Verehrte Leserinnen und Leser unserer Website!

Saemtliche bisher eingestellten Beitraege hat Ihre Admiralitaet Elke verfasst. Es wird also Zeit, dass ich selbst mich auch mal aeussere.

2010 ist so gut wie gelaufen. Gott sei’s getrommelt und gepfiffen. Dieses Jahr war fuer uns naemlich das reinste Seuchenjahr.

Angefangen hat es gleich im Januar. Einer unserer LKW ist bei Cuxhaven in eine Schneewehe gerauscht. Dem Fahrer ist - das ist das Wichtigste – erfreulicherweise nichts passiert, dem LKW dafuer umso mehr – Totalschaden.

Keine sechs Wochen spaeter, ebenfalls bei Dreckswetter und schneeglatter Fahrbahn, wird der naechste Truck nach einem leichten Bremsmanoever aus den Spurrillen gehoben und gleitet im Zeitlupentempo die Boeschung hinunter. Leider war diese fast 5 m tief und der Schaden am Fahrzeug ueber 25 Mille hoch.

Im April dann der Gau: ein weiterer, mittlerweile ehemaliger Mitarbeiter wird schuldlos in einen Unfall mit Todesfolge verwickelt. Ein entgegenkommendes Fahrzeug hatte seine Spur nicht gehalten und war frontal mit unserem LKW zusammengestossen. Die Wucht des Aufpralls war so gross, dass der PKW mehr als 25 m durch die Luft geschleudert wurde. Die Fahrerin war auf der Stelle tot. Unser Fahrer konnte die entsetzlichen Bilder nicht verarbeiten und hat mehrere Monate in der Psychatrie verbracht, erst in der geschlossenen, spaeter in der offenen. Heute scheint der Junge genesen und psychisch wieder stabil. Allerdings verweigern ihm die Aerzte immer noch die Fahrerlaubnis, sodass er in seinen erlernten Beruf zurueckgegangen ist.

Eine solche Unfallserie hatte ich in fast 30 Jahren Selbstaendigkeit noch nicht erlebt. Danach habe ich nur noch von Sommer, Sonne, Sonnensegeln und Urlaub getraeumt.

Dieser kam dann irgendwann auch, jedoch ohne Sonne und Sonnensegeln. Schietwetter war angesagt. Wir waren gerade erst ein paar Tage unterwegs, als wir von Bagenkop aus die Suedspitze Langelands runden wollten. Bei fuer Ostseeverhaeltnisse recht hoher See und heftigstem Kabbelwasser ereilte uns bzw. unseren Motor dann ein Seeschlag. Kuehlwasser war ueber den Auspuff und die Kopfdichtung in den Motor gelangt und hatte sich mit dem OEl vermischt. Fuer uns bedeutete das 6 Tage Reparaturaufenthalt in Spodsbjerg – die Ersatzteile fuer unseren Caterpillar waren nicht vorraetig – und fast genauso viele Tausender an Repakosten.

Schon kurz vor unserem Urlaub hatte ich an meinem Hals eine Minischwellung entdeckt. Der mass ich keine weitere Bedeutung zu, da ich direkt vor unserer Abfahrt doch einige Stunden mehr gearbeitet hatte als sonst und an eine leichte Mandelentzuendung gedacht hatte. Waehrend der ersten Urlaubswoche wurde die rechte Halsseite dann immer dicker. Zuletzt hatte sich ein richtiges Ei gebildet. Doch nach gut einer Woche gingen die Schwellung und damit meine Sorgen deutlich zurueck. Die rechte Seite war zwar immer noch dicker als die linke, tat aber nicht weh. Ich spuerte nur sehr deutlich, dass sich in meinem Hals etwas bewegte.

Einige Tage nach unserem Urlaub bin ich dann zum Hausarzt gegangen, der mich jedoch gleich zum HNO-Arzt ueberwiesen hat. Dieser diagnostizierte dann nach laengerer Untersuchung ein Schilddruesenkarzinom. Dieser kleine Knoten von vor unserem Urlaub hatte sich mittlerweile zu einem Monster von 4,2 cm x 2,7 cm entwickelt. Die vermeintliche Schwellung hatte sich nicht zurueckgebildet, das Karzinom hatte sich nach innen gearbeitet.

Nun ging alles ganz schnell. Montags war ich beim Hausarzt, mittwochs und donnerstags beim Facharzt und freitags in der Klinik. Dort hatte ich dann von 08.00 bis 15.00 Uhr einen wahren Untersuchungsmarathon zu durchlaufen. Am Ende stand ein Gespraech mit dem Professor an. Dieser eroeffnete mir dann, dass man noch einen zweiten Tumor, ein Zungenbeinkarzinom, den Verursacher allen bisherigen Uebels, entdeckt habe.

