Jahres-Archiv 2009

Marstal - unser erster daenischer Hafen

Ringggg – Urlaub und trotzdem klingelt der Wecker! Gegenueber am Kai tobt auch schon wieder das pralle Fischerleben…., auf dem Steg ueber uns unterhalten sich zwei Maenner ziemlich laut Wir beschliessen, uns umgehend aus der Koje zu werfen. Schliesslich wollen wir ja was vom Tag haben. Und das Hundeprogramm fordert eben eine andere Zeitplanung wie bisher.

Kneipenidylle in Maasholm

Kneipenidylle in Maasholm

Fischeridylle, eine wunderschoene Ankerbucht – wir umrunden den kleinen Ort, inspizieren noch das Angebot des Baeckers und schaffen es trotz allem, um 11:15 abzulegen. Mit uns laeuft eine richtige Armada aus der Schlei aus, natuerlich zum Grossteil unter Segel! Wir motoren lieber in dem engen Fahrwasser und schaemen uns auch nicht dafuer.

Anfangs ist es noch etwas kuehl, der SW weht mit 3-4 wie gehabt, in Boen auch mal mit 5. Es geht mit halbem Wind Kurs Marstal (wo der Skipper uebrigens gestern eigentlich schon hin wollte). Unsere Manoever in punkto Segelsetzen und –bergen sind absolut verbesserungswuerdig, ebenso unsere diversen Reffleinen! Ein Telefonat mit unserem Freund Heiner bestaetigt uns, dass auch die Doertita heute nach Marstal segeln wird. Heiner ist mit einem Freund schon etwas laenger unterwegs und muss auch schon wieder Richtung Kanal. Die Fahrrinne nach Marstal ist recht eng, die Liegeplaetze an der Pier alle reserviert fuer die richtig grossen Schiffe. Ein einheimischer Segler auf einem der Yachthafenstege meint, wir wuerden an Steg 10 auch mit unserer laenge Platz finden, allerdings nur in Boxen. Als wir unseren Tiefgang mitteilen, winkt er dann doch bedauernd ab. Wir gehen hinter einem kleineren daenischen Segler an die Pier vor eine Sandverladestelle, zwischen einer alten Faehre und dem Reparaturdock. Die Hafenmeister laufen zu bestimmten Uhrzeiten ueber die Stege und kassieren das Liegegeld und wir erhalten die Auskunft, das wir dort liegen bleiben koennen.
Als wir nach dem ersten Spaziergang wieder in die Naehe unseres Schiffes kommen, sehen wir schon von weitem einen 2. Mast neben dem unseren: das kann doch nur die Doertita sein! Somit ist Heiners Ueberraschung geplatzt, die Freude ueber das Wiedersehen aber trotzdem gross!

Auch hinter uns liegt noch ein Segler. Wir trinken ein gemeinsames Anlege-Alser und spazieren spaeter durch die kleinen Gassen Marstals zu einer Art Pizzeria-Imbiss. Geschmacklich nicht berauschend aber essbar, dafuer sind die Preise umso heftiger und lassen uns doch etwas zusammen zucken. Es wird noch ein schoener Abend den wir an Bord ausklingen lassen.

