Blick auf die Marina von A Coruna, in der wir liegen

Blick auf die Marina von A Coruna, in der wir liegen

Auch wenn es gestern Abend doch wieder deutlich nach Mitternacht wurde, bis wir in unsere Kojen fanden, sind wir heute tapfer um 8 Uhr aus dem Bett gehuepft (Werner, ich lasse das gerne etwas langsamer angehen :-) ). Mein tapferer Baguette-Beschaffer hat sich dann auch gleich auf den Weg zur naechsten Panaderia gemacht. Doch die Baecker hierzulande pflegen auch nicht so frueh aufzustehen. Jedenfalls machen die Verkaufslaeden alle erst um neune auf. Das wurde ihm von einem Barmann verstaendlich gemacht. Der verklickert ihm aber auch, dass er mal bei ihm warten solle. Und kurze Zeit spaeter knattert ein Gefaehrt vor die Bar, an dessen Fahrtuechtigkeit allein durch die verursachten Geraeusche doch erhebliche Zweifel bei Werner aufkommen. Kurzes Gespraech zwischen Fahrer und Barmann und schon wird Werner zum Vehikel gebeten um die Auswahl an Backwaren darin zu begutachten. Mit 2 Baguettes bewaffnet und um ein nettes fruehmorgendliches Erlebnis reicher tritt er beschwingt den Rueckweg ein. Ralf, der ebenfalls gerade den Brotbeschaffungsgang antreten will, ersparen wir den doch etwas weiteren Weg zur Panaderia, indem wir ihm ein Baguette abtreten, was er gerne annimmt.

It's a long way - der Hauptsteg zum Kai hoch ist ellenlang!

It

Werner verlaengert nochmal unsere Aufenthaltsgenehmigung um 2 Tage, d.h. wir werden hier erst am Samstag die Leinen loesen, dann aber definitiv. Wettervorhersage passt soweit und falls doch nicht, werden wir uns erst nochmal in die Ankerbucht schraeg gegenueber verholen. Durch Gespraeche und Internet-Recherchen kristallisiert sich derweil immer mehr ein weiterer Ueberwinterungs-Hafen als Favorit heraus: Almerimar. Sicher gibt es vom Umfeld her bedeutend attraktivere Marinas, aber die klimatischen Bedingungen, Flugverbindungen etc. waeren fuer uns ideal. Mal sehen. Das mit den Planaenderungen hatten wir ja nun schon des oefteren.

Am fruehen Nachmittag machen wir uns mit Ralf und Inge von der “malwieder” zum Torre de Hercules auf. Das ist laut meinem geschichtsbewanderten Werner der aelteste existente Leuchtturm in Europa …..oder so. Mir ist das relativ wurscht, wie alt der ist. Ich bestaune die Hoehe, die Lage, die Bauweise, den Wind der hier ums Gemaeuer blaest, den phantastischen Ausblick ueber die Bucht und A Coruna. So viel Wasser!! Und da sind wir her gekommen. Von da unten, von einem kleinen Segelboot aus, mitten in der Nacht sah das alles so gaaanz anders aus. Wir versuchen, die Lichter und “Gesichter” der Nachtansteuerung mit dem Bild von jetzt ueberein zu bekommen. Gar nicht so einfach. Wo ist denn bitte der dicke Klotz, an dem ich so ewig lange vorbei gefahren bin? War das etwa doch der Torre de Hercules? Werner meint nein, ich kann nix anderes passendes dazu finden….

Will der etwa raus segeln heute??

Will der etwa raus segeln heute??

Torre de Hercules

Torre de Hercules

 

 

 

 

 

 

 

Wir laufen um den Leuchtturm herum, die Haare stehen waagrecht ab. Wenn man den Rucksack unbeaufsichtigt hinlegt, geht er auf Wanderschaft, so stark ist der Wind!! Koennen uns nicht sattsehen an dem Meer, an den Wellen und der Gischt die unten in den kleinen Buchten gegen die Felsen donnern.

Die Bucht von A Coruna bzw. ein Teil davon

Die Bucht von A Coruna bzw. ein Teil davon

 Unter den Fuessen spueren wir ein leichtes Vibrieren, eine undefinierbare Bewegung. Inge wuerde gerne noch unten um den Huegel herum laufen, die heute extrem lauffaulen Maenner zieht es dagegen zur Bushaltestelle

Abwaerts Richtung Bushaltestelle

Abwaerts Richtung Bushaltestelle

 und unserem naechsten Ziel: dem Corte d’Ingles am grossen Sportstadion. Busfahren hier ist extrem einfach und selbst ich kann mich damit gut anfreunden:  irgendwie kann man mit jeder Linie fahren, man stellt sich einfach an die Bushaltestelle und wartet auf irgendeinen Bus. Die fahren so alle 11 Minuten, genaue Zeiten in Form von Busfahrplaenen sind allerdings nicht angeschlagen. Man wartet halt, fragt den Fahrer und steigt ein. Fuer 1,20 € kann man dann fahren, so lange man will. Nur sobald man aussteigt und spaeter die Fahrt fortsetzt, muss ein neues Tickett geloest werden. Vorbei an Badebuchten und mit Hochhaeusern gesaeumten breiten Flanierboulevards geht es in rasantem Tempo zum Stadion. Vorbei an einstmals bestimmt herrschaftlich-schoenen Villen, die sich jetzt mit einem letzten Rest von Stolz dem totalen Verfall

Morbider Charme gepaart mit Stolz

Morbider Charme gepaart mit Stolz

und dem Einheitsbrei der gesichtslosen Hochhaeuser entgegen stemmen. Wir stuermen den Supermarkt, kaufen Oliven, einen Beutel Pimentos, Ajoli, Schinken, Salami, Sardinen in Dosen (die stehen hier in einer irren Vielfalt und meterweise im Regal!) iund sonstige lebenswichtige Dinge wie Baguette und Eis. Schwer bepackt geht es per Bus ein Stueck durch die Stadt und zurueck zu “unserer” Haltestelle am Museo Militario, direkt gegenueber vom einem Jardin. Wenn man mit einem Schiff unterwegs ist, gestaltet sich auch das Einkaufen zu einer Sightseeing und Erlebnistour, die allerdings auch eine gewisse Zeit benoetigt.

Unser Abendessen besteht ganz spanisch aus in Olivenoel angebratenen Pimentos, Oliven, Sardinen, Ajoli, Baguette und schmeckt einfach herrlich. Werner konstatiert, dass wir uns inzwischen doch sehr fleischlos ernaehren, er aber auch nicht wirklich etwas vermisst.

schlicht und trotzdem genial gut

Unser heutiges Abendessen: schlicht und trotzdem genial gut

Das erstaunt und freut mich gleichermassen. Heidi und Dieter von der Wind of Change kommen noch zu Besuch. Welches Traumschiff jeder von uns hat, welche Buchten wir noch anlaufen und natuerlich das Ueberwinterungsziel sind unsere Themen.  Aber auch Geschichten aus unseren “frueheren” Leben und wie sehr wir dieses neue Leben geniessen, trotz aller Fluch-Momente, trotz aller Widrigkeiten die wir auf der Fahrt hierher hatten und die uns auch sicherlich noch erwarten. Tage und Abend wie der gestrige und der heutige lassen uns das alles vergessen. Das Lichter-Panorama der Stadt, die einlaufenden Fischerboote, die Moewen, die Geraeusche aus dem Arbeitshafen von A Coruna, das wummern der Schiffsdiesel in der Bucht, leises Klingkling an den Masten…..der Wind hat nach gelassen, die Luft ist noch angenehm von der Sonne…einfach schoen!