Das Wochenende konnte ich noch zu Hause verbringen. Am folgenden Montag um 08.00 war die erste OP terminiert. Das Schilddruesenkarzinom sowie einige Lymphknoten wurden entfernt und zur histologischen Untersuchung eingeschickt. Der Befund am folgenden Tag war eindeutig: hochagressiver Krebs mit Befall der Lymphknoten. Die naechste Operation, bei der mir das Zungenbeinkarzinom sowie alle im Halsbereich befindlichen Lymphknoten entfernt wurden, wurde fuer den Freitag angesetzt. Dieser Eingriff war schon ein wenig heftiger. Grundsaetzlich jedoch habe ich beide Eingriffe gut weggesteckt. Das lag wohl weniger an mir als am Operateur Prof. Dr. Bergler und seinem Team. Der Herr und seine unterstuetzenden Haende haben waehrend beider Eingriffe einen tollen Job gemacht. Auch die AErzte und das Pflegepersonal auf der Station waren super. Alle haben mir eine wahnsinnige Fuersorge zuteil werden lassen. Manchmal bin ich mir eher in einem Hotel denn in einer Klinik vorgekommen. Herzlichen Dank von hier aus noch mal an alle, auch an die Administrationsstrategin Frau Maass, die alle meine Termine schnell und routiniert auf die Reihe gebracht hat!

Nach dem Klinikaufenthalt ging es ambulant in eine kombinierte Chemo- und Strahlentherapie. Waehrend ich die Chemos relativ problemlos weggesteckt habe, haben mir die sehr kraeftezehrenden und teilweise auch schmerzhaften Bestrahlungen doch arg zugesetzt. Die moralische Unterstuetzung des Personals vor Ort hat mir jedoch darueber hinweg geholfen.

Auch hier darf ich mit Lob nicht sparen. Der Strahlentherapeut Prof. Dr. Carl hat ein junges, hoch motiviertes Team um sich geschart. Ich wurde eher als Kunde denn als Patient gesehen, genau wie auch in der Gemeinschaftspraxis der Doctores Doering. Frau Dr. Doering sowie die sie unterstuetzenden Schwestern waren stets sehr aufmerksam und hilfsbereit mir gegenueber. Nachdem, was ich bisher so ueber die Gesundheitswueste Deutschland gehoert und gelesen hatte, war ich einfach nur absolut positiv ueberrascht.

Mittlerweile ist die Therapie beendet. Seit den beiden Operationen ernaehre ich mich ueber eine Magensonde und habe mehr als 20 kg verloren. Aber seit Ende der Bestrahlung nehme ich ganz langsam wieder zu, so 100 g pro Tag. Wenn ich irgendwann mich wieder normal ernaehren werde koennen, werden sich die Kilo wohl schnell wieder auf den Hueften absetzen.

Ende Januar 2011 werde ich eine Reha antreten, Ende Februar dann den naechsten Untersuchungsmarathon bestreiten. Danach entscheidet sich, wie’s mit mir weitergeht.

Die Krebstherapie hat eine medizinisch-technische und eine psychologisch-soziale Seite. Die erste habe ich schon abgearbeitet, die zweite Seite steht nun an. Alle Mediziner, mit denen ich wegen meiner Krankheit gesprochen habe, raten mir, mein bisheriges Leben radikal zu aendern. Das heisst fuer uns: raus aus dem Job, raus aus dem Haus und rauf aufs Schiff und ab Mitte naechsten Jahres Leinen los!

Aber vorher ist ja erst einmal Weihnachten angesagt. Heiligabend kommt unser Freund Heiner zum Essen. Am ersten Feiertag kommen meine Kinder. Dann ist die Huette voll. Ja, und dann wird mit Silvester schon bald das Ende dieses Seuchenjahres eingelaeutet. Ab Neujahr wird es dann nur noch gut und besser!

Auf unserer Sartseite haben wir Bjoern Larsson aus seinem Keltischen Ring lesen lassen. So aehnlich moechten wir unser Leben auf See bzw. auf dem Schiff gestalten. Fuer mich persoenlich, fuer mein neues Lebensmotto muss ich nun auch noch Robert Louis Stevenson zitieren:

“Im Leben geht es nicht nur darum, gute Karten zu haben, sondern auch darum,

mit einem schlechten Blatt gut zu spielen”

In diesem Sinne wuenschen wir Euch frohe Weihnachten, ein paar tolle Festtage sowie einen guten Rutsch in ein gesundes, erfolgreiches und in jeder Beziehung grandioses 2011!

Elke & Werner