Maasholm

In Holtenau treffen wir zwei Feststellungen: so viele Einhandsegler sind uns bis dato noch nicht bewusst begegnet und es fahren mehr Schiffe von Kiel Richtung Brunsbuettel wie umgekehrt. Letzteres liegt natuerlich daran, das die Ferien in einigen Laendern zu Ende gehen. Den Grund fuer ersteres haben wir nicht gefunden, die „Betroffenen“ allerdings zu diesem Thema auch nicht interviewt.
Wir legen erst nach Mittag ab. Da unser Hund auf die Salzwasser-Kur gestern erwartungsgemaess mit Durchfall reagiert hat, moechen wir nicht losfahren ohne erfolgreichen Gassi-gang. 13:30 sind aber auch unsere Leinen los. Wir ziehen die Genua raus und beschliessen Faulenzersegeln nur mit diesem Segel. Nach einigem Hin und Her bezueglich des heutigen Zieles nehmen wir Kurs auf Maasholm.
Die Hoehe, die unser Schiff laeuft, begeistert uns wieder einmal und wir schaffen es, bis kurz vor die Ansteuerungstonne zur Schlei unter Segel zu laufen. Werner meint, ich koenne auch schon „die kleine,gruene Tonne“ ansteuern, stellt dann aber fest: „oh, da sitzt ja einer drin“ – hm, dann ist das wohl eine Tonne in Fahrt oder eine Angeltonne?? Ich halte mich auf jeden Fall lieber an die richtige, die grosse rot-gruene !
Unsere Hoffnung, noch einen Platz an der Pier im Maasholmer Hafen, macht ein Blick durchs Fernglas zunichte. In die letzte frei Luecke passen gerade noch 10/11 meter Schiff, aber keine 15! Ein Anruf beim Hafenmeister gibt uns die Erlaubnis, im Fischereihafen hinter der 2. Bruecke fest zu machen. Wir zweifeln etwas, ob wir hier wirklich richtig sind, aber da der Herr ueber die Liegeplaetze schon Feierabend hat und uns auch sonst keiner vertreibt, beschliessen wir, korrekt zu liegen.
Nach Fish (Fischfilet im Bierteig) und Chips (Pommes) Maasholmer Art vom Imbiss sitzen wir an Deck und geniessen das Treiben in einem noch aktiven Fischereihafen. Nachdem der 3. Kutter unter voller Beleuchtung eingelaufen ist, hat der Staplerfahrer am Kai seinen Einsatz und irgendein Aggregat ist ebenfalls lautstark im Einsatz. Was uns aber alles nicht stoert.
Wettertechnisch war es heute sehr angenehm: knappe 24°C maximal, meist sonnig, ab und an ein paar Wolken, trocken, Wind aus W 3-4 in Boen auch mal 5 – richtig tolles Segelwetter.
Der Hund lag mehr als entspannt in seinem Korb, lediglich das mit den Vorfahrtsregeln war noch nicht so 100%. Warum muessen die immer ausgerechnet meinen Kurs kreuzen???
Unsere An- und Ablegemanoever verlaufen dagegen zu unserer vollsten Zufriedenheit.

Vom Gieselaukanal bis Holtenau

Liegeplatz vor der Gieselauschleuse

Liegeplatz vor der Gieselauschleuse

Die Nacht war unwirklich ruhig. Sitzen wir vielleicht doch auf? Ist das Wasser aus unerfindlichen Gruenden gefallen? Das Schiff bewegt sich keinen Millimeter und ich komme mir vor, als waere ich an Land – fast. Ein-, zweimal hat der Schwell vorbeifahrender Schiffe auf dem Kanal unser Schiff doch einige Male hin- und hergehen lassen.
Um 6 Uhr legt das erste der anderen Segelboote schon ab. Der Hund macht uns Kummer: beim rausheben zerrt er sich die linke Hinterhand, er jault laut uns schont sehr stark. Zum Spaziergang muss er sanft aber bestimmt gezwungen werden, die Badestellen am Kanal sind so gar nicht nach seinem Geschmack, die Wege stinklangweilig - also aus Busters Sicht ein bloeder Platz. Er will zuegig zurueck an Bord. Zumindest bekommen wir ihn ohne weitere Probleme wieder dorthin. Die Weiterfahrt verspricht wieder „hot“ zu werden, die Sonne heizt uns tuechtig ein.
Um 10:50 passieren wir Rendsburg. Unterwegs haben wir noch einige groessere Poette passiert, die zum Teil auch Lotsen uebernommen haben.
Wir haben die ersten sonnenueberstrapazierten Hautstellen, der Hund liegt vorzugsweise hinter dem Ruderrad. Keine Ahnung, was ihm daran so besonders gut gefaellt.
Am Kanal stehen teilweise wirklich schoene Haeuser, was uns allerdings nicht davon abhaelt, ueber einige bauliche Stilblueten – oder soll man besser sagen: Auswuechse – zu laestern. Die Schwebefaehre von Rendsburg wird heute offensichtlich repariert und kann daher nur im Ruhezustand fotografiert werden.
Vor der Schleuse Holtenau muessen wir nur kurz warten, wir duerfen nach einem Berufsschiff einfahren. Werner geht die Passage bezahlen und Buster versteht die Welt nicht mehr: Fender sind draussen, die Leinen fest, Herrchen geht von Bord….und was ist mit mir??? Diese Frage stellt er mehr als lautstark, was wiederum die Besatzung des auslaendischen Frachters neben uns sehr erheitert.
Hinter der Schleuse gehen wir sofort backbord an den dortigen Steg, dieses Mal ist hier jede Menge Platz. Die akzeptable Liegebuehr von 11 Euro, die Naehe zu Baecker, Metzger, einem Sky-Markt sowie einiger Restaurants machen diesen Platz wirklich attraktiv. Den Schluessel fuer die Duschen gibt es gegen Kaution beim Schleusenpfoertner, was will man mehr!
Sogar eine Buster-Badestelle finden wir nach einigen hundert Metern. Leider schmeckt unserem Hund auch das Salzwasser mehr als gut und so landet einiges davon nicht nur in seinem Fell sondern auch im Magen.
Die Treppe vom Steg zur Strasse ist das einzige Handikap fuer uns bzw. ihn, damit tut er sich etwas schwer.
Wir machen Einkaeufe und schwitzen ordentlich. Abends regnet es kurz und stark, von Abkuehlung allerdings keine Spur.

