Schon wieder so ein Gammeltag, schon wieder wird der Wecker einfach kalt gestellt. Es weht immer noch aber die Sonne blitzt schon an einem strahlend blauen Himmel. Fruehstueck auf unserer “Terrasse” mit Restbestaenden aus Frankreich (Crepes) und Kaffee aus den letzten aus Deutschland importierten Kaffeebohnen. Werner wuerde gerne gleich in die Stadt und das mit Einkaufen verbinden. Ich erinnere sanft an die Tatsache, das hier heute Maria Himmelfahrt und somit ein heiliger Feiertag ist, an dem ganz bestimmt keine Geschaefte geoffnet haben! Danach fallen wir erstmal in ein tiefes Loch des Nichtstun.

Da es nicht nach Regen aussieht und wir ja nicht den ganzen Tag nur rumhaengen koennen, soll wenigstens Waesche auf der Leine haengen. Also nehmen wir kurzerhand die kleine Bordwaschmaschine in Betrieb und ziehen ein paar lediglich nicht mehr so adrett riechende T-Shirts und leichtere Pullover durchs Sunil-Wasser. Auf der Leine flattern die Teile gut fest geklammert wie wild und sind innerhalb kuerzester Zeit trocken.

Aus Deutschland kommt zwischendurch per Email einigermassen positive Nachricht zum Thema Ankerwinsch: man kan ein neues Relais fuer uns ordern und auch das Nachruestkit fuer den Handnotbetrieb ist erschwinglich und wird geordert. Punkt 1 auf der Liste schon mal einigermassen abgehakt. Der Autopilot ist erstmal ganz in unserer Hand: wir sollen diverse Tests mit Strom und Kabelage veranstalten. Hmm, wir sind ja jetzt nun wirklich nicht die Elektro-Helden….Ralf von der “malwieder” kommt und gibt Tipps und Ratschlaege, laesst aber den Skipper erstmal selber bosseln. Das klappt auch gar nicht mal so schlecht und hilft ihm, seine Beruehrungsaengste abzubauen. Versteh ich gar nicht, warum er die hat - seine Haare stehen doch sowieso schon die meiste Zeit zu Berge und wie Mister 1000 Volt laeuft er auch oefter durch die Gegend, da kann so ein kleiner Stromschlag doch eigentlich nicht mehr viel ausmachen :-)))

Nach einer Kabelverwechslung, diversen Umklemmaktionen und Strom irgendwo direkt drauf legen und einem gewissen Sicherungsverschleiss gelingt es den beiden Maennern tatsaechlich, unseren Autopiloten zum Leben zu erwecken!! Ich bin begeistert. Werners Aufgabe ist es jetzt, die Kabel nochmal zu ueberpruefen. Wenn er dann immer noch funktioniert, haben wir hier auch ein Erfolgserlebnis.

Nach so viel Aktivitaet an einem Gammeltag beschliessen wir ganz spontan und kurzfristig, den Tag gemeinsam mit Dieter und Heidi in der Altstadt ausklingen zu lassen. Puenktlich um 20 Uhr sind wir am vereinbarten Treffpunkt auf dem Rathausplatz, den wir trotz gewisser Ortsunkenntnis und lueckenhaftem Stadtplan ohne grosse Umwege finden. Ich waere allerdings nicht puenktlich gekommen: Viel zu oft bleibe ich stehen und gucke mir die Haeuser an, bin fasziniert von den Einblicken in die verwinkelten Strassen und Gassen, von dem Leben auf ebendiesen Gassen. Ueberall sind Bars oder gemuetlich aussehende Jamonerias, in denen jede Menge riesiger Schinken von der Decke haengen. Bei den Gaesten ist von ganz jung bis alt jede Altersstufe vertreten, man sitzt zum Grossteil auf der Strasse, auf Mauern oder einem Sammelsurium von Stuehlen um wackelige Tische. Ein Stimmengewirr und Kinderlachen liegt ueber allem, das pralle Leben. Palmen und andere fuer uns exotische anmutende Pflanzen beherrschen kleine, freie Ecken vor Mauern. Zwischen Kirchen und Haeusern trifft man immer wieder auf schoen angelegte und bepflanzte Plaetze. Das Pflaster der Gassen besteht aus grossen, quadratischen alten Steinplatten auf denen man gut laufen kann und uns das Flair von frueher vermitteln. Alte oder zumindest im alten Stil gemachte Strassenlaternen an den Haeusern spenden ein angenehmes Licht, das zu dem Gesamtbild gut passt. Die Holzerker sind meist gradlinig und schlicht, aber auch verschnoerkelt und liebevoll gestaltet. Wahllos und mehr von der Anzahl der Stuehle um einen der wenigen freien Tische bestimmt lassen wir uns vor einer Tapas-Bar nieder, ordern spanisches Bier, Vino Tinto (der ist natuerlich fuer mich) und futtern uns einmal durch das Tapas-Angebot. Trotz vorgerueckter Stunde ziehen immer noch Heerscharen von gut gekleideten Spaniern aller Altersstufen hier durch. Wir ziehen ebenfalls weiter. Die Maenner haben Kaffeedurst und ausgerechnet dieses Getraenk ist nicht im Angebot der Bar. In einer etwas modernen Bar unten an der grossen Promenade kehren wir ein 2. Mal ein. Kaffee und Kuchen bzw. Crema Catalana bilden den Abschluss unseres Bummels. In Dieter und Heidi haben wir wieder einmal Segler kennen gelernt, deren Lebensgeschichte der unseren sehr aehnelt, mit denen wir auf der gleichen Kurslinie laufen. Bei vielem, was wir uns erzaehlen, laechelt das Gegenueber wissend und nur zu oft faellt der Satz “das geht uns ganz genauso”. Viel zu schnell vergeht die Zeit wieder, aber wir sehen uns auf jeden Fall noch hier in A Coruna und auch auf unseren weiteren Wegen werden sich unsere Kurse immer wieder kreuzen oder parallel laufen.