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Blau, Blau, Blau - unsere Welt ist Blau. Da die vergangene Nacht schlaftechnisch (gilt immer fuer mich, Elke, wohlgemerkt!!) wieder nicht ganz so ergiebig war, geniesse ich die Ruhe heute frueh. Aber nicht nur ich, der Skipper schlaeft halt auch gerne ein, zwei Minuetchen laenger :-). Aber noch ein Wort zu den Stoerungen: erst habe ich mich wieder selbst in den Salon ausquartiert, weil sich unser Windgenerator mal wieder nicht stoppen liess. Als ich den dann endlich ausgeknipst und grad wieder in meiner Koje lag, laesst mich ein helles Licht hochfahren. Ausserirdischer gelandet in unserem Beiboot?? Oder werden wir gesucht wegen eines unbekannten Vergehens?? Nichts von alledem, aber wer oder warum uns da anleuchtet, das kann ich leider weder sehen noch sonstwie ergruenden. Auf jeden Fall faehrt ein nicht gerade kleines Motor/Fischer-Boot ziemlich dicht an uns vorbei und haelt dann auf den daenischen Nachbarn zu. Auch der kommt in den Genuss der Flutlichtaktion und wird dann am Heck gerundet. Und schon ist der Spuk vorbei. Begleitet wird das ganze von einem spanischen Wortwechsel, dem ich aber leider nun ueberhaupt nicht folgen kann. Werner bekommt von alledem nicht wirklich etwas mit. Naja, fuer was hat man einen “Wachhund”, wenn man dann doch selbst aufpassen soll? ;-) Jetzt, nach unserem gesunden Fruehstueck in Form von Muesli, gehen wir ankerauf. Der Wind hat wieder etwas zugelegt und wir setzen fast noch am Ankerplatz das Gross, dicht gefolgt von der Genua. Die Huegelkette ist wie weich gespuelt und zeichnet sich ganz sanft vom Himmel ab. Das Meer davor ist wieder schieferfarben. Momente und Anblicke die mich wuenschen lassen, das ich zeichnen koennte, ein geniales Motiv fuer ein Aquarell. Aber leider fehlt mir diese Gabe. Bei leichtem Wind geht es gemuetlich aus der Ria de Arousa hinaus. Leider schaffen wir es doch nicht ganz ohne Motor, die letzte Meile in der Bucht muessen wir motoren. Zu wenig Wind fuer unseren Panzerkreuzer :-(. Draussen vor der Bucht koennen wir dann aber wieder bei 10 Knoten halbem Wind ganz herrlich segeln: 5-6 Knoten Fahrt machen wir dabei. Und unser Schlauchboot laesst sich brav hinterher ziehen, schaukelt sanft von einer Welle zur naechsten, wie das grosse Vorbild auch. Ueber uns ein strahlend blauer Himmel, keine Wolke ist in Sicht, weder weiss noch grau. Das Meer laesst sich anstecken von soviel Farbigkeit, gibt sich aber zurueckhalten in dezentem Dunkelblau. Ein Genuss so zu segeln: das Schiff laeuft sauber seinen Kurs, kein anluven, ganz weich liegt sie auf dem Ruder. Das fuehlt sich fast so an, wie wenn man beim Reiten ein Pferd an den Zuegel heran bekommt. Da ist kein Widerstand mehr zu spueren, nur noch sanfte Fortbewegung, eins werden miteinander. So koennte man ewig weiter segeln und geniessen. Kurz vor der Islas des Cies wird der Wind leider wieder weniger, wir muessen ausserdem mehr vorm Wind laufen. Das reicht dann doch wieder nicht mehr. Also Motor an und vorbei an der beeindruckenden Felsformation zu Beginn der Islas. Irgendwie erinnert mich das ganze von hier aus an einem im Wasser liegenden, schlafenden “Fuchur” (den Drachenl mit dem Hundegesicht aus Wolfgang Ende’s “Die unendliche Geschichte”. Werner meint, er koenne ja aus der Perspektive heraus nicht so ganz nachvollziehen, was an dieser Insel so toll sein soll. Wohl wahr, etwas karg kommt das Eiland daher. Relativ schnell aber abfallend, wachsen mehr Baeume und schon sehen wir den ersten Sandstrand. Stehen da etwas Zelte unter den Baeumen?? Jawoll, und nicht gerade wenige. Und Haeuser sind zu sehen. Und die Punkte auf dem Sand sind keine Steine, sondern Menschen! Aha, wie war das mit Vogelschutz- bzw. Naturschutzreservat und Permit?? Katamaran-Faehren steuern die Insel an, spucken ihre Ladung am kleinen Steg aus und legen sich entweder in der Bucht vor Anker oder duesen wieder Richtung Festland. Der zweite, etwas groessere Strand ist nicht gerade proppenvoll, aber es ist doch gut was los. Und einige Ankerlieger sind auch vertreten. Wir sind etwas unsicher bezueglich der Wassertiefe und angesichts der vielen gelben Bojen. Also halten wir uns auf 7 Meter Wassertiefe vornehm zurueck und um 16:50 faellt unser Anker. Oh he, was ist denn hier los?? Schwell steht in die Bucht, verursacht von den Faehren und vorbeidonnernden Motorbooten. Hoffentlich wird das spaeter etwas ruhiger, sonst werde ich wieder vor Anker seekrank ;-). Werner hat Muehe, das Grosssegel ordentlich aufzutuchen, Schiff und Baum schwanken hin und her und verlangen ihm alles an Gleichgewicht halten ab, was nur geht. Jetzt kann ich auch verstehen, warum einige Segelboote um eine Felsgruppe herum in Richtung Meer ankern. Bestimmt ist da von dem Schwell nicht ganz so viel spuerbar. Aber wir warten jetzt erstmal die weitere Entwicklung ab. Bin gespannt, ob der Strand heute abend leerer wird. Eine Faehre nach der anderen kommt und geht. An dem Faehrsteg und dem Lokal gleich daneben ist eine geballte Menschenmasse zu beobachten,