Auf dem NOK

Fahrt nach Brunsbuettel – aufgrund widriger Winde wieder einmal unter Motor. Die letzten Meilen rollen wir dann doch noch unsere grosse Genua aus und oh Wunder: nur mit diesem Segel sind wir schnell wie unter Maschine!
Es ist sonnig + warm, wir verpassen knapp die Schleusung in den NOK! 5 Minuten eher und wir waeren noch mit rein gekommen. So duempeln wir vor Topp & Takel geschlagene 2 Stunden auf der Warteposition in der Elbe rum, der Hund fiepst und schaut uns vorwurfsvoll an. Tut uns leid, aber da haben wir jetzt keinen Einfluss mehr drauf. Das naechste Mal rufen wir die Schleuse vorher ueber Funk!
Schliesslich geht aber auch fuer uns das Signal auf weiss und wir laufen zusammen mit einer kleinen Etap in die Schleuse ein. Alle Manoever laufen bestens, auch das Anlegen am Ausweichsteg im NOK. Der Hund nimmt erst einmal einen ordentlichen Schluck aus Wasserschuessel, dann ein Kanalbad (sehr zu unserer Begeisterung, aber er findet es ganz toll) und verrichtet dann auch noch alle wichtigen „Geschaefte“. Gegen 15 Uhr geht es weiter, Ziel Gieselaukanal – vielleicht sogar Rendsburg? Die Sonne brennt vom Himmel und das von Werner mehr als belaechelte Sonnensegel von Ikea bringt uns bei richtiger Positionierung doch etwas wohltuendenen Schatten. Sieht zwar bescheuert aus, aber Hauptsache wir bekommen keinen Sonnenstich und fuer Buster wird es dadurch auch ertraeglicher.
Bei KM 40,5 laufen wir in den Gieselaukanal bzw. in dessen Zufahrt ein. Unter argem Protest meinerseits: das Echolot zeigt gerade mal noch 2,9 mtr. An – und der Skipper laesst mich bewusst im unklaren darueber, wie das Lot ueberhaupt eingestellt ist. Grummel, auflaufen im Gieselaukanal – das war schon immer mein Traum!! Mein entsprechendes Gemaule wird ignoriert und belaechelt und wir laufen auch nicht auf. Hinter der naechsten Biegung taucht ein vertraeumt wirkender, idyllischer Liegeplatz vor der Schleuse auf. Platz satt an den beiden Stegen auf jeder Seite. Wermutstropfen: der Gitterrost an unserem Steg ist für Hundepfoten nicht so wirklich angenehm. Aber sonst: Ruhe und Landschaft satt. Die einzigen Gerausche sind das zwitschern der Voegel, die Geraeusche der auf dem Kanal vorbeiziehenden grossen Schiffe, das Klappern der Schleusenbruecke wenn ein Auto darueber faehrt, Werners Magenknurren….und das fiepen des Hundes. Das Wasser ist spiegelglatt, der Skipper beschwert sich, das ich nicht wie gewuenscht auf diverse Anspielungen seinerseits reagiere. Buster versucht sich als Fliegenfaenger (vergeblich), zwei weitere Boote machen fest, eines davon ist die uns schon bekannte Etap aus der Schleuse, ein traumhafter Sonnenuntergang rechts von uns, vor unserem Bug das knallrote Doppel-Licht der Schleuse, der Hund fiepst immer noch, auf der Wiese faengt eine Kuh das muhen an. Kommentar Werner: „die ruft nach dir“ – Das ist unser erster, richtiger Abend an Bord – wir sind angekommen im Urlaub, angekommen im Bordleben

