Da haengt sie

Da haengt sie

Vom Steg ins Krangeschirr, stundenlanges haengen im Kran, wieder zurueck an den Steg – immer das Wasser bzw. dessen Stand im Blick. Unser Ankerbeschlag wird ja modifziert und dafuer soll unser Schiff jetzt also an Land. Genauer gesagt: sie wird kurz angehoben, die Nase wird uebers Land geschoben

 

 

Mach Platz, jetzt komm ich!

Mach Platz, jetzt komm ich!

und so ist dann einfacheres Arbeiten am Beschlag moeglich. Davor allerdings steht die schweisstreibende Aufgabe fuer mehrere gestandene Maenner, unser Vorstag zu loesen. Das ist naemlich bei der ganzen Aktion extremst im Weg, da der hintere Krangurt auch wirklich ganz nach hinten muss, damit unsere Welle keinen Schaden nimmt. So haengt das Schiffchen nun endlich im Krangeschirr, es wird gewerkelt und begutachtet.

die Nase soll ja nur kurz ueber Land "Haengen"

Das passt wohl nicht so ganz - und rueckwaerts reinfahren bringt ja auch nix: die Nase soll ja nur kurz ueber Land

 

 

  

Mit vereinten Kraeften wird unser Vorstag geloest

Mit vereinten Kraeften wird unser Vorstag geloest

2 arbeiten, viele schauen zu und geben Ratschlaege...aber hier ist ja auch nur Platz fuer zwei!

Ueberall gleich: 2 arbeiten, viele schauen zu und geben Ratschlaege...aber hier ist ja auch nur Platz fuer zwei!

Dazwischen abhaengen auf einem weissen Plastikstuhl neben unserem Schiff oder im Office sich im Internet tummeln (Elke) oder tatenlos die Arbeiten begutachten (Werner). Irgendwann laeuft uns das Wasser weg, wir werden wieder abgelassen, gehen wieder an den Steg. Faszinierend wie aus dem Nichts, unzaehlige Maenner auftauchen, hier ziehen, dort druecken, schieben und nach getaner Arbeit alle wieder schwupps im Nichts verschwunden sind! Toll. Rafael, der Junior-Chef faehrt den Travel-Lift uebrigens selbst und der Seniorchef ueberwacht die ganze Aktion bzw. zieht fleissig mit an den Tampen. Die beiden haben wir wirklich ins Herz geschlossen, zwei ganz liebe, umgaengliche Menschen, die noch dazu Ahnung haben, von dem was sie da tun!

Wegen uns muss die Kama bei vollem auf“landigem“ Wind (also Wind der sie auf den Steg drueckt) ablegen, wieder anlegen, nochmal ablegen und wieder anlegen. Sorry fuer die Muehe, die wir verursacht haben!

Dafuer sitzen wir am Abend noch nett beisammen und quatschen ueber alles moegliche bzw. bespassen und fuettern Kelsey zwischendurch. Es passt halt wieder mal, irgendwie liegen wir auf gleicher Wellenlaenge, da sind die Gespraechsthemen nie aus und die Abende viel zu kurz: die Luette muss ins Bett und Werner und ich wollten eigentlich noch in ein Restaurant. Wir verabschieden uns also von den dreien.

Oben an den Sanitaerraeumen „drueckt“ sich einer rum, den kennen wir nicht, der ist auch irgendwie wortkarg. Hm, da schliessen wir das Schiff vorsichtshalber doch lieber ab und wenden uns Richtung Tor. Aber der wortkarge Mensch wartet wohl nur auf seine duschende Frau. Werden wir jetzt schon misstrauisch? Aber man hoert hier doch schon so manches negative, von Diebstaehlen und so stellen auch wir uns so allmaehlich um. Leider. Am Tor dann grosse Ueberraschung: Oh Wunder, das ist doch glatt verschlossen, jetzt am Abend. Und die Pforte am Buero ebenfalls. Der Parkplatz davor mehr oder weniger leer. Was nun? Wir denken an die „Duevel ok“, die stehen doch schon laenger hier, bestimmt haben die einen Schluessel. So ist es auch. Wir sind vertrauenswuerdig und bekommen den Schluessel.

