funkgeraet.