Hektischer Start

Hektik, die Zeit laeuft uns davon. So viel noch zu erledigen und wir muessen ja auch noch nach Bremerhaven fahren. Der Hund nimmt sich heute eine Extra-Portion Zeit zum Gassi-gehen, irgenwie haben Tiere wohl ein besonderes Gespuer fuer so etwas! Werner ruft schon das 2. Mal an: wo seid ihr??
Endlich ist alles im Auto verstaut und wir sind auf der Autobahn. Natuerlich haette man auch alles mehr in Ruhe vorbereiten koennen…aber Job, Besuch der Kinder und damit verbundene Sightseeing-Touren sowie eine kurzfristig anberaumte Grillparty haben wieder einmal keinen Spielraum fuer solche langweiligen Aktionen gelassen. Typisch halt für die Nagel’s!
Auch die geplante Vorbereitung unseres Bordhundes fuer sein erstes „an-bord-gehen“ (oder besser gesagt: gehoben werden) ist sang- und klanglos in den anderen Aktivitaeten unter gegangen. Jetzt wird er ohne grosse Ankuendigung in die eigens noch angeschaffte Schwimmweste gepackt, von seinem starken Frauchen (aechz) vom Steg Richtung Skippers starken Armen gehoben. Ein zittriger, verwirrter Hund weiss gar nicht wie ihm geschieht, rutscht erst einmal mit gespreizten Pfoten uebers ungewohnte Deck und landet nach einigem Hin und Her und gutem Zureden endlich wohlbehalten im Cockpit. Uff, das waere schon mal geschafft.
Beim Ablegemanoever haben wir wieder einmal tatkraeftige Hilfe einiger Segelfreunde, was bei dem herrschenden Wind auch dringend notwendig ist. Prompt bandelt unser Buegelanker mit dem Bugkorb der Timbat an, die beiden werden aber sofort wieder getrennt und es geht ohne groesseren Schaden ab.
Schleuse, Weser – alles wie gehabt. Auch die Wellen…. Wind gegen Welle – Buster’s 1. Tag auf See wird ruppig. Wir laufen unter Motor, die Wellenhoehe ist 1,5-2mtr und selbst unser Schiff eiert ziemlich rum. Prompt wird mir etwas unwohl, der Hund zittert und weiss nicht so recht, wohin. Wenn er koennte, wuerde er mit Sicherheit diesen wackligen Ort umgehend verlassen. Sein bevorzugter Platz ist zwischen Steuerrad und Beinen des Rudergaengers, also quasi die engste Stelle in unserem Cockpit. Fuer den Rudergaenger heisst das: die Fuesse still halten und aufpassen, dass die Hundeschnauze nicht das Steuerrad blockiert. Denn auch das hat unser Hund schnell heraus gefunden: die Speichen des Ruderrades eignen sich hervorragend als Ablage für muede Hundenasen.
Erst als wir unter Segel Richtung Cuxhaven laufen, wird das Wasser und damit auch der Hund ruhiger. In der Elbmuendung muessen wir wieder motoren, haben aber nur noch eine leichte Duenung.
Nach 21 Uhr erst laufen wir in Cuxhaven ein und wie erwartet sind alle Boxen belegt. Die Paeckchen bestehen auch schon meist aus 5 oder 6 Schiffen, wie sollen wir da den Hund von und an Bord bekommen? Buster wiegt immerhin ueber 30 KG und findet getragen werden nicht besonders spassig. Kurzerhand laufen wir den Notfall-Kopfsteg an. Meine Guete, welch ein Aufruhr: aus allen Nachbarschiffen springen Leute, helfen uns zwar beim anlegen, weisen aber auch umgehend in allen moeglichen Sprachen (sehen wir irgendwie wie Auslaender aus???) darauf hin, dass wir hier auf gar keinen Fall festmachen koennen. Ich deklariere uns kurzerhand zum Notfall, schliesslich muss unser Hund nach mehr als 10 Stunden tapferem Ausharren dringend an Land, halte mich gerade eben noch so davor zurueck meinen ersten Mord zu begehen, und nachdem sich die ersten Wogen geglaettet haben, bleiben wir einfach liegen.
In einem der Paeckchen entdeckt Werner die „Cappuccino“ mit Rotraud und Lutz und wir sind ueberrascht, dass deren 5woechiger Bootsurlaub schon wieder vorbei sein soll!
Der Hafenmeister reisst uns am anderen Morgen uebrigens nicht den Kopf ab: „wer so spaet kommt, kann dort ruhig festmachen“.
Trotzdem aergere ich mich ein wenig: wie haette man uns denn eigentlich einen echten Notfall ansehen wollen? Kann man die Leute nicht erstmal in Ruhe anlegen lassen und dann debattieren? Das war nun schon der 2. Vorfall in dieser Richtung und ich weiss echt nicht mehr, wie ich beim naechsten Mal reagieren werde.
Wie auch immer, wir sind gestartet und haben unsere erste Etappe geschafft. Nach Urlaub fuehlt es sich allerdings noch nicht so wirklich an. Als unerschuetterliche Optimistin denke ich: es kann nur besser werden!

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