Gegen Abend draengeln alle zur Faehre

Gegen Abend draengeln alle zur Faehre

der Strand leert sich tatsaechlich nach und nach. Ein Boot der Guardia Civil laeuft in die Bucht, faehrt mal dorthin, mal dahin - Kontrolle? Offensichtlich nicht, nach einer Weile laufen sie wieder Richtung Vigo. Auf der Insel faehrt sogar ein Auto! Vor einem Haus stehen Solarpaneele in Reih und Glied und auf so einer Art Gestell. Die Brandung laeuft mit sanftem Rauschen gegen den Strand und wir schwanken immer noch wie trunken hin und her. Eine 50-Ft Jacht unter franzoesischer Flagge laeuft dicht an uns vorbei und laesst knapp vor uns den Anker fallen. Der Skipper bemerkt aber rechtzeitig, wie nah er uns bei seinem Anker-Manoever kommt und verholt noch einmal. Kaum ist der Anker versenkt, sitzt die komplette Besatzung auch schon im Schlauchboot und entschwindet. Ah ja. Was sind wir doch fuer Hosensch.., bleiben wir doch immer noch eine ganze Weile auf unserem Schiff und pruefen anhand von Landpeilungen, ob unser Anker auch wirklich haelt..! Mittlerweile liegt ein Grossteil des Strandes im Schatten, die Sonne geht ja auf der Meerzugewandten Seite unter und die Huegel der Insel werfen jetzt halt doch schon ihre Schatten. Gegenueber in der Ria de Vigo der gewohnte Anblick von Huegelketten. Allerdings ist die Bebauung hier noch extremer und zieht sich die ganze Bucht entlang. Ein Ort scheint nahtlos in den naechsten ueber zu gehen und die Haeuser ziehen sich weit die Berghaenge hinauf. Moewengeschrei, das Rauschen der Brandung und der Motor einer der letzten Faehren am Anleger sind alles, was hier zu hoeren ist. Die Stimmen der Strandbesucher sind weitgehend verklungen. Einige Kajaks sind auf den Strand gefahren, die ankernden Boote dagegen werden immer weniger. Sieht fast so aus, als wuerden wir alleine hier uebernachten?naja fast. Der Skipper schlaeft schon mal ne Runde vor. Wir entwickeln uns hier noch zu echten Nachteulen. Abends spaet in und morgens spaet aus der Koje. Oder waren wir das schon immer und es wird uns hier nur bewusster? Dabei habe ich es frueher immer so genossen, ganz frueh morgens laufen zu gehen, ganz allein. Ob im Wald oder am Strand, das Gefuehl, den Morgen fuer sich zu haben, waere das gleiche und ich hatte mich so auf Strandlaufen gefreut. Aber hier ist es “frueh” immer noch so dunkel?.das motiviert nicht so wirklich zum Aufstehen?..Bei dem Geschaukel hier faellt mir ein, dass wir ja auch eine Haengematte an Bord haben, wann wir die wohl zum ersten Mal nutzen?? Jetzt stoert doch tatsaechlich einer mit Musikgedudel meine Abendliche Idylle. Musik ist ja schoen, aber sie muss halt auch passen und das macht dieses Gedudel da auf dem kleinen Motorboot definitiv nicht. Jetzt faehrt er aber weg. Schwein gehabt :-)! Ich glaub, aus unserem Landgang wird heut nix mehr, schon 20:16 und der Skipper ratzt selig vor sich hin. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag. Vielleicht kein so sonniger wie heute, aber es soll zumindest nicht regnen, sagt der Wetterbericht. Und richtig schoen und waermer soll es ausgerechnet dann werden, wenn wir nach Deutschland fliegen!!!!! Nein, ich sag jetzt nix mehr dazu. Wir freuen uns ja auch darauf, unsere Lieben wieder zu sehen, sie mit den 1000enden von Fotos zu langweilen und zu erzaehlen, was wir erlebt haben und zu hoeren, was zu Hause passiert ist. Zu Hause, das ist aber doch jetzt hier, unser Schiff. So vertraut und doch immer noch ungewohnt. Und vielleicht planen wir schon jetzt unsere naechsten Ziele, wann es fuer uns wohin weiter geht. Fragen uns, wie das Wetter dann wohl ist, ob es mitspielt fuer die Toerns nach Porto und Lissabon, wo die anderen dann wohl sind? Die Wind of Change.die Malwieder, die Raven und die Magic Cloud oder die Kassiopeia?? Die Elena ist dann auf dem Weg nach Madeira und wo werden Aventura und Anjuli Nui sein? Wen werden wir wo wieder treffen?

Sonnenuntergang ueber der Islas des Cies und der Ria de Vigo

Sonnenuntergang ueber der Islas des Cies und der Ria de Vigo