„Wann sind wir hier angekommen? Dienstag?! Weisst Du eigentlich, dass ich seitdem noch nicht ausserhalb des Werftgelaendes war? Das ist ja fast wie Freigang aus dem Knast!!“ Ich sage das mit grossem Erstaunen. „Ja, aber unter Aufsicht“ meint Werner. Wir lachen beide herzlich. Immerhin hat er schon zwei Mal Broetchen geholt und hatte somit Ausgang – sogar ohne Aufsicht :-)))

Vorbei am Fussballfeld durch eine Wohnsiedlung mit den hier allerorten so beliebten Bauten der Marke quadratisch, praktisch, hoch und gut laufen wir. Zwei Restaurants erscheinen uns nicht besonders anziehend und sind auch entsprechend schwach bis gar nicht frequentiert. An einer Ecke schliesst sich uns ein weisser Schaeferhundaehnlicher Vierbeiner an. Mit Halsband, also hoffentlich auch mit Besitzer. Dafuer erweist sich das Tierchen allerdings als sehr anhaenglich, hat aber auch einen Hang zum auf der Strasse laufen, was vor meinem inneren Auge natuerlich gleich Horrorszenarien von einem angefahrenen Hund ablaufen laesst. Das brauche ich nun wirklich nicht und rufe ihn energisch auf den Gehweg. Aha, meine Hundestimme scheint Sprachenunabhaengig zu funktionieren. Aber das ist doch wieder typisch: hier laufen so viele Leute rum (o.k. ganz soooo viele sind es um die Uhrzeit auch wieder nicht) und wen adoptiert die „Toele“?? Natuerlich uns! Ich will keinen Hund und Werner schon gleich gar nicht! Keine Tendenz zum abdrehen ist erkennbar, keine Ecke riecht verfuehrerisch. Doch dann kommen uns zwei Jungs entgegen, einer spricht den Hund an und dieser laeuft dann doch mit den beiden zurueck. Puh, nochmal Glueck gehabt.

Wir biegen um einige Ecken und stehen vor einem kleinen Restaurant, drinnen einige Einheimische. Das sieht gut aus finden wir und treten ein. In einem Aquarium tummeln sich Dutzende von riesigen Krebsen, in einem anderen langweilt sich eine Languste. Ich ordere Muelhos, in dem treudoofen Glauben, jetzt Muscheln zu bekommen! Werner entscheidet sich fuer Bacalhau Fritto. Alles mit patatas fritas. Meine „Muscheln“ kommen und sehen aus wie Fleisch, schmecken wie Fleisch, sind wohl auch Fleisch….welches hinterfrage ich lieber nicht. Es schmeckt Gulaschaehnlich, ist gut gewuerzt, schwimmt in einer leckeren rot-braunen Sauce und ist ausgesprochen zart. Die Portion ist derart reichlich bemessen, dass wir beide davon satt wuerden. Aber der Herr bekommt ja noch seinen Bacalhau! Beides mit Patatas frittas, ebenfalls reichlich. Nach ¾ ergebe ich mich, verweigere sowohl Kaffee als auch Nachspeise und koennte am Tisch einschlafen. So kennt mich Werner gar nicht. Die Rechnung faellt hier etwas hoeher aus wie in Nazare. Den anderen Gaesten nach zu urteilen, scheint das hier auch kein Restaurant fuer Werftarbeiter zu sein, auch wenn es nicht nach Luxusklasse ausschaut. Im leichten Nieselregen eilen wir Richtung Schiff. Standen hier vorhin auch schon so viele Autos auf dem Parkplatz vorm Gelaende? Ich bin mir sicher: nein! Auf einem Schild an der Halle steht irgendwas mit „Venamar“ …..“Sind wir falsch?“ frage ich und Werner lacht, nein, das scheint wohl eine Firma innerhalb der Firma zu sein oder vielleicht steht da auch noch der alte Firmenname oder oder.  Keine Ahnung. Unser Schluessel passt zum Vorhaengeschloss, das ist die Hauptsache. Wir geben den Schluessel wieder ab und sind froh, dass es bei dem Wetter nur noch wenige Schritte zum Schiff sind. In dem kleinen Gebauede an unserem Stegniedergang scheint eine Art Sitzung im Gange zu sein: Licht brennt in einem Raum und mehrere Maenner sind hier versammelt, unterhalten sich auf portugues.

„Wieviel musst Du noch schreiben? Bist Du jetzt bei Mittag oder wo?“ fragt mich der Skipper und gaehnt herzhaft. Er hat Recht, Zeit in die Koje zu gehen! Unser Zuhause liegt wieder wie festbetoniert im Wasser oder sollte ich besser sagen: im Schlick. Da wackelt nix! Auch der Wind hat deutlich nach gelassen, wird wohl eine ruhige Nacht werden. Falls nicht wieder die Alarmanlage los geht, wie vorhin schon mal!