Kontrastprogramm fuer Segler: statt die Weite der See duerfen wir die Hoehe der Berge bewundern und anstatt vor Wellen- stehen wir vor Bergwaenden. Teilweise ist noch Schnee zu sehen und die grau-schmutzigen, beachtlich grossen Haufen am Strassenrand lassen erahnen, welche Schneemengen hier noch bis vor kurzem gelegen haben muessen.

Der Wettergott meint es aber gut mit uns: fruehlingshafte Temperaturen locken hier nicht nur die diversen Pflanzen ans Tageslicht, sondern verlocken auch die Kroeten zu abendlichen Wanderungen. Vorzugsweise ueber die Wege, was dann zu Slalomgaengen und –fahrten fuehrt! Und das ohne Taschenlampe!!

Aber wir sind ja nicht die 855 km von Langwedel nach Bad Reichenhall – genauer gesagt zum Thumsee – gefahren, um die Landschaft oder Flora und Fauna zu bewundern. Nein, wir wollen unseren Wissensstand in punkto Medizin-auf-See erweitern.

Fuer mich das 3., fuer meinen Skipper dagegen das 1. und vor allem: unser erstes gemeinsames Seminar! Eine bunte Truppe von 21 TO-lern trudelt am Freitagnachmittag so nach und nach im Hotel Seeblick ein und bezieht Quartier. Der Organisator und Hauptreferent, Dr. R. Clasen, bereitet alles vor und puenktlich um 17 Uhr startet das Seminar. Kurze Abendessen-Pause und dann geht es nochmal bis 21 Uhr weiter. Ein Absacker im gemuetlichen Ambiente des Bar/Lobby-Bereiches und schon bald verziehen wir uns in unsere Kojen. Denn in unserem Zimmer hat es tatsaechlich richtige Schlafkojen. Wir fuehlen uns fast wie auf einem Schiff unter dem mit Holzschindeln gedeckten Dach des 800 Jahre alten Hauses, in dem wir untergebracht sind.

Am Samstag wird Dr. Clasen von 2 weiteren Referenten unterstuetzt und wir lernen viel (und auch fuer mich wieder mal etwas anderes) ueber Notfallmedizin, Wiederbelebungsmassnahmen,

Demonstration des Defibrillator (AED) - ueberraschend einfach in der Handhabung

Demonstration des Defibrillator (AED) - ueberraschend einfach in der Handhabung

Wundversorgung. Von Dr. Sirtl (seines Zeichens Chirurg) werden wir dann im klammern und naehen von Wundern instruiert. Die ganz unterschiedliche, aber immer humorige Art der Referenten lockern die von der Natur her doch eher ernsten Themen angenehm auf und fordern nicht nur unsere Gehirnzellen sondern auch die Lachmuskeln.  Leider hat Dr. Sirtl von seiner Frau strengstes Selbst-Versuchs-OP Verbot! Und so bleibt es bei der Demonstration an einer Schweinshaxe.  Es folgen die praktischen Uebungen der Teilnehmer.  Aus Platzgruenden  auf den diversen Tischen der Hotelterrasse, was die anderen Hotelgaeste nach anfaenglich neugierigem Zuschauen relativ schnell das Weite suchen laesst. Ob es am Anblick der Schweinshaxen oder an unseren Naeh- und Tackerkuensten oder gar an den Kommentaren liegt, lassen wir mal dahin gestellt sein.

Der Skipper bearbeitet die Schweinshaxen-Wunde mit Nadel und Faden

Der Skipper bearbeitet die Schweinshaxen-Wunde mit Nadel und Faden

 

Nach einer kurzen Verschnaufpause widmen wir uns getreu dem Motto „essen und trinken haelt Leib & Seele beisammen“ dem leiblichen Wohl und fahren zum Bayrischen Abend auf die Padinger Alm. Auch in der Dunkelheit ist der Ausblick über Bad Reichenhall und auf die benachbarten Berge imposant. Aber hier leben, nein das koennen wir uns nicht vorstellen. Auch wenn uns der hiesige Baustil der Haeuser und das viele verwendete Holz gut gefallen. Kugelrund gefuttert geht der Abend gegen 22 Uhr zu Ende, ein letzter Kroetenslalom per Auto auf dem schmalen Zufahrtsweg zum Hotel, dann nochmal  Slalom per Pedes auf der Hunderunde, schon ist es wieder Zeit,  in meine Koje zu  fallen. Dem Skipper darf ich um Mitternacht die Brille von den Augen ziehen, den Fernseher ausknipsen und dann ist endgueltig Ruhe im Zimmer.

Sonntag – 3. Tag: wir reflektieren die vergangenen Tage, der Inhalt des TO Notfallkoffers wird vorgestellt und auch diskutiert bzw. hinterfragt. Unterkuehlung und Bergung, Medikamentenmitnahme und – fuer mich besonders wichtig – Seekrankheit stehen noch u.a. auf dem Programm. Puenktlich zu High noon ist dieses Seminar-Wochenende zu Ende,  nach herzlicher Verabschiedung machen wir uns mit neuen Adressen im Gepaeck und einer To-do-Liste mit der Ueberschrift „Medizin/Medikamente“ auf den Heimweg.

Neben den fachlichen Seminar-Inhalten haben wir auch viel Interessantes über Reviere, Schiffe, Technik und ueber andere Menschen mit aehnlichen Plaenen und Trauemen gelernt und erfahren. Und unsere Liste mit „Kontakten“ wieder mal erweitert. Wir sind sehr gespannt, wen wir wann und wo wieder treffen.

Wenn wir im April zum 2. TO-Seminar „Kommunikation auf Yachten“ anreisen, wissen wir zumindest umgebungstechnisch schon, was uns erwartet. Irgendwie auch angenehm. Wir koennen die Teilnahme am Seminar, dass auch in 2013 stattfinden soll, auf jeden Fall empfehlen!